Nach dem Social Web brauchen wir ein “Private Web”

Privatspähre ist out. Mark Zuckerberg nannte Datenschutz angeblich “nicht mehr zeitgemäß” und Google CEO Eric Schmidt meint: “Hast du etwas, das keiner wissen sollte, solltest du es vor allem gar nicht erst tun.” Dabei reden sie nicht nur für ihre Unternehmen sondern schwimmen mit einem Zeitgeist, der das Private öffentlich macht. Und in all das hinein meldet Heise: “US-Strafverfolger nutzen soziale Netzwerke für verdeckte Ermittlungen“. Tötet das Web die Privatsphäre?

Der Streit um die Privatsphäre im Netz ist älter als das Social Web und scheint viele “Digital Natives” gar nicht mehr zu interessieren. Angeblich seien es nur die über 40jährigen, die vor einem laschen Umgang mit der Privatsphäre warnen, während jüngere Generationen gerade einen kulturellen Wandel herbeiführen. Alles ist normal, alles ist erlaubt, und wenn jemand (Eltern? Lebenspartner? Chef?) ein Problem mit einer Sache hat, dann ist er eben nicht der Richtige für uns. Und für Probleme wie Identitätsdiebstahl wird sich sicherlich eine Handhabe finden.

Kann man so sehen, muss man aber nicht – auch unter 40. Denn längst haben die Datenberge Begehrlichkeiten in Unternehmen und beim Staat geweckt. Laut Electronic Frontier Foundation gehen wir viel zu unvorsichtig mit unseren Daten auf sozialen Netzwerken um. Wir “befreunden” uns bereitwillig mit wildfremden Menschen und erlauben ihnen damit, unsere täglichen Statusmeldungen zu lesen. Das wird dann von Finanzbeamten und Strafverfolgern mit Hilfe von gefälschten Accounts ausgenutzt, um Verdächtige auszuspähen. Dabei ist es gar nicht nötig, sensible Daten ins Netz zu stellen. Allein unsere Beziehungen zu anderen Menschen, die auf Facebook & Co. abgebildet werden, verraten oft sehr viel mehr über uns, als wir glauben.

Warum überhaupt dieser Zeitgeist? Treffen zufällig gerade Voyeurismus, Exhibitionismus und das Internet zusammen? Oder steckt dahinter ein Gruppenzwang – mitmachen müssen, um dazu zu gehören? Letzteres wäre ungut. Denn selbst wenn eine Veröffentlichung im Netz niemals Nachteile mit sich brächte, würde das Nicht-Veröffentlichen-Wollen verdächtig wirken und Nachteile bedeuten. Man kann eben nicht nicht kommunizieren.

Danah Boyd, die für Microsoft soziale Netzwerke erforscht, brachte auf ihrer viel beachteten Keynote auf der “South by Southwest” Facebook als Beispiel. Über Nacht wurden für alle Mitglieder die Privatsphäre-Einstellungen geändert, welche Teile des Facebook-Profils für wen sichtbar sind. Natürlich wurden die Nutzer mit einer Nachricht darüber informiert, auf die aber laut Facebook nur 35% der Nutzer reagiert haben. Das bedeutet, dass  260 Millionen Facebook-Mitglieder zumindest potenziell Dinge im Netz veröffentlichen, ohne es zu wollen und zu merken. Google machte mit Buzz einen ähnlichen Fehler und klinkte sein soziales Netz ungefragt in das privateste ein, was wir im Netz haben: Unsere E-Mail. Das führte unter anderem dazu, dass eine Frau von ihrem gewalttätigen Ex-Mann gestalkt werden konnte, vor dem sie geflohen war.

Hier geht es also nicht mehr darum, ob wir selber mit unseren Daten leichtfertig umgehen, sondern ob die Firmen es tun, denen wir sie anvertrauen. Ich kaufe Google tatsächlich ihr “Don’t be evil” ab – wir wissen aber nicht, wer in 10 oder 20 Jahren mal Google kontrolliert. Facebook & Co sind heute schon nicht zufrieden mit den Daten, die wir ihnen freiwillig geben, und analysieren sogar Daten über Nicht-Mitglieder, die ohne deren Wissen indirekt gesammelt werden.

Dabei heißen “soziale Netzwerke” eben nicht “private Netzwerke”. Soziales ist nicht privat und war es nie. Im sozialen Raum haben wir schon immer ganz ohne das Internet verschiedene Rollen angenommen. Eigentlich müssen wir es im Netz nur genauso halten. Natürlich wird das Netz in Zukunft die Privatsphäre neu definieren – aber das Netz, das sind wir. Das Social Web ist da. Jetzt warte ich aufs “Private Web“.

25 Gedanken zu „Nach dem Social Web brauchen wir ein “Private Web”“

  1. Du sprichst mir aus der Seele.

    Ich persönlich habe nichts gegen das Social Web. Ich lebe in sozialen Netzwerken und veröffentliche ausgewählte Daten und Informationen. Meine Privatsphäreneinstellungen in Facebook oder anderen Netzwerken sind so eingestellt, dass nur die Personen auf die freigegebenen Medien zugreifen können, die es auch sollen. Da ich es aber nicht in der Hand habe, ob Facebook oder wer auch immer auch in Zukunft darauf Rücksicht nehmen werden, veröffentliche ich grundsätzlich nur Daten, bei denen es auch nicht schlimm wäre wenn sie auf einmal komplett öffentlich zu sehen wären.

    Aber man muss, wie du es auch schon angedeutet hast, zwischen verschiedenen Diensten unterscheiden. Facebook lebt davon, dass die Leute Daten der Öffentlichkeit und natürlich auch Facebook an sich zur Verfügung stellt. Genauso wie StudiVZ, Xing oder andere soziale Netzwerke.

    Auf der anderen Seite gibt es Dienste wie z. B. Picasa oder auch unser Portal FineSnap die grundsätzlich nicht davon ausgehen dass die Daten öffentlich sein müssen, sondern in der Grundeinstellung Medien vertraulich halten. Und ich schließe mich dir an, dass es in Zukunft zweierlei Typen von Webdiensten geben wird. Dienste die eher nach “außen hin” und Dienste die als eigenes “privates Refugium” funktionieren. Vergleichbar ist das vielleicht mit der Internetpräsenz und dem Intranet eines Unternehmens. Ins Intranet stelle ich mein komplettes Wissen, alle Daten der Firma und ausgewählte Informationen gebe ich nach außen hin ins Internet weiter.

  2. Schöner Text, der die Gegenposition gut zusammenfasst.

    Die Idee des “Privat Web” hab ich letztens erst auf Twitter skizziert. http://twitter.com/mspro/status/10570049455

    Aber im Ernst: Was heißt es denn, dass 35% der Leute in Facebook nicht ihre Privacyeinstellung geändert haben? Es heißt jedenfalls nicht, dass 65% zu doof oder zu faul sind, sie zu ändern, Profilbilder bekommen sie ja auch geändert. Und es heißt auch nicht, dass Privacy den meisten Menschen so unfassbar wichtig ist, wie dir.

    Das heißt natürlich nicht, dass es nicht im Einzelfall tatsächliche Probleme geben kann. Aber die Gefahren scheinen den meisten Menschen eben die Vorteile wert zu sein, sonst würden sie anders handeln. Jetzt kannst du auf ihre Dummheit, Naivität oder Unwissenheit schimpfen wie Du willst, sollte dein “Private Web” wirklichkeit werden, wird es dennoch sehr einsam dort.

    Das mit den verschiedenen zu spielenden Rollenmustern gegenüber verschiedenen sozialen Situationen, die Boyd ja sehr gut ausdifferenziert, ist softwaremäßig nur sehr unbefriedigend implemtierbar. Beispiel: Man definiert Gruppen unter den Bekannten, Freunden, Familien und kann dann alle Veröffentlichungen zielgerichtet daran ausrichten. Das ist viel Aufwand und wird deswegen in der Regel kaum genutzt. Weil man alles immer erneut weiter konfigurieren muss, gibt man irgendwann entnervt auf und stellt einfach alles auf public.

  3. @Glenn Die Technik ist ja da. Mit Dropbox, Festplattenverschlüsselung, Intranet usw. kann man sich ja ein “Private Web” basteln. Alleine: Es ist kompliziert. Was fehlt ist ein Dienst, der das so einfach macht, wie damals Facebook. Dieser Dienst soll gar nicht definieren, was privat ist und was nicht (das sollen die Anwender). Wichtig ist, dass es technisch unterbunden sein muss, dass irgendjemand anderes als der Urheber selbst die Daten veröffentlichen kann. Sind sie erstmal veröffentlicht, dann ist die Kontrolle futsch, das liegt in der Verantwortung des einzelnen. Aber eine Mail bei Googlemail ist eben nicht “veröffentlicht”, aber Google kann zumindest theoretisch mit dieser Mail machen, was sie wollen. Genau das wäre zu unterbinden, und wir hätten einen “Private Web Dienst”.

  4. @mspro “Und es heißt auch nicht, dass Privacy den meisten Menschen so unfassbar wichtig ist, wie dir.” Mag sein, aber sie *ist* mir und vielen anderen wichtig. Und wem sie wichtig ist, darf eigentlich gar nicht am sozialen Spiel teilnehmen. Warum dieser Zwang? Du sagst doch selbst: Die nachswachsende Generation definiert selbst, was für sie privat ist. Soll sie. Aber auch bitte sie selbst und nicht Eric Schmidt oder Mark Zuckerberg.

  5. @Enno gut, dann müssen wir nochmal genauer schauen, was du willst. Willst du umfassendere Einstellmöglichkeiten? Ich gehe nämlich nach wie vor davon aus, dass die Überrumpelungen bei den Änderungen bei Facebook und der Einführung von Buzz tatsächlich Unfälle/FAILs waren.

    Im übrigen geht grade hier in den Kommentaren http://carta.info/24397/die-ideologie-datenschutz/ eine iteressante Debatte ab, wie man Ansprüche über eigene Daten überhaupt legitimieren kann. “Autorenschaft” ist bei Daten /über/ ja schließlich nicht immer gegeben.

  6. Enno, ich habe jetzt Probleme dir zu folgen. Es kommt natürlich drauf an, was du vor hast. Aber so wie du es skizzierst kommt das unserem eigenen Portal http://www.finesnap.com schon sehr nahe.

    Nur natürlich hast du auch hier eine Abhängigkeit vom Betreiber und was er vor hat. Die hast du aber immer. Sobald du Daten in fremde Hände gibst, sprichst du ihm sein Vertrauen aus. Es ist technisch gesehen, meiner Meinung nach, ausgeschlossen, in jedem Fall die absolute Sicherheit und Datenhoheit zu haben, die du haben möchtest.

    An der Uni-Darmstadt wird an einem sozialen Netzwerk geforscht, dass auf Peer-to-Peer-Technologie basiert: http://www.faz.net/s/Rub475F682E3FC24868A8A5276D4FB916D7/Doc~EF0E73085AC8540ECA32CFDCED6F98BCD~ATpl~Ecommon~Scontent.html. Vielleicht meinst du auch sowas. Aber auch hier bist du ja von den Funktionen abhängig die dieser Anbieter zur Verfügung stellt. Und auch hier hast du nicht die Sicherheit, dass es doch wieder Funktionen geben wird, die es erlauben auf mehr Daten zuzugreifen als eigentlich gewollt ist.

  7. Und was ich noch hinterher “schmeißen” möchte. Das Geschäftsmodell der Portale spielt natürlich eine große Rolle dabei wie sehr Datenschutz und Privatsphäre respektiert oder ignoriert werden.

    Dabei gilt eigentlich fast immer: Wenn es kostenlos ist, dann definiert sich das Portal über den Besitz der Daten. Und fast immer geht es dann um die möglichst gute Vermarktung über profil-abhängige Werbung (siehe Facebook, Google-Dienste, StudiVZ) oder der zur Verfügung stellen der Daten an Drittdienste (siehe die ganzen Facebook-Apps).

    Auf der anderen Seite gibt es die kostenpflichtige Dienste (Dropbox, Picasa, Flickr, usw.) die es gar nicht nötig haben mit den Daten irgendwas anzufangen. In den Fällen würde ich persönlich eher vertrauen, dass der Datenschutz ernster genommen wird.

  8. @mspro Die Einstellmöglichkeit ist nicht alles, sondern eben auch die Kontrolle bzw. dass ich selbst entscheiden kann, worüber ich die Kontrolle abgebe und worüber nicht. Was hilft mir die Einstellmöglichkeit “privat” im Dienst XY, wenn potentiell unerwünschter Zugriff auf die von mir als “privat” deklarierten Daten durch den Dienstanbieter, den Staat oder wegen solcher Fails auch die Öffentlichkeit möglich wird? Wir haben jetzt Dienste, die Sozialleben bieten. Die nächste Runde sind welche, die noch die Privatsphäre oben drauf hauen.

  9. @Glenn ich habe keine Ahnung, wie das Geschäftsmodell aussehen könnte. Das hatten aber die Gründer von Twitter und Facebook anfangs auch nicht. ;) Die Frage ist, ob es für ein wirklich freies und sicheres System überhaupt ein Unternehmen braucht. Geht das nicht auch via Peer2Peer wobei sich jeder für Cent-Beträge noch ein paar Byite in der Cloud dazumietet?

  10. Interessant, werde mir Finesnap mal ansehen. Aber wirkliche Privacy gibt es wohl nur Peer2Peer mit starker Verschlüsselung. Wenn das auch nicht mehr von einem Anbieter bereitgestellt wird sondern dezentral ist und man mit verschiedenen Clients zugreifen kann, die Browser sein können, aber nicht müssen… könnte gehen.

  11. Das bisherige Verhalten hinsichtlich der Privatsphäre auf das Internet zu übertragen hieße, auf die Möglichkeiten des Social Web zu verzichten.

    Ein privates Netz mag eine Ergänzung sein, ob als eigenständiger Dienst oder als funktionell abgegrenzter Bereich in Social Networks.

    Der Satz von Eric Schmidt wird ja gerne als Negativ-Beispiel gewertet, aber der Mann weiß, was er sagt. Diese Warnung sollte man ernst nehmen.

    Die Daten im Internet verändern die Gesellschaft, es ist nicht mehr wie früher. Es gibt Chancen und Risiken. Klar sollte sein: Wenn jemand über Informationen verfügt, wird er sie nutzen.

    Die alten Vorstellungen von Privatsphäre passen nicht mehr in die heutige Zeit. Entscheidend wird sein, wie wir die Informationen, die uns über andere Menschen zur Verfügung stehen, nutzen. Das ist weniger eine Aufgabe für den Gesetzgeber als für jeden Einzelnen.

    @Glenn: Ja, das mit dem Geschäftsmodell des jeweiligen Dienstes ist ein wichtiger Aspekt. Die Kostenlos-Mentalität der Mehrheit führt dazu, dass die Menschen ihre Geheimnisse für ein paar Cent verkaufen – um es mal etwas überspitzt auszudrücken.

  12. Ein privates Netzwerk hat man in Opera Unite, da kann man genau bestimmen wer was darf, und sobald man offline geht, gibts nichts mehr für die anderen. Sich selbst hosten wird ein Zukunftsmodell sein, leider ist Unite noch zu unausgereift, die brauchen bessere Designer/UI-Designer/Konzepter. Ich vermute, dass die Entwickler von Opera diese Funktion selbst kaum nutzen.

  13. @Andreas Wie ich oben schon schrieb: Die Technik ist da und Opera Unite ist ein sehr schönes Beispiel. Jetzt muss es nur super simpel und ganz unabhängig von der Plattform sein. ;)

    @Oliver OK, vielleicht bin ich von gestern (glaub ich nicht so wirklich, ich sehe mich ja nicht als Kulturpessimisten würde das Social Web sehr vermissen). Ich stimme dir auch zu, dass die alte Vorstellung von Privatsphähre nicht mehr in unsere Zeit passt: Sie wird neu definiert. Aber WIE sie definiert bin, dabei möchte ich doch ganz gerne mitreden. Anderenfalls hast du oder mspro sicher nichts dagegen, wenn ich Webcams in euren Schlafzimmern aufstelle.

    Das ist ein krasses Beispiel, aber zeigt IMHO deutlich, dass es bei Neudefintion der Privatsphäre Dinge gibt, die zu intim sind, um sie zu veröffentlichen, die ich aber trotzdem nicht öffentlich über das Netz kommunizieren möchte.

  14. Um das Warten auf das Darknet oder Safebook zu verkürzen, werfe ich mal unseren Service pidder (https:/www.pidder.com/) in die Runde als Beispiel für einen “Private Web Dienst”.

    Einziges Gegenargument aus dem bisher hier gelesenen: Der Service ist nicht dezentral.

    Und ob es da “einsam” sein muss, entscheiden letztlich die Nutzer.

  15. Google ist “harmlos”. Ok, kennen die halt meine Shopping/Gaming/P0rno-Präferenzen, meinen Gesundheitszustand und meinen Aufenthaltsort. Ist mir wurscht.

    Viel schlimmer ist, wenn andere unter meinem Namen Schindluder treiben!

    Zu Idenditätsdiebstahl und Betrug:

    Wer sich sicher “weil bin ja vorsichtig” fühlt, kann hier gern lesen, wie sehr er sich -wahrscheinlich- irrt:

    Betrug:
    http://www.falle-internet.de

    Manche Maschen sind so tricky, muss man mehrmals lesen…

    Datenklau:
    Schonmal einen Mobilfunkvertrag abgeschlossen? Sicher. Im flagship-store, bei einem freundlichen Verkäufer? Oder über einen Provider? Egal. Dank “GermanTerrorAngst” legt man heutzutage ALLES auf den Tisch: Kopie Perso, beidseitig! Kopie EC-Karte, beidseitig! Adresse, Geburtsdatum, Bankverbindung…! Das ist bei allen Anbietern standard.
    Was passiert eigentlich mit diesen Kopien, wer kriegt die alles in die Hände, wer verwaltet sie…?

    “Sicher” gibt es nicht. Es bleibt ein ungutes Gefühl.
    Habe Mobilfunkverträge bei unterschiedlichen Anbietern, einen für privates Telefon, einen für mobiles Internet, einen beruflichen…

    Alles klar: allein um mobil Telefonieren zu können, muss man sich komplett “nackt” machen. Mit den geforderten Kopien kann man ALLES machen. Getürkte Accounts als Käufer oder Verkäufer, oder in Social Networks,…
    Und man legt sie in die Hände irgendwelcher Verkäufer und Callcenter-Leuten…

    Na da kann man nur hoffen, Glück zu haben und das Omas altes Gebet bei einem selbst greift: “Lieber Gott, denk daran: verschon mein Haus, zünd´ anderes an!”

  16. Eric Schmid liegt sowas von richtig.

    Niemand würde auf die Idee kommen auf einem Marktplatz in seiner Kleinstadt einen Unbekannten nach Pornos zu fragen.
    Im Web halten wir es für normal, wichsend vor Chatroulette zu sitzen und das erste was ein anderer von uns sieht, ist der Penis.

    Niemand würde im Berufsleben auf die Idee kommen, in der Firmenkantine eine laute – für alle hörbare Position zu vertreten, in der er wenig objektiv, arg verletztend über seinen Chef herzieht.
    Im Web halten wir es für normal, zu meckern – zu mosern – und uns in das Rampenlicht des Interessens zu stellen.

    Ich persönlich glaube daran -
    das socialmedia hat die Kraft, positive gesellschaftliche Veränderungen herbei zu führen.

  17. @Bjoern – da hast du recht. Außerdem bin ich ja kein Gegner von Social Media, ganz im Gegenteil.

    Problem: Das Web ist nunmal nicht mehr nur noch Firmenkantine und Marktplatz, es ist auch Kneipe und Wohnzimmer. Ich kann zum Beispiel auf dem Marktplatz Wahlkampf für eine Partei machen, während dieses Verhalten in der Firma wohl auf wenig Gegenliebe stoßen würde. Und in meinem Wohnzimmer tue ich vielleicht Dinge, die noch viel privater sind.

    Ich schrieb ja selber, dass das Social Web ein öffentlicher Ort ist, an dem man sich entsprechend verhalten sollte. Im Sozialleben gibt es aber verschiedene Rollen und verschiedene Grade von Privatheit. Offenbar wollen die Leute nicht nur Marktplatz und Kantine im Web haben, sondern auch Kneipe und Wohnzimmer, und letzterem werden die bisherigen Plattformen eben nicht gerecht.

    Außerdem soll ich also Dinge, die nicht öffentlich werden sollen eben gar nicht tun. In dem Moment wo sich wichtige Teile unseres Lebens im Web abspielen, wäre es so, als könne ich auch in meinem Wohnzimmer nicht mehr tun was ich will, weil dort ne Kamerea montiert ist.

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