Bald beginnt der Umzug: von Facebook auf Diaspora

Enno schrieb kürzlich über den OpenLike-Button – ein “Gefällt mir”-Button zum Einbinden in die eigene Webseite, der unabhängig von Facebook funktioniert. Aber was ist schon ein einzelner Like-Button, ohne eine soziale Plattform, auf der man seine Informationen teilen kann? Das oder so etwas ähnliches haben sich vier Jungs aus New York wohl auch gedacht, als sie Diaspora ins Leben gerufen haben.

Facebook ist so erfolgreich geworden, weil es eine zentrale Anlaufstelle für fasten jeden ist. Man gibt einen Namen eines Freundes oder Bekannten ein und kann davon ausgehen, dass diese Person auch einen Facebook-Account hat. Das ist bequemer als ein Telefonbuch. Man bekommt zudem immer mit, was sich Neues im Freundeskreis abspielt. Allerdings kann Facebook mit den so gesammelten Daten seiner Nutzer machen, was es will – auch nach Schließung des eigenen Kontos. Seit einigen Monaten ist die soziale Plattform Zuckerbergs dabei seinen Ruf zu ruinieren. Ein großer Schritt in diese Richtung war die Einführung des OpenGraph. Seitdem verlassen mehr und mehr Nutzer Facebook.

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Die momentan erfolgreichen sozialen Netzwerke basieren auf zentralen Knotenpunkten und arbeiten nach dem Server-Client Modell. Damit ist das Teilen von Daten einfach, aber immer auch mit einer zentralen Datensammlung verbunden, die Begehrlichkeiten weckt. Der Ansatz von den Diaspora-Gründern Daniel Grippi, Maxwell Salzberg, Raphael Sofaer, Ilya Zhitomirskiy basiert auf der sogenannten ‚Freedom Box’. Mit dieser Box bleibt jeder Nutzer in Besitz seiner eigenen Daten, diese werden auf einem privaten Webserver, dem Seed, gespeichert. Kernbegriffe in diesem Kontext sind Dezentralisierung und Verschlüsselung der Daten.

Diaspora soll als ein reines Peer-to-Peer-Netz werden wie zum Beispiel auch Bittorrent. Die Daten bleiben in der Hand der einzelnen Nutzer und werden nur an die Freunde weitergereicht, für die sie freigegeben sind, ohne dass eine zentrale Server-Instanz sie abgreifen könnte. Darüber hinaus soll Diaspora vollständig auf frei zugänglicher Open-Source-Software basieren. Jeder Nutzer bekommt bei jedem anderen Nutzer eine eindeutige aber eben immer andere ID, so dass eine Zusammenführung von Daten stark erschwert ist und gleichzeitig für jeden einzelnen “Freund” eingestellt werden kann, welche Daten er zu sehen bekommt und welche nicht.

Die Plattform soll bereits Ende des Sommers 2010 online gehen. Später kommen weitere Module hinzu, um weiteren Content in den Seeds zu erstellen und zu speichern. Beispielsweise sind VOIP, XMPP, Bittorrent-Anbindung und eine eigenen Open ID in Planung.

Um dem ganzen Projekt etwas unter die Arme zu greifen, sodass in Kürze eine Alternative zu Facebook entsteht, freuen sich die Entwickler über jede Spende, die auf der Website Kickstarter entgegengenommen wird.

7 Gedanken zu „Bald beginnt der Umzug: von Facebook auf Diaspora“

  1. Das klingt sehr spannend. Ich bin mal gespannt, wie es sich entwickeln wird und ob es eine Chance haben wird. Ich wünsche den Vieren jedenfalls viel Erfolg und werde das auch mit Interesse verfolgen. :)

  2. Die idee an sich finde ich klasse, befürchte aber irgendwie das es sich nicht durchsetzen wird.

    Facebook ist einfach zu groß und einfach zu bedienen..das P2p modell klingt etwas danach das es nicht so einfach ist das herausgeben der daten zu managen.

  3. Man sollte Diaspora wahrscheinlich nicht zu sehr mit Bittorrent vergleichen:
    Bittorrent läuft meistens auf dem PC des Anwenders, der Seed ist nicht rund um die Uhr online, und alle Informationen werden auf mehreren Seeds gleichzeitig gespeichert, damit die Daten trotzdem immer verfügbar sind.
    Bei Diaspora geht es darum, vollständige Kontrolle über die eigenen Daten zu haben, deswegen werden die Informationen NICHT auf mehrere Seeds kopiert. Die Seeds sollten also rund um die Uhr online sein, deswegen wird man sie nicht auf dem PC des Anwenders laufen lassen, sondern auf Internetservern.
    So habe ich zuminderst die wenigen Texte und Videos interpretiert, die es schon zu Diaspora gibt. Aus dieser Hinsicht kann man Diaspora also noch eher mit Jabber als mit Bittorrent vergleichen.

    Bei Diaspora muss man natürlich immernoch dem Serverbetreiber vertrauen, aber dadurch, dass es ein öffentliches Standardprotokoll und freie Software gibt, wird es eine Vielzahl von Servern zur Auswahl geben. Und wenn man gar keinem fremden Server vertraut, kann man immernoch seinen eigenen eröffnen.

    Ein Vorteil dieser Variante gegenüber der Bittorrent-Variante ist auch, dass man Diaspora als Webservice benutzen kann und nicht extra Software installieren muss. Das wäre ein großer Nachteil und würde die Verbreitung von Diaspora stark hemmen.

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