Weltbild und Hugendubel: Bohei um den eBook-Reader

Die Bücherketten Weltbild und Hugemdubel hat gestern einen großartigen PR-Coup gelandet. Zahllose Blogs, Zeitungen und Online-Medien berichteten darüber, dass als Reaktion auf Amazons Kindle für 99 Euro nun ein eBook-Reader für ganze 69 Euro angeboten wird. Betrachtet man die Meldung näher, fragt man sich allerdings, warum da so ein Medienrummel drum gemacht wird. Das Ding ist nämlich nichts Neues.

Es gibt Reader und Reader: Solche mit einem eInk-Display, das unbeleuchtet ist und wie bedrucktes Papier wirkt. Sie benötigen Strom nur zum Umblättern und wenn man mit ihnen ins Netz geht. Ihr Akku hält dementsprechend wochenlang und man kann so ein Gerät mit an den Strand und auf Reisen nehmen, ohne ein Netzteil mit sich herum zu schleppen. Sie sind klein und leicht wie ein Taschenbuch, erfüllen nur einen Zweck, den aber nahezu perfekt.

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Der eBook-Reader von Weltbild und Hugendubel ist kein solches Gerät. Es handelt sich um ein stark reduziertes Tablet mit leuchtendem LED-Display, das alle paar Stunden an die Steckdose muss. Das muss kein Nachteil sein. Manche Leute lieben es, auf leuchtenden Screens im Dunkeln lesen zu können, während andere die Papierähnlichkeit von eInk schätzen, das sich auch prima in der Sonne lesen lässt.

Einen riesigen Nachteil des Kindle möchte an dieser Stelle nicht verschweigen: Er kann (ohne Verrenkungen) kein ePub – freie Bücher lassen sich nur über Umwege draufspielen – das ist ein Vorteil des Weltbild-Readers. Reader mit e-Ink, die das können, sind derzeit noch ein gutes Stück teurer – Amazon finanziert da quer. Ob ein Billig-Reader mit LED-Display sinnvoll ist, muss jeder für sich entscheiden – allerdings frage ich mich, wozu extra einen solchen Reader anschaffen, wenn man für etwas mehr Geld schon die ersten (ebenso wenig empfehlenswerten) Billig-Tablets mit Android bekommt?

Das ist aber egal; der eigentliche Grund für diesen Post ist Medienkritik: Solch ein Reader wie Weltbild ihn jetzt anbietet, gibt es zu ähnlichen Preisen schon seit Monaten bei diversen Discountern. Hallo Weltbild, hallo Hugendubel, bitte einen echten eInk-Reader für 60 Euro! Darf auch ganz spartanisch sein, nur ePub sollte er können. Das wäre dann eine Meldung wert…

[update 16.05.2012] Wer sich ganz von den Readern distanzieren will, kann diese Funktion auch ganz einfach mit dem Smartphone nutzen. Aktuell erscheint mit ciando eBooks eine App, die einen klassischen Reader darstellt und 100 Plattformen in einer App vereint, egal von welchem Händler die eBooks stammen.

4 Gedanken zu „Weltbild und Hugendubel: Bohei um den eBook-Reader“

  1. Mich interessiert dieses Gerät zwar nicht, aber wenn die Unternehmen geschickt die Situation nutzen, um Aufmerksamkeit für E-Books und E-Book-Reader zu wecken, finde ich das nicht schlecht.

    Aber ja – für den Preis müsste man einen richtigen E-Book-Reader herausbringen können. Muss ja nicht mal ein E-Ink-Display sein, der OYO hat ja auch keines. Nur eben eines, was zum langen Lesen geeignet ist und nicht viel Strom benötigt.

    Da bin ich jedoch optimistisch. In die Preisregion kommen wir bestimmt noch.

  2. Interessant ist, dass der eReader mit allen grundlegenden Funktionen, oder besser, den als grundlegend empfundenen Funktionen so etwas wie die Eier legende Wollmilchsau ist.
    Amazons Kindle mit Formatoffenheit wäre wohl der beste Schritt in diese Richtung, aber…

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