Nett anzuschauen: Spiegel Online hat nach der Bundestagswahl gestern nicht nur böse Worte für Twitter übrig, sondern fand dort auch Wahl-Witziges und stellte es in einer kleinen Klickstrecke vor. Twitter ist damit auf gleicher Höhe wie die Pressestimmen angekommen.

Die Sammlung der witzigsten Wahl-Tweets ist eigentlich ganz lustig geworden. SpOn zitiert zum Beispiel die offenbar unzufriedenen Mark Knochen…

“Man sollte die ankreuzen, die man nicht will, oder?”

… und Gaby Barg …

“Ich geh mich jetzt besaufen. Wer weiß, wie lange ich mir das noch leisten kann.”

Von Spiegel Online gab es aber auch Kritik an Twitter. Am Nachmittag hatten mehrere Twitter-Benutzer erste Wahlprognosen vorab getwittert – die meisten davon frei erfunden, einige aber auch recht nah an den ersten Hochrechnungen. Auf Internetseiten des Landeswahlleiters in Bremen standen mehrere Stunden lang Zwischenergebnisse. Das sollen nur Testdaten gewesen sein, ließ die Behörde verlauten. Weil das dort aber nirgendwo stand, waren Wähler verunsichert.

Stimme des Wahl-Volkes

Die Vorgabergebnisse der Wahlforschungsinstitute, noch während der Öffnung der Wahllokale, sollen Politikern dabei helfen, ihre Statements am Abend vorzubereiten. Die große Frage wird sein, ob das angesichts der “Echtzeitmedien” wie Twitter, Facebook und auch Blogs noch zeitgemäß ist. Zu leicht können Ergebisse durchsickern, zu leicht damit noch unentschlossene Wähler verunsichert werden. Strafen werden da nicht helfen, weil jeder nur eine beliebige E-Mail-Adresse braucht, um einen Twitter-Account anzulegen.

Was mir gut gefällt, ist, dass Spiegel Online die besten Twitter-Zitate in eine Reihe mit deutschen Pressestimmen stellt: Die Stimme des (Twitter-)Volkes auf einer Höhe mit der Presse. Das wäre vor vier Jahren noch nicht denkbar gewesen. Sucht man auf Twitter selbst einmal nach dem Wahl-Hashtag #btw09, wird offensichtlich, dass das Medium eher in die linke Stimmung wiedergibt. So richtig freuen über Schwarz-Gelb mag sich niemand. Gewählt hat sie natürlich auch keiner…