Welle der Empörung über die Löschung von CTRL-Verlust

Seit der gestrigen Löschung des Faz.net-Blogprojekts “CTRL-Verlust” ging eine Welle der Empörung durch die Netzwelt. Von jetzt auf gleich wurde es gesperrt und nicht einmal der Autor selbst hat noch Zugriff auf seine Artikel. Viele sehen in dem Vorgehen der FAZ eine ungerechtfertigt überzogene Aktion. Es gibt allerdings auch Gegenstimmen und mittlerweile eine Stellungnahme der FAZ-Redaktion.

Dass dieses Vorgehen große Wellen schlägt, sieht man an verschiedenen Knotenpunkten: Momentan sind auf der Rivva Eingangsseite allein vier(!) Artikel zu finden – jeder davon mit etlichen Folgeartikeln auf anderen Blogs. Außerdem finden sich zahllose Tweets und in den Kommentarspalten der Blogs geht es hoch her. Laut Rivva wurde die Nachricht insgesamt häufiger verbreitet als die News über die Macken in Apple’s iPhone 4.

Dabei bildet Rivva oft nur die Spitze des Eisberges ab – eine unvollständige Liste von Blogs, die gerade zu dem Thema schreiben:

Der Anfang der Streitigkeiten waren unerlaubt verwendete Bilder; die FAZ entfernte zunächst den betreffenden Artikel. Doch da Michael Seemann davon ausging, dass sein letzter Artikel wegen der verwendeten Bilder offline genommen wurde, war es nur logisch, diese zu entfernen und den Artikel erneut online zu stellen  – ansonsten wäre die Arbeit ja für die Katz. Das hat er aber offenbar nicht gedurft.

Michael Seemann schreibt auf seinem Privatblog, dass er von der Sperrung von CTRL-Verlust überrascht worden sei und den darauf folgenden Austausch zwischen ihm und dem FAZ-Redakteur Thomas Thiel nicht wiedergeben darf. Es handelt sich dabei um eine redaktionelle Entscheidung und damit hat es sich. Mittlerweile liegt auch eine Stellungnahme der FAZ vor. Die beschreibt den Vorgang im Wesentlichen genauso, tut aber so, als sei man sich in der Redaktion keiner Schuld bewusst. Die Verantwortung für die Überreaktion läge allein bei Michael Seemann. Ganz so einfach ist es allerdings nicht. Die Kommentatoren nehmen die Stellungnahme schon auseinander. Beste Nachricht in dieser Stellungnahme immerhin: Die FAZ bunkert die Texte nicht. Michael Seemann ist jetzt wenigstens frei, sie woanders erneut zu veröffentlichen.

Hier zeichnet sich der “alte” Konflikt zwischen Zeitungs- und Netzkultur ab. Robin Meyer-Lucht schreibt bei Carta passend:

Es geht um den Konflikt zwischen einer klassisch hierarchisch ausgerichteten Redaktion einer Qualitätstageszeitung und der Autonomie dezentral organisierter Blog-Publizität. Es geht darum, wie viel Freiheiten man sich als Autor herausnehmen darf, bevor die Redaktion beschließt intervenieren zu müssen. Es geht also um Macht, Hierarchie und Tradition.

Mittlerweile geht die Angelegenheit in eine Schlammschlacht über. Es kann nicht schaden, sich mit Popcorn einzudecken.

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