“Süddeutsche” bezahlte Blogger für wohl klingende Blogposts [2. Update]

Es ist eine zweifelhafte, so gerade noch unrügbare Methode, die zwielichtige Geschäftemacher auf der Plattform Trigami mit Bloggern machen: Auftraggeber zahlen Geld für lobende Blogposts, die dann als Werbung oder Anzeige gekennzeichnet werden. Dass ausgerechnet die “Süddeutsche Zeitung” dort zu den Auftraggebern einer peinlichen Kampagne zählt, verwundert.

Update: Peter Bilz-Wohlgemuth, bei der “Süddeutschen” verantwortlich für das Marketing der Trigami-Anzeigen, hat schnell reagiert. Er hat in einem Kommentar im Upload-Magazin den Grund für die Kampagne erklärt, sie als einen Fehler bezeichnet und die Aktion demnach bereits gestoppt.

2. Update, 14:00 Uhr: Mittlerweile hat sich auch Trigami zu Wort gemeldet und gibt sich selbst die Alleinschuld an der Aktion. Das ist in der Tat bemerkenswert. Ohne die Aufklärung durch das Upload-Magazin wäre es dazu sicher nicht gekommen.

Man könnte Trigami als Notunterkunft für digitale 1-Euro-Jobber bezeichnen. Viele verzweifelte Blogger, die gerne schreiben, aber kein Geld mit ihren Seiten verdienen, gehen dort auf die meist schlecht bezahlten Angebote ein. Sie schreiben einen Blogbeitrag, in dem sie den Auftraggeber möglichst positiv erwähnen, kennzeichnen den Beitrag entsprechend und kassieren dann ein schmales Geld dafür, das einen sehr niedrigen zweistelligen Betrag nicht übersteigt. Auch wenn ich die Not mancher Blogger verstehen kann, halte ich da nichts von!

Positive Kommentare im App Store

Die “Süddeutsche Zeitung” hatte auf Trigami Blogger gesucht, die möglichst positiv für die iPhone-App der Zeitung schreiben, hat Jan Tißler vom Upload-Magazin aufgedeckt. Die eher peinlichen Textbausteine liefert die “Süddeutsche” dabei gleich mit. Einige Blogger sind auf das Angebot eingegangen und haben allesamt die Bemerkung “Trigami-Anzeige” ganz oben in ihren Texten erwähnt, aber noch unterhalb der Überschrift. Damit sind die Texte nur auf den zweiten Blick als Werbung zu erkennen.

Zweiter Teil der Abmachung soll gewesen sein, sich die iPhone-App der “Süddeutschen” zu kaufen (für 1,59 Euro) und möglichst positive Kommentare im App Store zu hinterlassen. So kauft man sich Freunde. Im Falle der “Süddeutschen” dürfte das Image der Qualitätszeitung dadurch aber eher Schaden nehmen.

Update: Die Zeitung hat die Kampagne zurückgezogen (s.o.). Beide Beteiligten, Trigami und Süddeutsche haben sich entschuldigt.

Icon: Upload-Magazin

5 Gedanken zu „“Süddeutsche” bezahlte Blogger für wohl klingende Blogposts [2. Update]“

  1. Ich weiss nicht, wo das Problem sein soll. Das Blogger gesponserte Artikel veröffentlichen, ist doch wirklich nix neues.
    In diesem Fall hat die “SZ” einige Blogger gekauft. Das ändert weder an der Glaubwürdigkeit, noch an der Seriosität dieser Zeitung etwas.

  2. Ich finde es einfach nur krass, wie groß die Sache doch wurde… Es war eigentlich nur eine Text-Passage (Qualitätsjournalismus usw.), ohne diese wäre es einfach nur Werbung gewesen.

  3. Wenn gekaufte redaktionelle Artikel als solche gekennzeichnet sind, ist das eine wunderbare Sache. Zumal die übliche Kennzeichnung sehr deutlich ist. Deshalb stehe ich dieser Vermarktungsform sehr positiv gegenüber. Sogar die Links in den entsprechenden Artikeln werden auf “nofollow” geschaltet, so steht das jedenfalls in den Bedingungen.

    Das echte Problem ist die verdeckte Werbung (gerade auch in den großen Medien), die eben nicht klar als Werbung zu erkennen ist.

    Ich finde es sehr bedauerlich, dass diese interessante und faire (weil transparente) Werbeform durch diesen Fehler (ob es nun wirklich ein Missverständnis oder vielleicht der Übereifer eines Mitarbeiters war) in Misskredit geraten ist.

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