Deutschland einig Foren-Land: Facebook und Blogs fristen ein Schattendasein

Sie sind oft hässlich designed, nerdig vom Inhalt und durchtränkt vom Abschaum der Internetmenschheit. Und doch sind sie in Deutschland nach wie vor beliebter als alle anderen Online-Dialogmedien: Diskussionsforen. Zumindest wenn man einer Analyse von Community-Manager Daniel Langwasser vertraut.

Langwasser stellte seine Analyse allerdings nur anhand des Diskussionsthemas Wein auf. Doch immerhin: 90 Prozent der Diskussionsteilnehmer zum Thema benutzten im Mai 2009 Foren. Die restlichen zehn Prozent fielen auf Blogs (5 Prozent), Twitter (3 Prozent) und Datenbanken (2 Prozent). Langwasser schreibt dazu:

Inzwischen wird sich das Nutzungsverhältnis höchstwahrscheinlich zugunsten von Facebook, Twitter und Co. verschoben haben. Von einer Wachablösung sind wir im deutschsprachigen Raum aber noch weit entfernt und Foren bzw. vertikale Communitys werden nach meiner Einschätzung auch in den nächsten Jahren noch eine überaus wichtige Rolle spielen.

Deutschland nimmt damit im Vergleich zu den europäischen Nachbarländern eine Sonderstellung ein. Letztere konzentieren sich stärker auf das Medium Facebook. Das wird in Deutschland so schnell wohl nicht passieren. Daneben bleibt auch Xing ein mächtiger Nebenbuhler für Facebook.

Warum die Deutschen ihre Foren nun so lieben? Gegenfrage: Warum nicht! Auf den einschlägigen Seiten tummeln sich viele Experten eines Fachgebiets, man kann sich schnell und unkompliziert austauschen, gute Tipps dadurch auch bei Google finden. Laien erhalten meist schnell Hilfe. Warum sollte man diesen Luxus aufgeben und statt dessen in einer konzerneigenen, anfälligen Struktur wie Facebook diskutieren?

8 Gedanken zu „Deutschland einig Foren-Land: Facebook und Blogs fristen ein Schattendasein“

  1. Ich denke, man muss hier klar unterscheiden, von welchem Thema man redet. Es gibt zwar eine Menge Themen , die ein großes Potential mit sich bringen, über das diskutiert werden kann.

    Aber ich als ehemaliger Inhaber von 3 Foren zu verschiedenen Themen (Allgemeiner Talk, Sport und BWL) habe allerdings die Erfahrung gemacht, dass die meisten Nutzer nur kurz eine Information ziehen und dann wieder gehen. Diskussionsforen über Sport z.B., wo man sich relativ wenig Rat und Infos ziehen, sondern nur seine Meinung kundtun kann, haben heute gnadenlos gegen Plattformen wie Facebook etc. verloren.

    Lediglich Foren, in denen man sich Rat holen kann (z.B. Kaufberatung für eine Kamera, Fragen zur BWL oder Fragen zum Autokauf oder -reparatur) können da noch wirklich mithalten.

    Insofern sollte man den Begriff Diskussionforen doch umbenennen in Supportforen, den das ist eigentlich der richtige Ausdruck dafür, die können sich halten, diskutiert wird inzwischen woanders.

  2. Wobei ja schon eine Qualitätssteigerung in der deutschen Blogosphäre zu bemerken ist…jedenfalls wenn man diese Stöckchen und Paraden außenvor lässt.

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