Der Online-Radiodienst Last.fm verschiebt das geplante Bezahlmodell in Ländern außerhalb Deutschlands, den USA und UK. Das kündigt Mitgründer Richard Jones im offiziellen Firmenblog an. Grund waren offenbar die zahlreichen Zuschriften und Meinungen, die bei der Online-Jukebox seit der Meldung eingegangen sind. Aufgeschoben ist aber auch hier nicht aufgehoben: Das Modell, das monatliche Gebühren in Höhe von drei Euro vorsieht, soll nach wie vor kommen. Aber anders als vergangene Woche erfahren wir diesmal immerhin ein wenig über die Gründe für den geplanten Schritt.

“Zu wenig Kapazitäten” klingt nach einem vorgeschobenen Grund

Laut Jones habe Last.fm gar nicht die Kapazitäten dazu, in jedem Land der Welt mit Werbepartnern zu verhandeln, um Online-Werbung auf den jeweils lokalisierten Seiten einzubinden. Das gelinge derzeit nur in den größten Marktländern, eben USA, UK und Deutschland. Fair sei das für die anderen Länder nicht, gibt Jones zu. Aber mit Fairness habe die Verhandlung mit Rechteinhabern ohnehin nichts zu tun, mit denen er und sein Team jeden Tag zu tun hätten.

Die Gründe klingen ein wenig vorgeschoben. Auch Googles Videoplattform YouTube bietet seinen Content weltweit an. Bis mit den lokalen Rechteinhabern eine Einigung erzielt wird, empfängt das Land die internationale, englische Version von YouTube. Lokalisierte Versionen können später folgen, müssen aber nicht. So ähnlich könnte es Last.fm auch handhaben. Vermutlich liegt es also wirklich an der langfristigen Refinanzierung des Dienstes. Und da erhoffen sich die Last.fm-Macher ganz offensichtlich mit einem Bezahlmodell bessere und sichere Einnahmen. Das ist legitim – und darum sollte man das Kind ruhig beim Namen nennen.

Google startet Last.fm-Konkurrenz in China

Apropos Google: Ein wenig überraschend erwächst Last.fm zumindest in China eine indirekte Konkurrenz durch den großen Bruder: Google hat dort einen Downloadplattform für MP3s gestartet und sich dabei sogar mit den vier großen Plattenlabels geeinigt. Die Plattform ist legal und komplett kostenlos und soll über Anzeigen refinanziert werden. Neben der Hoffnung, Raubkopierern damit die Kohlen aus dem Zug zu schmeißen, hätte Google bei einem Erfolg des Projekts noch einen anderen Nutzen: Das Unternehmen könnte endlich zum dortigen Suchmaschinen-Marktführer Baidu aufschließen.


 
 
 
 

Ein Kommentar zu “Nach massiven Protesten: Last.fm verschiebt Gebührenmodell”

  1. Thom - 1. April 2009 um 22:11

    Jeder redet davon. Ich hab keinen account und kenne auch keinen der einen hat. Wer nutzt das denn?