In den späten 90ern, als das Internet noch jung und hässlich und unkommerziell war, trat ein bis dahin unbekanntes Phänomen auf: einzelne Webseiten erlangten eine solche Beliebtheit, dass für sie bares Geld geboten wurde. Pfiffige Benutzer konnten damit Kohle machen – ein bisschen zumindest.
Was als hilfreiche oder unterhaltsame Anwendungen gedacht war, entpuppte sich unter kommerziellen Gesichtspunkten als Geschäftsmodell. Die Kommerzialisierung begann und fortan waren Besucherstatistiken keine Trophäen mehr, sondern Geschäftsindikatoren und Wertmesser.
Werbebanner auf dem Desktop
In dieser Phase des Internets, deren rapide Entwicklung von Erfolgsgeschichten massiv beflügelt wurde, dachten sich viele Menschen: Das kann ich auch! Also suchten sie nach einer Methode, wie von zu Hause aus in der digitalen Welt Geld zu machen ist. Auch ich gehörte zu diesen Menschen, und hatte so seltsame Projekte wie “Makoon” (Mach Kohle Online) mit der üblichen Naivität eines Schülers gestartet. Offensichtlich erfolglos. Dennoch habe ich in den letzten 15 Jahren auch im Internet ein wenig Geld verdienen können, auf welchen Wegen, will ich hier kurz vorstellen.
Geld ohne Leistung fließt fast immer für Werbung. Die ersten Geldflüsse in die digitale Welt des Internets fanden auch über Werbebanner statt. Wo immer sich viele Menschen tummeln, wollen Werbemacher ihre Produkte platzieren, also auch im Internet. Da sämtliche meiner Webseiten nie viele Besucher angezogen haben, und ich mich nicht als Werbebanner verkaufen konnte und wollte, blieb nur die passive Art: Werbung angucken für Geld.
Ich weiß nicht mehr wie diese furchtbare Software hieß (ich glaube: Cyberprofit), aber sie platzierte ein Werbebanner auf dem Bildschirm während man online war und generierte somit stündlich Pfennigbeträge, die man durch Paidmails (Emails lesen und bestätigen für Geld) noch aufpeppen konnte. Irgendwann kam mein erstes online verdientes Geld in Form eines Schecks, und ich war glücklich: 2 * 22,50DM + 72,40DM.
Glücklich sein schon mit einer Handvoll Euro
Kurz darauf kam im Netz die Idee auf, dass man die Benutzer Inhalte schreiben lassen kann, um andere Benutzer auf eine Webseite zu locken, und somit noch mehr Werbeeinnahmen zu erzielen. Das ganze ging mit amiro los, die aber recht schnell mit ciao fusionierten. Meine Auszahlungen: 5,11DM + 11,00€.
In dieser Zeit entstanden als Nachfolger der anachronistischen Email-Spiele die Browserspiele, in denen viele Spieler sich einen Vorteil erkaufen wollten, indem sie anderen begehrte Spielgüter abkauften. Als fleissiger Spieler solcher Spiele wollte ich nicht der einzige sein der daraus nicht auch ein wenig Gewinn schlägt, sozusagen als Entlohnung für die investierte Zeit. Macht für Inselkampf 4,01€ und für Droidwars 15,59€ + 7,50€.
Um die Wege des Geldflusses zwischen Marketingabteilungen und Endkunden abzukürzen, haben sich irgendwann Plattformen für Kundenbefragungen gegründet. Dort kann man an Umfragen teilnehmen oder nicht wie man gerade Lust hat, und sammelt sich auf diese Weise seine Pfennigbeträge zusammen. Durch Globaltestmarket habe ich beim ersten Anlauf 40,42€ (50$) und in wenigen Tagen trifft mein nächster Scheck ein, mit satten 110,75€.
Das Maximum ohne Prostitution
Es gibt noch eine weitere Art im Netz Geld zu verdienen, mit der Microstock-Fotographie. Dort verkauft man Lizenzen für seine privaten Bilder zur kommerziellen Nutzung. Allerdings ist im Zeitalter der Digitalkamera als Massenware die Konkurrenz groß, und mir ist es noch nicht gelungen auf einer Plattform die Auszahlungsschwelle zu erreichen. Meine derzeitigen Kontostände: Photocase 4,20€ und Fotolia 2,10€.
Über mehr als 10 Jahre hinweg, habe ich also mit halbherzigem Einsatz und keiner Qualifikation ca. 250€ verdient. Nun scheinen die Einnahmequellen und die Beträge immer weniger zu werden. Ich weiß, dass mit mehr Einsatz eine solche Summe in nur einem Monat im Internet verdient werden kann, aber für eine hauptberufliche Beschäftigung wäre das dann doch wieder zu wenig. Immerhin kann ich mich rühmen, nie Werbebanner auf meinen Webseiten platziert zu haben, und somit als “Netzprostituierter auf Zeit” noch ein wenig Reststolz bewahrt zu haben.
Was für Möglichkeiten des Geldverdienens man mit unmoralischen Methoden hat, lasse ich hier mal außen vor, denn dass mit Pornoblogs, Sexcams und SEO mehr verdient werden kann dürfte jedem Leser ohnehin klar sein.
Ich hoffe Du hast das ganze Geld noch nicht auf den Kopf gehauen, Andreas! ;-)
Hm, an die Erfolgszahlen von Facebook kommst du damit aber nicht ran! ;-)
Die Zeit mit den Werbebannern auf dem Desktop kenne ich auch noch. Ich habs nie zu einer Auszahlung gebracht, aber ein Schulkamerad verdiente monatlich ein gutes Taschengeld damit.
Aber durch die Platzierung von Werbebannern Stolz zu verlieren halte ich dennoch für überzogen. Das einzige was wirklich nervt sind diese LayerAds die über der Seite liegen. Werbebanner hingegen stören mich nicht.
Grüße
Dennis vom Gameplorer
@sangrio naja, dürfte sich wahrscheinlich mit den kosten für Webdomains die ich mir leiste die Waage halten, so gesehen hab ich nichts rausholen können :)
@gameplorer jo, bin auch ein extremist wenn es um werbung im internet geht, danke opera bin ich weitestgehend werbefrei unterwegs.
Wieso prostituiert man sich, wenn man auf seinen Webseiten Werbung einblendet? Womit sollte man denn bei einem Blog / Online Magazin denn sonnst Geld verdienen? Gar nicht? Ich halte das mit den Werbeanzeigen auf der Webseite für total überzogen von Dir. Ich blende auch welche ein und sie haben aber keinen Einfluss darauf über was ich schreiben und den Inhalt. Das läuft bei mir Getrennt. Was mich nervt sind LayerAds oder diese Sache wo Worte in den Texten, automatisch mit einem Link verknüpft werden. Beim herüberfahren poppt jedes mal so ne dämliche Box auf, das nervt. Aber Werbung die nur am Rand des Contents steht, stört die wenigsten, höchstens die Erbsenzähler!
Naja, die nicht von mir eingefügte Unterüberschrift suggeriert, dass ich den Begriff der Prostitution auf Werbung auf Webseiten beziehe, dem ist nicht so. Eigentlich wollte ich all meine internetverdiensttätigkeiten mit dem Wort Prostitution bezeichnen. Dies ist darin begründet, dass ich einige der Dinge gemacht habe, ausschließlich des Geldes wegen, und um zu zeigen, dass der Begriff als Überspitzung verwendet wird, hab ich ihn in Hochkomma eingeschlossenen.
Werbung auf Webseiten zu schalten ist definitiv legitim, geht aber vom Hobby weg und zum Amateur/Profi-Bereich über. Was ich meinte ist, dass ich keine Webseiten und Blogs angelegt habe, ausschließlich um soviel Werbung wie möglich zu platzieren und soviel Geld wie möglich zu machen. Gibts ja auch.
Wenn man aktiver und ideenreicher als andere ist, kann man immer noch ne schöne Stange mit dem Internet verdienen. Das schaffen halt nur die allerwenigsten. Man siehts ja auch bei den Blogs. Die meisten Blogs der Blog Charts stammen von Firmen. Als sogenannte “Privat-Person” ist das fast unmöglich, wirklich abzucashen. Das schaffen halt nur die allerwenigsten. Eben die, die echt auch was drauf haben und ihr Wissen mit anderen teilen. :-)
Das Internet bietet zahlreiche Verdienstmöglichkeiten an. Werbung, Affiliate-Marketing oder Online-Shop. Dafür muss man aber eine gute Hompage haben und viel Werbung (SEO) dafür machen. Und das nimmt sehr viel Zeit.