Sie lernen es nicht: Sportartikelhersteller Jako will Blogger in den Ruin treiben und schadet nur sich selbst

Nichts gelernt: Der Sportartikelhersteller JAKO und die von ihm beauftragte Rechtsanwaltskanzlei Horn & Kollegen haben einen Blogger mit einer aberwitzigen Klage versehen: Fußballblogger Trainer Baade soll mehr als 5.000 Euro Vertragsstrafe zahlen, weil ein längst gelöschter Beitrag von ihm bei einem weitgehend unbekannten Newsaggregator aufgetaucht ist.

Trainer Baade hatte im Mai einen kritischen Artikel über den Sporthersteller geschrieben, den rund 400 Menschen gelesen haben dürften, wie Baade selbst und Kai Pahl von AllesausserSport.de schätzen. JAKO (Jahresumsatz 60 Millionen Euro) machte deswegen wirtschaftlichen Schaden geltend. Pahl hat sich der Sache in einem flammenden Beitrag angenommen, nachdem die oben genannten Anwaltskanzlei Trainer Baade mit Klagen überzogen und so finanziell schwer geschädigt hatte.

Bitte Text aus “dem Internet” löschen

Bereits nach der ersten Abmahnung im Mai, für die Baade 1.085 Euro zahlen sollte, nahm der Blogger den Artikel aus dem Netz. Er hatte nicht die Mittel, sich gegen die Kanzlei des Sportartikelherstellers zur Wehr zu setzen. Als der Artikel Wochen später beim Newsaggregator Newstin.de auftauchte, einer Art Google News in klein, setzte die Kanzlei noch ein paar tausend Euro Strafe drauf und kündigte weitere Forderungen an, sollte der Text nicht “aus dem Internet” gelöscht werden.

So ein krasses Unverständnis davon, wie “das Internet” funktioniert, habe ich noch nicht erlebt! Umso trauriger, dass ein Blogger die Unwissenheit anderer Leute ausbaden muss, weil er nicht genug Geld hat, um sich vor Gericht dagegen zu wehren. Pahl hat es richtig gemacht, nennt in seinem Beitrag Ross und Reiter. Das Thema schlägt auf Twitter, in der Blogosphäre und bei Wikipedia bereits hohe Wellen. Und diese Solidarität hat bislang noch jedes Unternehmen in die Knie gezwungen. Ich hoffe, dass es auch diesmal so sein wird! Jako hat sich mit der Klage keinen Gefallen getan.

7 Gedanken zu „Sie lernen es nicht: Sportartikelhersteller Jako will Blogger in den Ruin treiben und schadet nur sich selbst“

  1. Ich möchte nicht zu negativ klingen, aber dieses Verständnis vom Internet dürfte dem durchschnittlichen Verständnis vom Internet in der Bevölkerung entsprechen.

    Was wir für völlig offensichtlich halten, ist für “normale Menschen” doch eher eine Spitzfindigkeit. So traurig wir das finden mögen.

    Ein anderer Aspekt dabei: Bis zu welchem Grad hat ein Blogger oder jemand anderes, der im Internet etwas veröffentlicht, die Verantwortung dafür, wie es in Zukunft wirkt?

    Im Zweifel solidarisiere ich mich mit einem Blogger, der sich nicht anders zu helfen weiß, als seinen Fall öffentlich zu machen.

    Aber generell sollte die Schattenseite nicht übersehen werden: Sich gegen die Verbreitung von Informationen im Internet zu wehren, kann auch bei berechtigten Anliegen den eigenen Ruf massiv schädigen.

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