iOS5 bringt sehr viele neue Features, allen voran vernünftige Notifications und endlich alle Funktionen, die ein PDA im Business-Einsatz mitbringen sollte. Bei den vielen neuen Features werden aber auch viele Apps überflüssig. Natürlich ist es allein Apples Angelegenheit, was alles in iOS 5 eingebaut wird. Aber nachdem Microsoft viel Ärger für die Integration des Internet Explorers in Windows bekommen hatte, ist Kritik an Apples Firmenpolitik nicht ganz unangemessen.
Folgende Apps werden jetzt zumindest theoretisch überflüssig:
- WhatsApp: Der Messaging-Dienst, der User anhand ihrer Mobilnummer erkennt und SMS weitgehend ersetzt, wird auf dem iPhone harte Konkurrenz durch das vorinstallierte iMessage erhalten, wobei iMessage auf iOS-Geräte beschränkt ist, während man WhatsApp auch für Android bekommt.
- Dropbox: iCloud ist künftig für bis zu 5 GB kostenlos – und das auf allen Systemen, für die es iTunes gibt.
- Simfy haben sogar eine Beschwerde gegen Apple bei den Kartellbehörden eingelegt, da sie glauben, dass ihre Musik-Streaming-App von Apple künstlich zurückgehalten wurde, um den Start iCloud und iTunes Match nicht zu gefährden.
- Boxcar: Wurde zwischenzeitlich eh von Apple übernommen, wird aber mit den neuen Notifications auch überflüssig
- Echofon: sei hier stellvertretend für die vielen Twitter-Clients genannt, die überflüssig werden, sobald Twitter tief in iOS 5 integriert ist. Wer mehrere Twitter-Accounts hat oder erweiterte Notifications in Echtzeit benötigt, wird wohl bei Echofon bleiben, aber das ist wohl nur eine verschwindend kleine Zielgruppe.
- Camera+ und Crop: Die neue Camera-App macht viele “Ersatzkameras” wie Camera+ und Tools wie Crop überflüssig. Dass man jetzt Bilder auch über die Volume-Taste knipsen kann, ist eigentlich schon ziemlich dreist, war doch Camera+ wegen dieses Features mal aus dem Appstore geflogen.
- Wunderlist, Remember the milk und all die anderen Todo-Listen gibt es eigentlich nur, weil Apple unverständlicherweise nicht von Anfang an eine Todo-Verwaltung mitgeliefert hat, wie sie jeder PDA seit den 90ern kennt. Die neue Todo-Listen-Funktion kommt dann aber auch gleich mit Integration in den Kalender und Notification, wenn Todos fällig werden.
- Readability: Ist derzeit vor allem als Ergänzung für Reeder bekannt. Während Reeder selbst als Frontend für den Google Reader derzeit nicht gefährdet ist, hat Apple in den neuen Safari eine Readability-ähnliche Funktion zur lesefreundlichen Darstellung von Webseiten integriert.
- Read it later: Wiedervorlage von Artikeln und Webseiten zum späteren Lesen kann der mobile Safari künftig alleine.
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Unterm Strich eine ganze Menge, was da so zusammen gekommen ist. Natürlich freue ich mich schon auf die neuen Features für mein iPhone 4; besonders die Notifications und die Todolisten sowie – hier nicht erwähnt – die Synchronisation übers WLAN waren dringend überfällig. Einen unangenehmen Beigeschmack hinterlässt das Ganze trotzdem, weil Apple hier einfach eine ganze Menge Ideen anderer Leute abgeschöpft hat, zumeist ohne sie dafür zu honorieren.
Wer heute eine coole App entwickelt, riskiert also, schon morgen von Apple kopiert zu werden. Der beste Schutz dagegen ist oft, die App systemübergreifend auch für Android und andere Plattformen anzubieten, sodass die Leute sie weiterhin benutzen werden, um beispielsweise einen Messenger wie WhatsApp mit möglichst vielen Leuten verwenden zu können und nicht bloß auf iPhone-Anwender beschränkt zu sein. Mit dem Versuch, die Anwender in iOS-only-Apps einzuschließen, ermuntert Apple also paradoxerweise die App-Entwickler, künftig verstärkt mehrgleisig zu fahren.
Wieso sollte whatsapp nun sinnlos sein? Das neue App. Von Apple unterstützt keine Nachrichten Plattformübergreifend zb. zu Android – füllt aber dafür die Lücke aus, dass zb Nachrichten zwischen iPhones und iPads ausgetauscht werden können was bei whatsapp ja nicht mehr funktioniert! Also eine gute Ergänzung ist es und kein Ersatz zu whatsapp!
Dass ich keine Nachricht von iPhone auf iPad schicken kann, ist mir neu. Dass Whatsapp plattformübergreifend ist, schreibe ich ja. Apple versucht halt, die Leute durch leicht zu bedienende, vorinstallierte Tools dazu zu bewegen, die geschlossenen “Apple only”-Apps zu verwenden – dasselbe was Microsoft mal mit dem IE machte.