Burda hat sein neues Portal Nachrichten.de gestartet. Mit einem Fundus von rund 500 Nachrichtenquellen soll es Google News Konkurrenz machen, wobei die Verleger an den Werbe-Erlösen beteiligt werden sollen. Vom Design her präsentiert sich der Nachrichtenüberblick allerdings eher wie ein – außerordentlich augenfreundliches – Online-Magazin.
Von Regional bis Special Interest
Was die Optik angeht, ist Nachrichten.de von Angeboten wie Spiegel Online oder Netzeitung kaum zu unterscheiden. Erst auf den zweiten Blick erkennt man, dass die Meldungen nicht von einer eigenen Redaktion stammen, sondern von fremden Nachrichtenquellen. Yahoo News und GMX finden sich auf der Startseite ebenso als Quelle wie die “Weinheimer Nachrichten” und “Münchner Merkur”. Darunter sind allerdings auch eigene Beiträge von Nachrichten.de, größtenteils augenscheinlich dpa-Meldungen.
Die Nachrichtenquellen werden in den Top-Themen mit einem kleinen Icon angezeigt. In den einzelnen Rubriken verzichtet Nachrichte.de allerdings außer beim Hauptthema darauf. Schön ist der Live-Ticker, der sich in Echtzeit aktualisiert:
Auch Bilder lassen sich mit Nachrichten.de suchen. Die Meldungen erscheinen anhand einer Kriterienliste auf der Startseite. Dies sollen unter anderem Aktualität und Relevanz sein. Zuweilen gibt es in einem Ressort mehrere Meldungen zum gleichen Thema. Nachrichten.de verspricht, sie in Kürze in einem Subcluster anzuzeigen, will Dopplungen aber nicht von vorne herein ausschließen.
Die Suchergebnisseite gefällt mir gut. Hier kann man die Auswahl einfach mit einem Schieberegler auf der Zeitachse eingrenzen. Die Suche geht mehrere Monate zurück. Mit Registerreitern lässt sich einfach zwischen Übersicht, Meldungen, Kommentaren und Bildern hin- und herschalten:
Zurzeit greift Nachrichten.de laut Anzeige unterhalb der Suchmaske auf fast 4,8 Millionen Meldungen aus 482 Quellen zurück. Reine Blogs finden sich darunter nicht, was sicher in den nächsten Tagen noch zu hitzigen Diskussionen führen wird. Man findet lediglich einige Blogs darunter, die ebenso gut Online-Magazine sein könnten, wie zum Beispiel de:bug, Moviemaze und Netzwelt. Leider ist auch die rechte Tageszeitung “Junge Freiheit” mit unter den Quellen.
Wer sein eigenes Magazin bei Nachrichten.de möchte, kann sich dafür bewerben. Ob reine Blogs aufgenommen werden, scheint noch offen. Zwar tauchen derzeit in den Quellen keine auf; in den FAQ nennt Nachrichten.de jedoch neben allen gängigen Newsportalen, Regionalzeitungen und Fachpublikationen auch Blogs als Quelle. Derzeit ist Nachrichten.de noch im Beta-Status. Erweiterungen wie eine eigene Entwicklerschnittstelle (API) sind geplant.
Ich bin von Nachrichten.de gerade ziemlich begeistert. Wer nach Nachrichten recherchieren will, dürfte bei Google News weiterhin besser aufgehoben sein. Wer aber eine Alternative zu Spiegel Online sucht, der wird einen Besuch bei Nachrichten.de ganz sicher nicht bereuen. Nachrichten.de hat für ein Online-Magazin das freundlichste Design, das ich seit langem gesehen habe. Ich glaube, dem Betreiber Tomorrow Focus ist hier ein echter Knüller gelungen.
Update, Fr. 18.9. 10 Uhr: Einfach mal als Vergleich, wie unterschiedlich Meinungen sein können: Kollege Uwe Ramminger von Alles2null nimmt Nachrichten.de im Gegensatz zu mir komplett auseinander. Lesenswert!
Am besten finde ich, dass die auch Google AdSense benutzen. Muss man nicht verstehen, oder?
Bin zwar nicht Burda, habe aber vor ca. zwei Wochen ein ähnliches (Hobby-)Projekt gestartet: http://www.lotsofne.ws/
Ansatz ist ähnlich (und weiß Gott nicht neu): News aus vielen Quellen werden aggregiert und auf einer Webseite zentral angezeigt. Ich versuche unter anderem mittels Bewertungen sowie dem Zählen von Clicks eine Nutzerrelevanz hereinzubekommen (wenn mal Nutzer da wären :-)). Hab leider keine PR-Maschine wie Burda am Start (deshalb wird es mit den Usern u.U. noch etwas dauern…) aber wer mag, kann ja mal reinschauen.
Erstens ist die Junge Freiheit eine Wochen- und keine Tageszeitung. Und außerdem soll Nachrichten.de ja einen möglichst breiten Medienüberblick geben. Also was soll dieser Kommentar? Eine Zensurmaschine braucht keiner.
Die Zeitung ist mit fast 20.000 Auflage und damit ca. 50.000 Lesern, einer Akkreditierung bei der Bundespressekonferenz und jährlich zweistelligen Auflagenzuwächsen mittlerweile die mit Abstand wichtigste Zeitung der demokratischen Rechten geworden. Übrigens hat sie alleine mit 17% Promoviertenanteil in der Leserschaft auch den höchsten Bildungsgrad unter allen überregionalen Zeitungen, was die wenigsten wissen dürften (http://www.berlinermedienvertrieb.de/printmedien/objekte/junge-freiheit/die-leserstruktur-jf.html)
Man fast sich in über das in Deutschland immer mehr Richtung DDR steuernde “demokratische” Bewußtsein allerorten immer häufiger an den Kopf. Was ist eigentlich eine Demokratie oder Pluralismus noch wert, wenn nur noch Linke und der Mitte angehörige erwünscht sind?
@Frank Schilling: Mein Kommentar gegen die – okay – Wochenzeitung “Junge Freiheit” soll ganz einfach das, dass ich sie nicht mag. Von mir aus sollen die “demokratischen Rechten” ihre eigene Zeitung und ihre eigene Partei haben. Aber deswegen kann ich mich im Rahmen von Demokratie und Pluralismus immer noch daran stören, dass die Zeitung in einem Nachrichtenüberblick auftaucht und das – ich sag einfach mal – deutlich linkere Magazin Spreeblick nicht.
> “… fast 20.000 Auflage und damit ca. 50.000 Lesern …”
Respekt. Da halten ja sogar wir mit!
> “… die mit Abstand wichtigste Zeitung der demokratischen Rechten…”
Es gibt also noch mehr davon?!
> “… das in Deutschland immer mehr Richtung DDR steuernde “demokratische” Bewußtsein …”
Sehe ich nicht. Welche der größeren Parteien will noch gleich die Stasi wieder einführen und die Planwirtschaft zurück? Und wer außer CDU/CSU will den Überwachungsstaat?
> “Was ist eigentlich eine Demokratie oder Pluralismus noch wert, wenn nur noch Linke und der Mitte angehörige erwünscht sind?”
Frage mich gerade, was der Welt fehlen würde, wenn es die “demokratische Rechte” nicht gäbe. Ich komm nicht drauf …
> Frage mich gerade, was der Welt fehlen würde, wenn es die “demokratische Rechte” nicht gäbe. Ich komm nicht drauf …
Antwort: Pluralismus.
Eine Alternative zu Spiegel Online ist Nachrichten.de nun wirklich nicht. Kein eigener Inhalt, sondern nur Textanrisse – ein Aggregator halt.
Nachrichten.de ist optisch schön gemacht, für die Suche ist Google News aber tatsächlich die bessere Wahl. Und wer Google nicht mag, weitereichende Funktionen sucht oder etwas augenfreundlicheres möchte, der hatte schon immer Alternativen: http://www.dmoz.org/World/Deutsch/Medien/Aktuelle_Nachrichten/Suchmaschinen/ Dort wird dann teilweise auch alternativen Quellen (wie Blogs) eine Chance gegeben.
Die “4,8 Millionen” Nachrichten können meiner Meinung nach nicht stimmen. Man muss nur einmal auf die Anzahl der Ergebnisse schauen und ggf. mit der Anzahl bei anderen Nachrichtensuchmaschinen im Verhältnis zu deren Datenbestand vergleichen. Ein paar hunderttausend Meldungen scheinen mir wesentlich realistischer.
Hallo,
hier noch eine Alternative: http://berniweb.com/index.php?k=Zeitung&s=de&c=2 bzw. http://blauerbote.com/ (Vorgängerseite, gibts seit ein paar Jahren)
Warum Nachrichten.de scheitern wird:
http://www.textberater.com/news/warum-nachrichten-de-scheitern-wird/