Facebook will Geräte mit Gedankenkraft steuern

Wie mehrere Medien berichten, hat Facebook ein Start-Up-Unternehmen aufgekauft, das sich mit der Steuerung von Geräten mit Gedanken konzentriert. Natürlich geht es bei der jungen Firma namens „CTRL-Labs“ nicht um Telekinese, sondern um die Nutzung von Hirnströmen. Denn wenn man an die Bewegung oder Bedienung eines Geräts denkt – bzw. wenn dafür einfache Gedanken und Befehle gewählt werden – dann lassen sich diese Gedanken anhand der elektrischen Impulse im Gehirn auch auslesen und nutzen. Doch was soll der Kauf durch Facebook? Plant der Social-Media-Riese neue Spielereien für seine Nutzer/innen oder will er in der Medizin mitmischen?

Nur per Gedanken: Fotos teilen und Nachrichten schreiben

Unter anderem in einem Beitrag von T-Online kann man die Beweggründe von Facebook erschließen, welche letztendlich zum Kauf von CTRL-Labs geführt haben. Schon vor über zwei Jahren sei das Forschungsteam des Unternehmens daran interessiert gewesen, dass zum Beispiel Nachrichten in Textform nur mit dem Gedanken an die Aktion per Social Media geteilt werden könnten. Facebook-Manager Andrew Bosworth hat anlässlich der aktuellen Geschäftsübernahme noch nachgelegt und auch das Teilen von Fotos per Gedankengang als Möglichkeit für die Zukunft angeführt. Mit Bezug auf Bloomberg wird der Kauf dieser Spaßfunktionen mit 500 Millionen bis 1 Milliarde US-Dollar beziffert.

Facebook kauft sich offensichtlich den nächsten Datenskandal

In der Vergangenheit jagte bei Facebook ein Datenskandal den nächsten. Nicht erst seit dem „Cambridge Analytica“-Debakel war das Unternehmen von Mark Zuckerberg deshalb immer und immer wieder in den Schlagzeilen. Und auch danach rissen die Meldungen und Kritiken nicht ab. Hier wurden mal Zugangsdaten leicht zugänglich gemacht, dort wurden an Werbefirmen sensible Nutzer-Daten weitergegeben… Dabei ist von Nutzer/innen-Seite zu beachten, dass zu Facebook nicht nur die gleichnamige Social-Media-Plattform gehört, sondern auch solche Netzwerke und Apps wie Instagram und WhatsApp. Diese sind ebenfalls von Datenlecks und Systemausfällen betroffen. Und jetzt sollen User also ihre Gedanken in das Unternehmen einspeisen, um Bilder zu teilen und Nachrichten zu schicken? Naja, lieber nicht.

Wann werden Gedanken ans Sprachzentrum weitergeleitet?

Wie oben schon erwähnt, wollte Facebook schon 2017 nach den Gedanken der Nutzer/innen greifen. Dabei teilte die damalige Chefin des Facebook-Forschungslabors, Regina Dugan, aber mit, dass man natürlich nicht ungefiltert alle Gedanken auslesen wolle. Jede Anwenderin und jeder Anwender der möglicherweise zum Einsatz kommenden Technik soll selber entscheiden können, welche Befehle und Worte zur Ausführung und Formulierung kommen sollen. Wie im oben verlinkten T-Online-Beitrag dargelegt, sollten nur solche Gedanken genutzt werden können, die auch ans Sprachzentrum geleitet werden. Doch wann passiert das? Wer weiß das schon? Wie sollen sich User auf so etwas einlassen, wenn dafür ein Mindestmaß an wissenschaftlichem Fachwissen nötig ist – für die Social-Media-Nutzung!

Wer oder was ist eigentlich CTRL-Labs?

Die Firma CTRL-Labs, welche nunmehr von Mark Zuckerbergs Konzern aufgesaugt wurde, hat bereits ein Produkt vorgestellt sowie auf ihrer Homepage präsentiert. Das CTRL-kit, welches eine „nicht-inversive neurale Interface-Plattform“ sein soll, erlaubt es Entwicklern das Zusammenspiel von Menschen und Maschinen mit neuen, intuitiven Steuerungsschemata zu begegnen. So in etwa steht es zumindest auf der Webseite. Frei käuflich ist das Ganze aber nicht; wer Interesse hat, muss sich in der „Developer Waitlist“ eintragen. Ob Facebook dies auch getan hat, wie lange das Unternehmen für seinen Test warten musste und ob CTRL-Labs nur gestartet ist, um von einem Technik-Riesen wie Facebook, Amazon, Apple oder Google aufgekauft zu werden, das weiß man nicht.

Von Science-Fiction sind wir noch weit entfernt

Für die einen ist es schade, die anderen freuen sich wahrscheinlich darüber: ein funktionierendes System, mit dem Gedanken klar differenziert zur Steuerung von Programmen, Geräten oder Systemen genutzt werden können, liegt noch in weiter Ferne. Die Technik müsste dafür Prozesse anwenden, die – ohne großes Zutun der angeschlossenen Person – Gedanken filtern und priorisieren kann. Denn selbst wenn mehrere Gedankeninhalte, Worte oder Befehle im Sprachzentrum ankommen, so müssen nicht alle für das System und die Bedienung der Plattform gedacht worden sein. Auch müssten die Personen, die so eine Technik nutzen, selbiges erst einmal lernen. Ein Aufwand, der zum Verschicken einer Textnachricht oder zum Teilen eines Fotos im Regelfall nicht lohnt.

Rückblick: Als Facebook 2010 seine 500 Millionen Nutzer feierte

Besserer Einsatz: Unterstützung von Personen mit Einschränkungen

Wer sich aufgrund einer Krankheit, eines angeborenen Defekts oder wegen eines Unfalls nicht bewegen oder nicht verständlich machen kann, dem könnte so eine Technik weit mehr helfen. Klar, jetzt kann man argumentieren, dass ein groß angelegter Test mit Spaß-Optionen des großen, blauen Unternehmens die Entwicklung befeuert und Zuckerberg mehr Geld zur Verfügung stellen kann als viele medizinische Universitäten. Doch welche Kollateralschäden und wie viele davon werden wir erleben, bis das Produkt so funktioniert, dass es medizinisch eingesetzt werden kann? Und welche Summe wird Facebook dann von Patienten dafür verlangen?