OpenGraph: Facebook plant die Webherrschaft

Google bewertet die Vernetzung von Webseiten – Facebook die von Menschen. Das ist langfristig wesentlich interessanter und lukrativer, war bisher aber auf diejenigen Menschen beschränkt, die freiwillig bei Facebook mitmachen, und auf die Daten, die sie dort hinterlegen. Zwar versuchte Facebook auch in der Vergangenheit schon aggressiv, Daten über Nichtmitglieder zu sammeln, nun steht aber offenbar die Facebookisierung des gesamten Web auf dem Programm.

Die Zauberworte heißen „Social Plugins“ und „OpenGraph“. Damit wird es möglich, Facebook oder Teile davon auf die eigene Webseite zu holen. So können wir jeder Webseite, die mitmacht, virtuell an den Baum pinkeln und unser Facebook-Rudel zum Nachschnuppern einladen oder sehen, wer unserer Freunde alles schon mal da war und den Baum auch mag. Das Spiel lässt sich beliebig weit treiben über Restaurantbewertungen auf Qype bis hin zu Buchrezensionen auf Amazon oder Ticketbestellungen fürs nächstgelegene Kino. Vorteil von Facebook: Sie sammeln immer mehr Daten darüber, was wir außerhalb von Facebook tun, ohne dass wir sie bewusst und freiwillig bei Facebook in die „Wall“ schreiben.

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Die Summe dieser Daten (eigentlich der Beziehungen zu anderen Menschen) wird „Social Graph“ genannt. Er stellt unser Beziehungsgeflecht auf abstrakte Weise dar und lässt auch ohne genaue Protokollierung des Verhaltens enorme Rückschlüsse auf unsere Identität zu. Wenn die meisten meiner Freunde Partei X wählen oder Film Y toll finden, gehöre ich also höchstwahrscheinlich zu einer Zielgruppe.

Dieser Social Graph ist das Allerheiligste für Facebook. Damit lässt sich Geld verdienen und Facebook behält sich ausdrücklich vor, diesen nicht zu löschen, sollte jemand sein Facebook-Profil löschen wollen. Wann immer eine Webseite die neuen Funktionen benutzt, wird über das „OpenGraph“-Protokoll auf unseren Social Graph zugegriffen.Sobald wir einmal in ein solches Plugin klicken, erfährt der Betreiber der Webseite alle möglichen Daten über uns, unter anderem unseren Namen und unsere Freundesliste. Im Gegenzug erhält Facebook umfangreiche Informationen darüber, was wir außerhalb der eigentlichen Facebookseiten im Web so treiben.

Ich frage mich: Wird es ein Opt-In geben, wonach Facebook solche Daten ausdrücklich nur erhebt, wenn ich dem zustimme? Wenn die die Social PlugIns über Iframes in die Webseiten eingebunden werden – wird Facebook dann nicht noch viel mehr Möglichkeiten haben, Daten über Nichtmitglieder zu sammeln und das auch tun? Und wann gesellt sich im Browser zum Adblocker der erste Faceblocker?

14 Gedanken zu „OpenGraph: Facebook plant die Webherrschaft“

  1. Inwiefern f8 sich auf Nichtmitglieder von Facebook erstrecken soll, erschließt sich mir überhaupt nicht.

    Dass es für (eingeloggte) Mitglieder aber von nun an überall im WWW — und eben nicht mehr nur innerhalb des eingehegten Facebook-Areals — nicht mehr sonderlich “privat” zugeht, steht außer Frage.

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