ZDF-Intendant Schächter will Angst-Allianz mit Verlagen gegen Google & Co.

Die großen Verlage und die öffentlich rechtlichen Rundfunkanstalten bekriegen sich gerne gegenseitig. Dabei geht es oft um die Hoheit im Web, sehen doch die Verlage in Webseiten, die aus GEZ-Geldern finanziert werden, eine Marktverzerrung zu ihren Lasten. Schächter möchte das Kriegsbeil gerne begraben und wünscht sich eine Allianz – gegen Google und die sozialen Netzwerke.

Ihn stört, dass junge Menschen eher nicht mehr “heute” oder “Tagesschau” sehen, sondern lieber im Netz lesen, wo sie auf ungeprüfte Informationen stoßen. Was dort gebloggt und getwittert wird, sei oft nicht glaubwürdig. In Google und sozialen Netzwerken wie Twitter oder Facebook sieht er die eigentliche Konkurrenz klassischer Medien und möchte den Streit mit den Großverlagen gerne begraben, um gemeinsam dieser Konkurrenz zu begegnen.

Natürlich ist beispielsweise Facebook mittlerweile eine sehr wichtige Informationsquelle geworden, hat aber wenig mit dem klassischen News-Geschäft zu tun. Auf Facebook bekomme ich etwas, das mir TV und Zeitungen nicht liefern können: Nachrichten über meine Freunde und Bekannten. Wenn dort dann “richtige Nachrichten” vorkommen, dann weil meine Freunde mir einen ZDF- oder Spiegel-Link weiterreichen – oder ich selber auf Facebook ein Fan des ZDF geworden bin.

Um die Macht von Google und Facebook zu brechen, müsste eine solche Allianz aus TV und Zeitungen einen Ersatz bereitstellen. Der geheime und komplexe Google-Algorithmus basiert nach wie vor auf Link-Reputation: gerade die Webseiten der klassischen Medien ranken sehr hoch und gerade auch die Artikel bei Spiegel Online, Heise & Co. werden massenhaft getwittert herumgereicht. Die klassischen Medien erzielen im Web nach wie vor eine Reichweite, von der Blogger nur träumen können.

Weder Google noch Twitter sind eine Gefahr für die die großen Medienhäuser – sie spülen ja nur noch mehr Leser auf deren Webseiten. Ich vermute, Schächter versucht nur vom Kernproblem abzulenken: Wie kann klassicher Journalismus im Web künftig finanziert werden, wenn Nutzer nicht bereit sind, für Inhalte zu zahlen? Spiegel Online brachte erst heute wieder einen Artikel darüber, wie prekär die Situation für die auf Werbung angewiesenen Verlage ist, wenn die Nutzer im schwächelnden Werbemarkt auch noch Adblocker benutzen. ARD und ZDF sind hier dank GEZ ganz massiv im Vorteil. Und wenn Fernsehsender und Verlage der Meinung sind, zu wenig Aufmerksamkeit im Web zu erhalten, dann sollten sie die Attraktivität ihrer Angebote überdenken.

[via: derWesten]


 
 
 

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