Meldungen über einen terroristischen Anschlag in der kalifornischen Kleinstadt Bluewater waren ein böser Scherz: Eine Werbeaktion für den Film “Short Cut to Hollywood” hat die dpa und zahlreiche Medien nach Strich und Faden aufs Kreuz gelegt.

Die Deutsche Presseagentur (dpa) hat heute Morgen die Falschmeldung verbreitet, dass sich in der kalifornischen Kleinstadt Bluewater ein Selbstmordanschlag ereignet habe. Darüber hat der Sender vpk-tv die dpa selbst informiert. Mehrere Medien verbreiteten die Meldung:

Short Cut To Hollywood

Problem nur: Den Sender gibt es nicht wirklich, die Anrufer informierten die dpa in bestem Deutsch. Die Nachrichtenagentur fiel offenbar auch noch auf eine falsche Telefonnummer herein, die die Filmmarketer auf der Fake-Website Bluewatercity.com veröffentlicht hatten. Die Nummer wurde nach Berlin umgeleitet und es meldete sich ein falscher Feuerwehrmann, der die Anschläge bestätigte.

Deutsche Rapper sollten hinter dem Anschlag stecken

Etwa eine halbe Stunde lang war die dpa der Ente aufgesessen, bevor sie gegen 10:06 Uhr ein Dementi verbreitete – das ebenfalls von den Filmschaffenden stammte. Gegen 10:48 Uhr kam ein weiterer Agenturbericht, dass drei deutsche Rapper namens “Berlin Boys” hinter dem Anschlag steckten. Auch das war kompletter Blödsinn.

Short Cut To Hollywood

Auf der Website des angeblichen Fernsehsenders vpk-tv.com gibt es inzwischen ein Making-Of der ganzen Geschichte und die gefälschten Fernsehberichte. Hinter der Aktion steckt der Filmemacher Jan Henrik Stahlberg (“Muxmäuschenstill”), der damit seinen neuen Film “Short Cut to Hollywood” bewerben wollte. Die Macher des Films erklärten später in einer Pressemeldung:

Wir leben in Zeiten, in denen der Skandal wichtiger ist als alles andere. Egal ob Medien darüber berichten wollen oder nicht, ist etwas nur geschmacklos genug, sind alle an Bord.

Short Cut To Hollywood

Garantierte Aufmerksamkeit

Fragwürdige Ansicht, denn immerhin ging es um einen möglichen Terroranschlag, den die Filmemacher selbst inszeniert haben. Vorwerfen lassen muss sich die dpa, dass sie im Eifer des Gefechts nicht sauber genug recherchiert hat. Aber da dürfte auch das zugegebenermaßen erbarmungslose Wettrennen der Medien um die schnellste Veröffentlichung eine Schuld dran tragen.

Aufmerksamkeit dürften die Filmemacher damit auf jeden Fall erregt haben. In ihrem Film soll es um genau das gehen: die Gier der Medien nach Sensationen.

Meedia.de hat die Aktion sehr minutiös protokolliert.


 
 
 

5 Kommentare zu “Ganz böser Scherz: Filmemacher narren Medien mit inszeniertem Terroranschlag”

  1. id404 - 10. September 2009 um 17:25

    Kleine Info: der Meedia-Link am Ende führt zu einem falschen Artikel. Dieser Kommentar darf nach erfolgreicher Änderung gelöscht werden. ;)

  2. Jürgen Vielmeier - 10. September 2009 um 17:30

    Danke für die Aufklärung. Hab den Link gerade ausgetauscht. Aber ich bekomme so gerne Kommentare, deswegen lasse ich deinen mal stehen. ;)

  3. Marvin - 10. September 2009 um 22:44

    na, wenn du so gerne Kommentare bekommst hinterlasse ich (dir) auch einen ;)

    und dann nochmal zum thema…
    rtl (glaube ich zumindest, bin gerade zu faul zum googlen) hat vor einigen tagen etwas ähnliches produziert. da ging es allerdings um den tot von michael jackson.
    die haben irgendwelche beweisvideos gefaked, die beweisen sollten, das michael jackson nicht tot sei…
    darauf sind ebenfalls einige zeitungen (unter anderem die bild) reingefallen und haben auf ihren internetseiten dieses video veröffentlicht.

    ich persönlich finde das ganze genauso hässlich wie bei twitter fake todesanzeigen zu posten mit der hoffnung das es jeder “retweetet”, das britney spears zum elften mal gestorben ist…

    ich finde es auch nicht zwingend verwerflich, dass die dpa darüber berichtet hat. wenn “die beweise” gut gefaked sind, was sie ja anscheinend waren, wird es sicherlich schwierig sein, die inszenierung zu erkennen.
    ich finde es sogar sehr gut, das zb. die dpa schnell reagiert und man die nachrichten dann zur verfügung hat.
    was wäre, wenn man erst am 12. september erfahren hätte was mit dem wtc passiert ist…

    naja, ich hoffe zumindest, dass das jetzt kein trend wird und es hunderte trittbrettfahrer gibt, die den journalisten das leben schwerer machen…

  4. Baghdadstreet Boys - 11. September 2009 um 14:45

    Wenn Fiktion zu einer Real-Satire wird. Die Baghdadstreet Boys im Film “Short Cut To Hollywood” sind das Original. Die Berlin Boys 666 nur ein Fake. Den Bluewater-Selbstmordanschlag hat es glücklicherweise nie gegeben.

    We Are The Baghdadstreet Boys!
    Lang lebe John F. Salinger!

    http://www.youtube.com/baghdadstreetboys

  5. Oliver Springer - 11. September 2009 um 20:48

    Alle an Bord: Dieser Blog hier auch. Ich möchte kritisch anmerken, dass die Botschaft der Macher des Films hier aus meiner Sicht zu gut transportiert wird.

    Da es ja nicht nur darum ging, die Medien zu kritisieren, sondern die Promotion für den Film nicht ganz unwichtig ist, sollte man sich nicht instrumentalisieren lassen im Sinne der Macher.

    Von diesem Wettlauf, unbedingt schnell über Ereignisse zu berichten, halte ich gar nichts.

    @Marvin: Was gewesen wäre, hätte man erst am 12. September 2001 von den Anschlägen erfahren? Ja, was?

    Gab es dieses Jahr schon irgendeine Nachricht in den Medien, bei der es wichtig war, ob man sie “sofort” im Internet oder am nächsten Tag in der Zeitung erfahren hat?

Kommentar abgeben:

Plugin developed by Jon Fox