01. Juli 2009 - Jürgen Vielmeier

Was einfach werden soll, verlangt vorab viel Kompliziertes: Das W3C (Worldwide Web Consortium) hat Empfehlungen an die Browser-Hersteller fallen lassen, bestimmte Codecs für das <video>-Tag in der zukünftigen Seitenauszeichnungssprache HTML 5 zu verwenden. Das dürfte die Einführung des Open Video Supports als Ersatz für Flash erheblich verzögern.
Die Funktion geisterte bereits als neue Killerapplikation durch das Web, weil sie Flash, Shockwave und Silverlight beim Abspielen von Videos ersetzen könnte, etwa auf YouTube. Einzelne Browser wie Safari 4 und der neue unterstützen die neuen <video>- und <audio>-Tags bereits. Firefox 3.5 etwa bringt die Codecs Wav, Ogg Vorbis und Ogg Theora mit.
Videofunktion von Firefox 3.5 in The VideoBay. Schönes Video übrigens …
Oft ziehen Jahre ins Land
Bevor neue Versionen der Seitenauszeichnungssprachen HTML und CSS vom W3C verabschiedet und von allen Browsern aufgenommen werden, ziehen meist Jahre ins Land. Manche Browser setzen trotzdem schon oft vorab auf einzelne neue Befehle. Oft kommt es zu gar keiner Einigung, wie im Falle von CSS 2. Die zweite Version der Stylesheet-Sprache zur Gestaltung von Webseiten wurde bereits 1998 veröffentlicht und wird bis heute nicht von allen Browsern unterstützt. Bis die Entwickler bei HTML 5 ein Erfolgserlebnis feiern können, dürften wieder einmal Jahre ins Land ziehen. Der Streit um die Codecs hat die browserübergreifende Einführung der Tags nun wohl zumindest um einige Jahre gebremst.
Ian Hickson, einer der mit HTML 5 beschäftigten Chefentwickler, fast das traurige Ergebnis zusammen:
- Apple weigert sich aufgrund fehlender Patente, den Codec Ogg Theora in QuickTime/Safari einzubauen.
- Opera sieht nicht ein, für die fehlenden Patente des Codecs H.264 für Videokompression hohe Lizenzgebühren zu bezahlen.
- Ähnlich sieht es bei Mozilla (Firefox) aus. Hier fehlt eine Lizenz für H.264.
- Am weitesten scheint Google zu sein. Chrome 2 unterstützt bereits H.264 und Ogg Theora, sieht bei Ogg Theora aber Schwierigkeiten auf die Lautstärkeregelung bei YouTube zukommen. Chromium-Entwicklern kann Google die Lizenz für H.264 nicht zur Verfügung stellen.
- Microsoft hat sich noch gar nicht dazu geäußert, ob man <video> unterstützen will.
Hickson sieht nur zwei Möglichkeiten, wie sich der <video>-Tag verabschieden lässt: Ogg Theora müsste der Standard-Codec für das Web werden, und die Patenthalter von H.264 müssten ihre Patente freigeben. Beides dürfte mehrere Jahre dauern. Falls es überhaupt passiert.
Danke an @Sunny_Afternoon!