Die Menge an Daten, die über das Internet übermittelt wird, wächst stetig. Immer mehr Bits und Bytes – bei Einzelnen Nutzer/innen längst schon im täglichen Giga-Bereich – sorgen dafür, dass auch immer mehr Energie für die Internetnutzung bereitgestellt werden muss. Daraus lassen sich verschiedene Schlüsse und Konsequenzen ziehen: Entweder muss jeder Mensch seinen Konsum von Onlinevideos einschränken oder die Wirtschaft muss zum Betrieb der Server, Netze, Funkmasten und Co. eine nachhaltige, klimaverträgliche Lösung finden. Beides sind schwere Aufgaben. Denn beides sind verglichen mit dem Status quo einschneidende Forderungen.
„The Shift Project“ klärt über klimaschädliche Internetnutzung auf
Umfangreiches Informationsmaterial zum Thema findet ihr auf der Webseite von „The Shift Project“. Die Leute hinter dem Think Tank und dessen Publikationen haben umfangreiche Daten zusammengetragen sowie auch ausgewertet. Dabei sind sie zu interessanten Schlüssen gelangt, welche (unter anderem) Streaming auf Netflix, Amazon, YouTube, Erwachsenenseiten und dergleichen mehr betreffen. So wurde ermittelt, dass 80% der über das Internet übertragenen Daten für Videos genutzt werden. Aufgeteilt sind das 60% für Online-Videos wie VoD-Streaming, Pornografie, YouTube und ähnliche Anbieter sowie andere (Social Media, direkt auf Seiten eingebundene Videos, etc.). Die restlichen 20% entfallen auf Live-Videos wie Skype-Telefonate, Camgirl-Angebote, Telemedizin und ähnliches.
- Webseite von The Shift Project: TheShiftProject.org
- Unterseite mit Publikationen zum Thema: Hier klicken
YouTube steht nicht an der Spitze des Verbrauchs
Mit dem Erfolg von Netflix, Amazon Prime Video und anderen Anbietern von VoD-Streaming für Filme und Serien haben sich ganz neue Dimensionen der Internetnutzung aufgetan. Mit immer neuen Angeboten aus dieser Branche, beispielsweise von Apple, Warner Brothers, Disney und weiteren, wird auch die Nutzungszeit und somit der Energieverbrauch für Server, Netz und Funktechnik steigen. Denn dank 4G LTE und dem kommenden Mobilfunkstandard 5G wird längst nicht mehr nur auf Kabelnetze gesetzt, wenn es um Videoaufrufe geht. Interessant bei der ganzen Betrachtung, dass die Filme- und Serien-Streamer an erster Stelle der Datenstrom-Erzeuger sind; „Tubes“ wie YouTube, Vimeo, Dailymotion und Co. sind nur auf Platz 3.
- 34% VoD-Streaming: Filme und Serien auf Netflix, Amazon, Sky, und so weiter
- 27% Pornografie: Auf Servern liegende Videos, also keine Cam-Streams oder Fotos
- 21% Tube-Angebote: YouTube, Vimeo, Dailymotion, Clipfish und so weiter
- 18% Andere: Facebook, Instagram, Twitter und auf Webseiten gehostete Videos
Was kann / muss die Wirtschaft tun, um das Klima zu retten?
Betreiber von Video-Angeboten im Internet können und sollten anfangen, ihre Server, Büros und andere Systeme, Einrichtungen und Netzwerke ausschließlich mit erneuerbaren Energien zu betreiben. Der Technik-Riese Apple macht dies ja schon erfolgreich vor; er wäre – falls YouTube, Netflix, Amazon, PornHub, Facebook und Co. es nicht selber hinbekommen – eine Anlaufstelle, um sich Inspirationen für praktische Lösungen zu holen. Besser jetzt als wenn es dann wirklich zu spät ist. Außerdem sollten Netzbetreiber (hierzulande Telekom, Vodafone und Telefónica) anfangen, eine gemeinsame, nachhaltige und klimaneutrage Infrastruktur aufzubauen. Oder besser: Alle diese Anbieter werden auf politischen Beschluss hin zusammengelegt und vergesellschaftet. So gibt es nur noch ein Netz ohne Konkurrenzdenken, das einheitlich weiterentwickelt und gewartet wird.
Was können Verbraucher/innen tun, um weniger klimaschädlich zu agieren?
Ganz radikal gesagt: Aufhören, Video-Angebote im Internet zu nutzen. Aber das würde natürlich den Großteil der Menschen aus ihrer postmodernen Komfortzone herausziehen. Zudem würden viele dann sicher vermehrt zu Ausweichangeboten wie DVD, Blu-Ray und dergleichen greifen – aufgrund des dafür verwendeten Kunststoffs ist das natürlich auch weder gut für die Umwelt noch für das Klima. Also sollte man an dieser Stelle wohl weniger „rabiate“ Schritte vorschlagen und folgendes zum Nachdenken mit auf den Weg geben:
- Den Video-Konsum einschränken und nicht jedes Katzen-, Kinder- oder Fail-Video konsumieren
- Videos, die man sehr oft wiederholt schaut, herunterladen und lokal wiedergeben
- Online-Videos nicht in 4K, 1080p Full HD oder 720p HD, sondern auch mal mit 480p ansehen (das spart sehr viele Daten)
- Netflix, YouTube und Co. in Gruppen schauen, anstatt jede/r für sich das gleiche Video einzeln anzusehen
- In Form von Video- und Filmeabenden die einzelnen Dienste nur noch gemeinsam nutzen (außer vielleicht die Erwachsenenseiten)
Braucht man 8K-Videos und Videospiele-Streaming?
Mit der aktuellen Situation ist das Limit der kritisierbaren Dienste und Nutzungsverhalten hinsichtlich Datenverbrauch im Internet noch lange nicht erreicht. Denn natürlich kommen immer weitere Entwicklungen, Innovationen und Gebrauchsmöglichkeiten auf den Markt. Nicht zuletzt die 8K-Auflösung, welche noch schärfere und größere Bilder als 4K oder 2K bieten soll. Aufgrund höherer Pixelzahl, mehr Farbtiefe und anderen Merkmalen wird 8K-Streaming ungleich mehr Datenaufwand bedeuten – sowie noch mehr Energie für die Speicherung, Übertragung und Wiedergabe verbrauchen. Das Gleiche gilt für Videospiele, die auf Servern (ja, Plural, da jede/r Spieler/in eine Berechnung auf mehreren Servern bekommt) berechnet und dann aufs Spiele-Endgerät übertragen werden – Stichwort: Google Stadia!