Die Occupy-Bewegung und das Medienversagen

Seit Monaten schwappen massive Demonstrationen um die Welt. Sie kosten Regierungschefs schonmal Amt und Leben. Im Detail mögen Sie unterschiedliche Ziele vertreten, je nachdem ob es um den arabischen Frühling geht, um die die spanische Bewegung der “Empörten” oder neuerdings um OccupyWallstreet. Allen gemeinsam ist, dass sie trotz ihrer Wichtigkeit in den Medien fast nicht vorkommen.

Meldungen gibt es bestenfalls mal am Rande. Wenn es doch zu so etwas wie Berichterstattung wie in Libyen oder Ägypten kommt, dann um Wochen zu spät und weil es einfach nicht mehr zu übersehen ist. Ich möchte nicht so weit gehen, da Absicht zu unterstellen – die Medien sind einfach viel zu sehr auf den politischen Regelbetrieb mit seinen vorfahrenden Autos und in die Mikrophone gelaberten Worthülsen geprägt.

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Einstweilen versucht die New Yorker Polizei, friedliche Demonstranten mit Gewalt und Pfefferspray von der Wall Street zu vertreiben, wo sie mittlerweile seit Wochen campieren. Zentrale Aussage: “Wir sind die 99%” – also diejenigen, die nicht über Gelder und Macht verfügen. Sie demonstrieren dagegen, dass die Anhäufung von Vermögen und Geld längst nicht nur die “soziale Schere” weit auseinander klaffen lässt, sondern auch dazu führt, dass immer mehr politische Entscheidungen jenseits demokratischer Institutionen aus Geldzwängen und auf Lobbydruck hin getroffen werden. Geld und Banken regieren die Welt – mittlerweile in einem unerträglichen Ausmaß.

Quelle: New York Times

Sicherlich gibt es ein unglaubliches Wohlstandsgefälle zwischen arabischen Revolutionären, amerikanischen Demonstranten und – sagen wir – der deutschen Anti-S21-Bewegung. Bemerkenswert ist jedoch das globale Aufflammen dieser Protestbewegungen mit einem kleinsten gemeinsamen Nenner: der Forderung nach mehr Mitbestimmung, Demokratie und Transparenz. Die Bigotterie auch der amerikanischen Regierung zeigt sich in folgendem Video, das Ereignisse rund um “OccupyWallstreet” gegen Aussagen von Hillary Clinton und Barack Obama schneidet, als noch “nur” in Arabien demonstriert wurde.

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Wir hatten ein ereignisreiches Wochenende: Innenminister Friedrich hat zugegeben, dass der Bundestrojaner auch von Bundesbehörden wie dem BKA eingesetzt wurde und Deutschland seine Bürger mit verfassungswidrigen Mitteln ausspioniert. Die OccupyWallstreet-Demonstrationen schwappten Samstag um den Globus: Hunderttausende auf der ganzen Welt demonstrierten zeitgleich. In Berlin räumten Polizisten ohne Namensschilder gewalttätig ein friedliches Demonstrantencamp auf dem Platz der Republik.

In der ARD talkt Günther Jauch über Alkohol und die “Bild” titelt heute morgen… ach vergessen wir’s.