Motorola XOOM: Von „Wow!“ zu „Naja…“ – ein Testbericht

Als ich den Karton mit dem Xoom in Händen hielt, war ich einigermaßen hibbelig. Ich hatte vorher nie ein Tablet in der Hand. Dass es ein iPad und ähnliches gibt, hatte ich wohl gehört, mich aber nie damit auseinandergesetzt. Und nun hatte ich DAS Tablet schlechthin in der Hand. Das Einzige, von dem es heißt, es könne dem iPad das Wasser reichen. Dualcore-Technologie, superschnell und ganz toll. Technische Daten sind mir aber weitgehend egal, für mich kommt es darauf an, wie es sich anfühlt und funktioniert.

Anfühlen tut es sich toll, das Xoom. So ungefähr 10 Minuten lang. Spätestens dann muss man es wegen seines Gewichts irgendwo ablegen. 730 Gramm sind eben nicht wirklich handlich. Die Verarbeitung ist typisch Motorola: Stylish und schick. Nichts anderes hatte ich erwartet. Allerdings gibt es bei Motorola immer irgendwo Abzüge in der B-Note. Beim Xoom sind es die winzigen Lautstärkeregler an der Seite. Diese lassen sich jedoch elegant umgehen, indem man nur einen davon finden muss und dann per Wischen auf dem erscheinenden Bedienfeld die Lautstärke mit dem Finger einstellt.

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Viele Tester haben den Einschaltknopf auf der Rückseite als unpraktisch beschrieben. Mich hat das weniger gestört, mein Finger wusste schnell, wo er suchen muss. Trotzdem könnte er auf der Vorderseite oder am Rand sein. Ansonsten kommt das Xoom komplett ohne Knöpfe aus. Alles wird mit der Hand gesteuert.

Die Menü-Buttons unten links sind nicht so praktisch, zumindest nicht für Rechtshänder, die das Tablet wohl eher mit der linken Hand halten und so ungewollt aus so manchem Programm gekickt werden. Die Tastatur ist groß genug auch für Wurstfinger und lässt sich gut bedienen. Mal eine Mail oder Twitter sind damit super zu erledigen. Aber: Das Xoom ist kein Arbeitsmittel. Auch E-Books lesen stelle ich mir wegen des Gewichtes schwierig vor.

Motorola liefert ein paar Standard-Hintergründe mit. Ich bin ein Freund von Personalisierung, also suchte ich mir im Market einen schönen Live-Hintergrund, den ich auf meinem Motorola Milestone auch schon mal hatte. Und hier kommen wir zum größten Knackpunkt: Apps.

Mehr als Abzüge in der B-Note

Der Live-Hintergrund kam pixelig daher, weil er für Smartphones gemacht ist und nicht auf Tablets eingestellt. Die Größe hat das Programm selbst offenbar überfordert, denn der Hintergrund stürzte laufend ab. Auch ansonsten ist Android schlicht und ergreifend noch überhaupt nicht auf Tablets eingestellt. Schön, dass das Xoom schon mit Android 3.0 Honeycomb ausgestattet ist, nützt allerdings wegen der fehlenden Anwendungen so gut wie gar nichts. (Obwohl: Angry Birds spielen auf einem Tablet ist schon der Hammer.)

Zwei Kameras hat das Xoom, eine vorn zum Videochatten, eine hinten für Fotos. Die Kamera vorn macht pixelig-körnige Bilder. Die Kamera hinten ist zwar wirklich viel besser, aber es ist wegen des Gewichts und der Größe des Xoom kaum möglich, nicht verwackelte Fotos zu produzieren. Wozu es überhaupt eine Fotokamera braucht, ist nicht ganz klar, denn ist man mit dem guten Stück draußen und die Sonne scheint, kann man ohnehin keine Fotos machen. Naja, doch, kann man. Blind knipsen und sich zuhause überraschen lassen. Auf dem Display ist jedoch nichts bis gar nichts zu erkennen, draußen ist das Xoom ein großer Handspiegel.

Die viel gepriesene Schnelligkeit kann ich so nicht bestätigen. Ich arbeite am Rechner mit Surfstick, auf meinem Milestone ist inzwischen Android 2.2 und beides ist nicht wesentlich langsamer als das Xoom. Weder mein sechs Jahre altes IBM Thinkpad noch mein Telefon haben Dualcore und kommen trotzdem sehr gut mit dem Tablet mit.

Fazit

Wozu braucht man ein Tablet? Diese Frage hatte ich mir seit Einführung des iPad schon oft gestellt. Beim Xoom kann ich sagen: Es ist ein nettes Gadget. Es macht Spaß, auf dem großen Display mal eben das Internet auf Vitalzeichen zu checken oder auf der Couch komfortabel zu twittern. (Dafür gibt es immerhin eine App, die für Tablets optimiert ist: TweetComb.) Ob man jedoch für ein nettes Gadget so viel Geld ausgeben muss, ist fraglich. Mich hat es nicht umgehauen und auch nicht überzeugt. Ein Tablet brauche ich vorerst nicht, weil es meinen Rechner nicht ersetzen kann und mein Smartphone nicht übertreffen. Zum Angeben ist es aber gut geeignet.

Von Juliane Weuffen, textblicke.de

6 Gedanken zu „Motorola XOOM: Von „Wow!“ zu „Naja…“ – ein Testbericht“

  1. Du bestätigst meinen Eindruck von Tablets: Wirklich brauchen tut sie niemand; eins zu haben ist schon ne schöne Sache. Dass Android mit den Tablets nicht klarkommt ist aber schon ein sehr negativer Punkt.

  2. Ich nehme an, daß es sich um eine deutsche Version, gekauft in Deuthscland handelt.
    Ich bin erstaunt, daß die nicht gleich mit 3.1. ausgeliefert wurden. Hab ich mal “notiert” :(.
    Ich glaube mich zu erinnern, daß mein Xoom einen statischen Hintergrund hatte. Den habe ich postwendend gegen einen animierten getauscht…
    Das einzige was bei meinem Xoom langsam ist, ist die Verzögerung beim drehen von Hoch- in Querformat (oder umgekehrt). Alternative Oberflächen haben das Problem angeblich nicht. Ich habe es aber nicht getestet.
    Ansonsten stellt sich die Frage welche Apps als Benchmark benutzt worden sind um den Dual Core des Xoom auszureizen.
    Also schau Dir doch mal einen Full HD Film einmal mit Mobo Player am Xoom und dann auf Deinem Handy an…

    Gruß
    Chilli

  3. erst einmal: Danke für das Review!
    Ich mag jetzt wirklich den Apple-Fanboy raushängen lassen, aber:
    Seit geraumer Zeit mache ich mich über Tablets schlau, weil ich nicht jeden Morgen und zwischendurch meinen PC anmachen möchte, um Mails, News und meine üblichen Foren zu checken. Tatsächlich nimmt meine Nutzungszeit am PC mehr und mehr ab. Ein Tablet wäre schon nett, um sich, sei es jetzt zu hause oder unterwegs, wenn man auf Wi-Fi oder 3G zurückgreifen kann, kurz auf dem Laufenden zu halten.
    Zum arbeiten habe ich meinen Laptop. Der ist mir dafür sowieso lieber als mein PC, weil man so, natürlich, mobiler ist und alle Daten beisammen sind, ohne ständig Mails verschicken oder USB-Sticks umstöpseln zu müssen.
    Lange Rede, kirzer Sinn: Ich lande trotz aller Neuerscheinungen immer wieder beim iPad. Der Rest überzeugt einfach nicht, wenn man sich Meinungen von Testern anhärt oder durchliest.
    Dazu kommt noch diese Kraterlandschaft Android mit App Stores für die verschiedenen Versionen… Na ja. Ich bin gespannt, was sich da noch tun wird und möchte die Androidgeräte keinesfalls für mich abschreiben, doch momentan denke ich mir nur bei Apple-Podukten “Wow”. Bin gespannt, ob mir das auch andere Geräte in absehbarer Zeit entlocken werden. Wenn ja, steige ich auch gerne um. :)

  4. Also ich habe (leider) kein Tablet. Habe aber letztens spaßeshalber Das IPad und das GalaxyTab getestet. Hatte nicht viel Zeit im Laden – es ist also nur der allererste Eindruck, den ich hier wiedergebe. Ich fand das AndroidTab besser – vor allen Dingen, weil es leichter und kleiner war. Man konnte es in beiden Händen halten und gleichzeitig mit beiden Händen tippen. Das fand ich deutlich komfortabler als das IPad, welches man ablegen muss.

    Ich denke aber die ganze Tabletgeschichte steckt noch in den Kinderschuhen und es wird bei dem Zwitterproblemen bleiben. Ein Tablett ist nicht Mobil genug wie ein Smartphone und niemals so leistungsfähig/Komfortabel wie ein Laptop

  5. Danke für den tollen Beitrag. Endlich mal ein Testbericht, bei dem man nicht den Eindruck gewinnt, das da Werbung oder sowas dahinter steht.

  6. Dein Beitrag gibt einen schönen Gesamteindruck vom Paket aus XOOM, Android 3.0 und Apps wieder. Das ist gut, denn ein normaler, nicht zu technisch getriebener Benutzer wird das ganz ähnlich wahrnehmen wie Du.
    So schön ich den Überblick finde, so sehr wünsche ich mir auch, dass Du in dem Moment, in dem Du in Einzelkritiken einsteigst auch beginnst sauber zu trennen: So ist mir nicht klar, warum ein animierter Hintergrund, der wohl so nicht für Android 3 (also für Tablets) gemacht ist eine Schwäche vom XOOM und Android 3 sein soll?

    Warum ist eigentlich “Android schlicht und ergreifend noch überhaupt nicht auf Tablets eingestellt”? Du weißt schon, dass Google mit Motorola als Hardware-Partner Android 3.0 explizit für Tablets entwickelt hat? Meinst Du vielleicht den Market, der noch nicht viel für Android 3 bietet?

    Gut gelungen: “draußen ist das Xoom ein großer Handspiegel”. Stimmt! Das ist mir auch nicht ganz klar, wieso die Hersteller in Mobilgeräten nicht häufiger matte und transflektive Displays einbauen.

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