uProtect.it gibt auf Facebook ein Stück Datenkontrolle zurück (Update)

Oder versucht es zumindest. uProtect.it ist eine browserbasierte Anwendung der Firma Reputation.com, die sich in Facebook einklinkt und Updates sperrt. Zur Entsperrung muss der Leser ebenfalls uProtect.it installiert haben und kann dann meine Updates lesen – aber nur wenn ich es ihm zuvor erlaubt habe.

Zunächst einmal ist das ganze eine feine Sache. Der Dienst soll kostenlos bleiben (die Firma nutzt ihn als Marketing-Instrument für andere Angebote im Bereich Reputation-Management) und ersetzt bzw. ergänzt das völlig unbrauchbare weil unübersichtliche System aus Gruppen und Listen, mit denen man auf Facebook theoretisch tunen kann, wer was lesen oder sehen darf.

Diese Rechte können – mit uProtect.it gesetzt – auch nachträglich entzogen werden. Außerdem ist es möglich, Posts mit einem digitalen Verfallsdatum zu versehen. Damit haben die Entwickler mal eben als kleines Zusatzfeature eingebaut, wofür hierzulande ein ganzes Forschungsteam mit teuren Steuergeldern ein eher lachhaftes System für Bilder entwickelt hat, das auch noch als kostenpflichtiges Firefox-Plugin realisiert ist.

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Aber ich schweife ab. Ist uProtect.it ein Mittel gegen den Kontrollverlust? Jein. Es ist auf jeden Fall möglich, einfacher und genauer zu steuern, wer welche Daten sehen darf. Weil das ganze als Browser-Bookmarklet funktioniert, scheint auch Facebook weitgehend ausgehebelt zu sein – wenn ich es richtig verstanden habe, kann ein Facebook-Mitarbeiter aber weiter über seine Datenbank meinen Kram lesen, da die Daten nur gesperrt, aber nicht verschlüsselt werden.

Was Datenschutz und den Kontrollverlust über die eigenen Daten betrifft, kann uProtect.it nur teilweise schützen. Nach wie vor kann ich nicht verhindern, dass jemand einen Inhalt, den ich bei Facebook einstelle, einfach kopiert und weiter verbreitet. Ebenso ist es kein Schutz davor, dass andere Leute Daten über mich in Umlauf bringen. Wahrscheinlich wird es auch niemals möglich sein, solche Fälle anders als mit sozialen Konventionen und juristischen Mitteln zu bekämpfen. uProtect.it vereinfacht allerdings zu steuern, was man sowieso noch einigermaßen kontrollieren kann.

Allerdings ist es auch mit uProtect.it ein nerviges und unpraktisches Unterfangen, ständig neu auszuwählen, wer was sehen darf. Immerhin kann man zu Beginn eine Default-Einstellung vornehmen, die aber auf Dauer unbefriedigend sein dürfte. Das Problem der abgestuften Öffentlichkeiten und Rollen (Freundeskreis, Firma, Verein, Familie…) die auf Facebook zu einem Brei vermanschen, lässt sich so einfach nicht lösen.

Vermutlich dürfte es früher oder später auch eine Facebook-App geben, die uProtect.it wieder aushebelt. Da es als externer Dienst läuft, kann uProtect.it nicht direkt von Facebook aus dem Anwendungsverzeichnis geworfen werden – allerdings kann Facebook die Benutzung vermutlich mit einfachen Tricks und Änderungen an der Webseite unterbinden. Es ist eine spannende Frage, wie Zuckerberg auf dieses Tool reagieren wird. Sollte sich uProtect.it stärker verbreiten, verliert vor allem einer ein Stück Kontrolle: Facebook.

Update: Anscheinend läuft der Dienst derzeit alles andere als stabil. Die neuen orangenen “Encode”-Schaltflächen, mit denen ich einen Eintrag schützen kann, werden nur gelegentlich eingeblendet und im Feld für den Hauptstatus gar nicht – nur bei Kommentaren. Beim Versuch, ein Bild gechützt hochzuladen stürzt uProtect.it regelmäßig ab – es passiert nach einiger Ladezeit schlicht gar nichts.

[via The Daily Beast]

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