Läutet das Ende von Delicous das Web-2.0-Sterben ein? (Update)

Das Wort “Web 2.0″ sagen wir ja alle nicht mehr, heute ist alles sozial und der Bookmarkdienst Delicious aus heutiger Sicht eben “Social Bookmarks”, weil die Anwender ihre Lesezeichen mit ihren Freunden teilen. Nun ist durchgesickert, dass Konzernmutter Yahoo den Bookmark-Dienst einstellen wird. Die Frage liegt auf der Hand, ob dann nicht in nächster Zeit ein paar mehr kleinere Dienste über die Klinge springen werden.

Bei Netzwertig wird das schon ganz eindrucksvoll aufgelistet: Delicous in den USA, Mr Wong in Deutschland, Digg oder die deutsche Variante Yigg: Es scheint so etwas wie eine Krise beim Social Bookmarking und bei den Social News zu geben. Alle kriseln und es ist fraglich, ob sie das kommende Jahrzehnt überleben werden. Offenbar haben alle diese Dienste ein ähnliches Problem wie die Content-Anbieter: Alle wollen sie nutzen und keiner will dafür zahlen. Und ich glaube, dass das längst nicht nur Social Bookmarks und News betrifft, sondern das gesamte Social Web.

[adrotate group="5"]

Google und Facebook machen vor, wie man die Daten der Anwender zu Geld machen kann. Eine Werbeplattform ergibt aber nur Sinn, wenn sie groß ist und die Anzeigen zugleich billig – Google verdient mit Micro-Werbeetats Milliarden – und die Werbung extrem zielgenau platziert werden kann, wofür kontextuelle Daten oder der Social Graph des Anwenders vorliegen muss. Ein kleiner Dienst, der sich nicht unter das Dach eines großen Konzerns retten kann, hat es ungleich schwieriger, sich zu refinanzieren, wenn die Geldspritzen der Investoren erst einmal aufgebraucht sind.

Apps werden es ganz sicher nicht richten – Dienste wie Delicious können zusätzlich über Apps funktionieren, sind jedoch aufs freie Web angewiesen. Delicious war ein Veteran des Web 2.0 und ist gerade mal sieben Jahre alt. Fast alle sozialen Plattformen sind jünger. Wie sie langfristig Geld machen wollen, haben viele von ihnen noch nicht überzeugend dargelegt, nicht einmal Twitter – und ich frage mich, ob der Standard-Exit nicht doch der a priori einkalkulierte Verkauf der Webklitsche nach x Jahren ist.

P.S.: Für alle Delicious-Ratten gibt Lifehacker einen Überblick, wie man das sinkende Schiff am besten verlassen kann.

Update: Mittlerweile hat Yahoo! sich zu den Gerüchten geäußert. Delicious soll nicht geschlossen, sondern verkauft werden. Das ganze sei nur ein Missverständnis, an dem “die Presse” schuld sei. Was davon zu halten ist, schreibt Martin Weigert bei Netzwertig.

2 Gedanken zu „Läutet das Ende von Delicous das Web-2.0-Sterben ein? (Update)“

Kommentare sind geschlossen.