Stabi Hamburg veröffentlicht historische Adressdaten: Wer hat in meinem Haus gewohnt?

Die Hamburger Staatsbibliothek hat Adress-, Branchen- und Telefonbücher vergangener Zeiten digitalisiert und in eine Datenbank überführt, die nach allen möglichen Kriterien durchsucht werden kann. Seit dem 5. November kann man zumindest für Hamburg, Altona und angrenzende Vororte Omas Hutgeschäft recherchieren. Die alte Telefonnummer und das Bankkonto gibt es – sofern vorhanden – gleich noch dazu.

Was die Stabi da gebaut hat, ist eine herrliche Spielwiese für Historiker, Journalisten und Ahnenforscher. Stammbäume lassen sich beispielsweise künftig sehr einfach um Adressen erweitern. Dafür mussten alte, häufig zerfallene Bücher und Papiere digitalisiert werden – und oft erst aus anderen Bibliotheken beschafft, da die Hamburger Bestände 1943 stark beschädigt worden waren.

Ein wenig fühlt sich diese Sammlung und Zugänglichmachung ortsbasierter Daten für mich an, wie die Rückseite der Streetview-Debatte: Wo beginnt da eigentlich der Datenschutz, auch wenn sich die Daten auf vergangene Jahrzehnte beziehen – sehr viele betroffene Personen leben durchaus noch. Diese Nutzung der Daten war aus damaliger Perspektive eigentlich nicht vorstellbar. Der Nutzen ist ohne Zweifel enorm – ich frage mich gerade, ob dem irgend eine Verletzung der Privatsphäre oder zu schützendes Einzelinteresse gegenüber steht, und komme zu keinem Ergebnis.

Derzeit stehen die Bestände 1689 bis 1903 im Netz sowie noch beispielhaft das Jahr 1926. In den nächsten Monaten sollen dann weitere Daten bis zum Jahrgang 1975 freigeschaltet werden. Momenten sind allerdings die Webserver der Staatsbibliothek wegen des Ansturms häufig etwas überlastet.


 
 
 

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