Google warnt seine Nutzer ausdrücklich davor, Daten nach Facebook zu importieren. Dort bekomme man sie nicht mehr heraus. Im Datenkrieg mit Facebook versucht Google, sein Motto “Don’t be evil” hochzuhalten und Facebook moralisch zu mehr Offenheit zu bewegen. Der Anwender müsse Kontrolle über seine Daten haben, so ein Google-Text. Echte Kontrolle hat der Nutzer allerdings bei keinem der beiden Dienste.
Es geht geht mal wieder um den Social Graph, also meine Beziehungen zu anderen Menschen, die mich fürs Marketing vieler Firmen als Konsument definieren. Der lässt sich – vor allem durch das gezielte Einblenden von Werbung – zu Geld machen. Google wurmt es allerdings, jenseits von Google Mail und vielleicht noch den Reader kaum über einen Dienst zu verfügen, mit dem sich ein solcher Social Graph gewinnen ließe. Orkut nutzt hierzulande niemand und Buzz könnte demnächst den Weg von Wave gehen.
Ganz anders Facebook: Dessen Kernanwendung ist eben nicht Suchen, Maps oder Mail sondern von Anfang an, sich mit Freunden und Bekannten zu verknüpfen. Facebook stellt unter anderem die Möglichkeit bereit, Kontakte aus einem Google-Account zu importieren, ohne im Gegenzug Google oder anderen Diensten den Import von Kontaktdaten aus Facebook zu gestatten.
Nachdem Google kurzerhand den Datenhahn für Facebook zugedreht hatte, reagierte Facebook mit einem Hack, bei dem die Google-Daten in eine Datei gespeichert und gleich wieder hochgeladen werden – das ganze voll automatisch und ohne Facebook.com verlassen zu müssen. Google kann hier nichts weiter tun, als die Daten ausliefern, tut dies aber nicht ohne Warnung:
Hold on a second. Are you super sure you want to import your contact information for your friends into a service that won’t let you get it out?
Here’s the not-so-fine print. You have been directed to this page from a site that doesn’t allow you to re-export your data to other services, essentially locking up your contact data about your friends. So once you import your data there, you won’t be able to get it out. We think this is an important thing for you to know before you import your data there. Although we strongly disagree with this data protectionism, the choice is yours. Because, after all, you should have control over your data.Of course, you are always free to download your contacts using the export feature in Google Contacts.
This public service announcement is brought to you on behalf of your friends in Google Contacts.
[__] Register a complaint over data protectionism. (Google will not record or display your name or email address.)
[__] Proceed with exporting this data. I recognize that once it’s been imported to another service, that service may not allow me to export it back out.
Select one or more options. Cancel and go back
[adrotate group="5"]
Tatsächlich argumentiert Google nicht ganz sauber: Zunächst einmal gibt es mit OpenGraph sehr wohl eine Schnittstelle in Facebook, mit der sich die Nutzerdaten abfragen lassen, sofern der Nutzer dem zustimmt. Auch kann beispielsweise mein Handy problemlos Kontakte von Facebook herunterladen und ins Adressbuch einfügen – einschließlich der E-Mail-Adressen, egal was TechCrunch sagt. Es gibt also keinen Grund, warum Google das nicht auch können sollte – und sei es mit einem Hack.
Geradezu dreist ist allerdings das Wort von der “Kontrolle”. Die Tatsache, ob man mit seinen Daten von einem Dienst zum anderen umziehen oder sich ein Backup auf der eigenen Platte machen kann, ist nur ein sehr kleiner Teil der Kontrolle, die eigentlich nötig wäre. Egal ob wir mal Google oder Facebook den Rücken kehren wollen - wir haben absolut keine Kontrolle darüber, was Google und Facebook mal mit all den gesammelten Daten anstellen werden. Das betrifft beide Dienste gleichermaßen.