Auf Rechnung zahlen bei Paypal

Es ist ja nicht nur so, dass Kleinselbstständige nicht wissen, wie sie diesen Ebay-Kauf jetzt wieder mit ihrer Buchhaltung verheiraten sollen, weil keine richtige Rechnung dabei ist. Überhaupt zahlen wir Deutschen traditionell immer noch gegen Rechnung. Jedenfalls war das jahrzehntelang so, als noch im Versandhauskatalog bestellt wurde, und vielleicht sind wir da ein wenig stur.

Zwar brummt der E-Commerce hierzulande, trotzdem brechen immer noch sehr viele Menschen einen Online-Kauf ab, wenn ihnen nur Vorkasse, Kreditkarte oder Abbuchung geboten wird. Sie wollen die Ware gerne in Augenschein nehmen und dann entweder bezahlen oder zurückschicken – und nicht nur als Quasi-Reklamation zurückschicken und hoffen, dass der Händler das mit dem Rückgaberecht genauso sieht und die bezahlte Kohle wieder rausrückt.

Händler jammern gerne über die Käufer, dabei übersehen sie, dass das 14tägige Rückgaberecht im Versandhandel eben nicht dazu dient, eventuelle Reklamationen oder krasse Fehlkäufe abzuwickeln, sondern ganz allgemein die Ware in Augenschein nehmen und wirklich nur bei Gefallen zu behalten. Genau mit diesem Service waren Neckermann, Otto & Co. vor Jahrzehnten gegen den Einzelhandel angetreten.

Den Händlern gefällt es natürlich gar nicht, das Risiko zu tragen, dass ein Kunde vielleicht sogar ein genutztes Wasserbett zurückschickt – oder auch einfach so die Rechnung nicht bezahlt. Dann das Geld wieder einzutreiben, kann ziemlich schwierig werden. Paypal versucht sich deshalb als Scharnier: Mit Hilfe des Scoring-Dienstes “Billsafe” wird ein Kunde online auf seine Bonität hin überprüft.

Anhand verschiedener (nicht näher genannter) Kriterien und Erfahrungswerte wie Alter, Geschlecht, Familienstand und Wohngegend wird eine Wahrscheinlichkeit ausgerechnet, mit der der Kunde zahlt. Bleibt sie oberhalb eines bestimmten Wertes, wird dem Kunden die Zahlung per Rechnung angeboten, wobei offenbar Paypal das Risiko übernimmt, dafür vom Händler aber bis zu 7% Provision verlangt. Für Kleinhändler sicherlich eine lohnende Sache, die das Risiko eines Zahlungsausfalls kalkulierbar macht. Nur geschiedene Männer mittleren Alters in Berlin-Neukoelln werden wohl damit leben müssen, weiterhin per Vorkasse zu zahlen.

[via Tagesspiegel]