Das Wort “Depublizieren” hat Zeug zum Kandidaten fürs Unwort des Jahres. Gemeint ist damit, dass der Rundfunkstaatsvertrag die öffentlich-rechtlichen Sender zwingt, bis auf kleine Reste ihre von unseren GEZ-Geldern teuer produzierten Inhalte wieder vom Netz zu nehmen. Ich hatte darüber berichtet. Nun ist unter depub.org ein freies Projekt am Start, das zunächst die Inhalte von tagesschau.de archivieren und langfristig zugänglich machen will.
Ein Archiv der Inhalte von tagesschau.de aus den Jahren 1999 bis 2010 kursiert ja bereits im Netz. Die XML-Files wollen aber auch entsprechend aufbereitet sein. Genau damit startet das neue P0rtal depub.org. Das ganze ist noch etwas primitiv, aber laut Blogpost wird daran gearbeitet, eine Suche bereitzustellen, das Archiv mit den bisher 270.000 Artikeln um 1-Satz-Meldungen und Video-Links und ähnliches zu bereinigen sowie neue Artikel immer automatisch einzupflegen.
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Was mich interessieren würde, ist die rechtliche Frage. Da es nicht um Inhalte dritter geht, sondern ausschließlich um den Content von tageschau.de, liegen die Rechte bei der ARD. Solange die stillhält (und sie depubliziert alles andere als gern), sollte depub.org keine rechtlichen Probleme bekommen. Verkehrte Welt: Der Staat sammelt beim Bürger viel Geld ein, um eine nicht kommerzielle mediale Grundversorgung sicherzustellen, aber Bürger in Eigenregie müssen Arbeit und Kosten aufbringen, um diese öffentlichen Inhalte zu archivieren und zugänglich zu halten.
Die Pläne von depub.org gehen natürlich weit über tagesschau.de hinaus. Langfristig ist geplant, auch die depublizierten Inhalte anderer öffentlich-rechtlicher Sender zu sichern und teilweise sogar die Mediatheken. Fehlt mir nur ein Feature: Baut bitte bald noch einen Flattr-Button ein!
[via Netzpolitik.org]
Update: Der NDR ließ verlautbaren, er wolle mit “allen juristischen Mitteln” gegen Depub.org vorgehen, die Verstecken spielen.
2 Gedanken zu „Freies Tagesschau-Archiv gegen das Depublizieren (Update)“
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