DE-Mail – Staat liest mit

Die E-Mail ist (unverschlüsselt) offen wie eine Postkarte, kann beliebig gefälscht werden und bietet keinerlei Rechtssicherheit. Um nicht in alle Zukunft auf papierne Kommunikation angewiesen zu sein, hat die Regierung einen Gesetzentwurf eingebracht, wie ein rechtssicherer E-Mail-Dienst auszusehen habe. Ergebnis ist unter anderem der DE-Mail-Dienst der Telekom. Trotzdem sollte man sich genau überlegen, ob man sich einen Account zulegen möchte.

Entschieden ist das ganze noch nicht, trotzdem arbeitet aber die Telekom emsig an ihrem System und nimmt Voranmeldungen entgegen. Gerade unter Datenschutz-Aspekten kursieren ganze Listen von Argumenten, die gegen DE-Mail sprechen – bis hin zu Boykottaufrufen. Zunächst einmal wird bemängelt, dass man sich identifizieren muss, um an dem Dienst teilnehmen zu können. Finde ich ein etwas schwaches Argument: Wie soll man denn sonst einen rechtssicheren Mailverkehr herstellen?

Andere Argumente sind weitaus problematischer: Wer nur noch über DE-Mail kommuniziert, sammelt allerlei private Daten zentral an einer quasi-staatlichen Stelle, auf die allerlei Behörden  Zugriff haben – zum Teil auch ohne richterlichen Beschluss. Das geht so weit, dass Privatpersonen die Herausgabe der Identität hinter einer DE-Mail-Adresse verlangen können und das Passwort zu einem DE-Mail-Postfach auf Anfrage an Ermittlungsbehörden herauszugeben ist.

Trotz aller Sicherungen und der Verschlüsselung ist DE-Mail also äußerst leicht abhörbar. Papierdokumente, die zu Hause herumliegen und erst aufgrund eines richterlichen Durchsuchungsbefehls beschlagnahmt werden können, sind weitaus besser geschützt. Das mag kein Problem sein, so lange man den Dienst nur in wenigen Gelegenheiten nutzt, zum Beispiel wenn man mit Ämtern kommuniziert, die die eingehende Post sowieso archivieren. Ganz anders sieht es aus, wenn man zum Beispiel mit seiner Bank oder seinem Anwalt rechtssicher kommunizieren will – beides Berufsgruppen, die einer besonderen Verschwiegenheit unterliegen und deren Korrespondenz als vertraulich einzustufen ist. Dasselbe gilt für den Geschäftsverkehr von Unternehmen.

Per DE-Mail versendete Dokumente gelten übrigens nach 3 Tagen als zugestellt. Wer erst einmal so einen Account hat, wird ihn auch regelmäßig kontrollieren müssen, um keine böse Überraschung zu erleben. Natürlich ist DE-Mail freiwillig, trotzdem könnten Unternehmen oder gar staatliche Stellen auf die Idee kommen, eine DE-Mail-Adresse von Kunden und Antragstellern zu verlangen. Hier hilft wohl wirklich nur: gar nicht erst eine haben und auf ein persönliches Gespräch und klassische Post aus Papier zu bestehen. Sicher via Mail kommunizieren geht schon lange – zum Beispiel via GPG. Leider wird es bis heute als zu kompliziert empfunden und setzt sich nicht durch.

P.S.: DE-Mail hat übrigens nichts mit dem “elektronischen Brief” der Post zu tun.

[Foto: Flickr / r3v||cls (CC) ]

Ein Gedanke zu „DE-Mail – Staat liest mit“

  1. Frage: De-Mail, E-Postbrief – brauche ich das?

    Hier preschen Deutsche Post und andere Anbieter mit einem E-Mail-System vor, bevor überhaupt die Voraussetzung für seine zweifelsfreie Rechtsverbindlichkeit geschaffen ist. Warum machen sie das? Streng genommen ist ihre E-Mail nämlich längst noch nicht vollständig rechtssicher. Das entsprechende Gesetz dafür ist noch gar nicht verabschiedet und wird wohl auch bis Ende des Jahres noch auf sich warten lassen.

    Die wenigen Male, die ich “rechtssicher” versenden muss, werde ich wie bisher lieber das herkömmliche “Einschreiben” nutzen, bevor ich mir das ganze Procedere der Registrierung zumute und nicht weiß, was mit meinen Daten geschieht!
    Und darüber hinaus zum Thema “zeitgemäßer” Briefversand: Ich nutze bereits seit über 2 Jahren den Online-Briefversand (Hybridpost) des Brief-online-Portals (www.briefonlineportal.de) und bin sehr zufrieden! Egal, ob Rechnungen, Angebote oder größere Mailingaktionen – das Handling dieses Online-Briefversands ist extrem anwenderfreundlich und zeitsparend: Anleitungen im PDF-Format sowie Videos erleichtern den sofortigen Einstieg. Die Registrierung ist mit wenigen Mouseclicks erledigt. Der Preis stimmt, Übertragung der Daten mit hohem Sicherheitsstandard (128-Bit-Verschlüsselung mit SSL und SFTP)!
    Warum sollte ich jetzt De-Mail oder den E-Postbrief der Deutschen Post nutzen?

    Und das Beste für meine Zwecke als Unternehmer: für Werbeaussendungen / Mailings gilt: Infobriefe/ Infopost: (adressierte, inhaltsgleiche Sendungen) ab einer Stückzahl von 300 sind im Preis noch günstiger – die Zugabe von Beilegern ist möglich, auch der Druck auf Spezialpapier. Hier kann sogar unter bestimmten Voraussetzungen eine Vorratshaltung beim Brief-online-Portal erfolgen. Das bieten weder De-Mail noch E-Postbrief! Was will ich mehr?!

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