Warum die Leute Adblocker einsetzen

Gestern erschien ja ein viel beachteter Artikel bei Spiegel Online mit dem Tenor, wie wichtig Werbung sei, um Journalismus im Web noch halbwegs zu finanzieren und dass Anwender, die Adblocker einsetzen, das ganze untergraben würden. Im Prinzip stimme ich dem ja völlig zu, wenn Online-Werbung die Leser nicht über die Gebühr nerven würde.

Ich persönlich habe ja eben aus Fairness-Gründen bisher auf Adblocker verzichtet und auf meinem Privatrechner “nur” Popups und Flash geblockt, wobei mir Layer-Ads oft sehr auf die Nerven gehen – besonders diejenigen, die ein Popup öffnen, wenn man versucht, auf “schließen” zu klicken. Mittlerweile bin ich so konditioniert, dass ich reflexartig den Browsertab schließe, sobald ich ein Layer-Ad sehe. Gerade diejenigen, die derart übertreiben müssen, provozieren den Einsatz von Adblockern und schädigen damit alle Blogger.

Das Ärgernis Onlinewerbung hat Jan Schejbal in seinem offenen Brief an die Internet-Werbebranche so schön zusammengefasst, dass ich es mal übernehme:

  • Keine Animationen. Gar keine. Dezente Animationen wären zwar OK, aber weil ich bezweifle, dass Werbefritzen da irgendwelche Maße kennen, lieber erstmal gar keine.
  • Kein Sound. NEIN. GAR KEINER. NIE! Denkt nicht mal dran.
  • Kein Flash für Werbung. GAR KEINS. Nein. Überhaupt nicht. Auch nicht für irgendwas ganz tolles. NEIN! Flash ist ein weiteres Einfallstor für Viren und frisst Speicher und CPU-Ressourcen, zumindest wenn es schlecht programmiert ist. Und weil eine einzige kaputte Flashwerbung in einem von 20 Browser-Tabs reicht, um meinen CPU-Lüfter anzuwerfen, gehe ich das Risiko nicht ein, diese Werbung suchen zu müssen. Alles zu blockieren ist viel einfacher. Mal abgesehen davon, sobald die Werbung sich nicht mehr bewegt und keinen Lärm mehr macht (siehe oben), braucht ihr Flash gar nicht mehr.
  • Keine Werbung, die sich über Inhalt legt. Keine Pop-Ups. Nein, auch keine Pop-Unders. Nein, auch keine Werbung die sich erst über den Inhalt legt wenn man sie versehentlich mit der Maus berührt.
  • Keine Schnüffelei. Die Werbung hat keine Cookies zu setzen, zumindest solange sie nicht angeklickt wird. GAR KEINE. NEIN. WIRKLICH NICHT. Die Zugriffe haben nicht protokolliert zu werden. Wenn man unbedingt Doppelaufrufe vermeiden will, dann von mir aus die IP speichern, aber nur für max. 24h und ohne Info, was für Seiten besucht wurden. Am Besten liefert ihr die Werbung von eurer eigenen Seite statt von irgendwelchen Werbeverteilnetzwerken aus.
  • Keine Viren. Es muss sichergestellt sein, dass keine Viren mit der Werbung ausgeliefert werden, was bereits mehrfach passiert ist. D.h. keine iframes, kein vom Werbekunden bereitgestelltes Javascript. Die Bilder (sind ja jetzt nicht animierte, statische Bilder, also ist das richtig einfach) müssen vom Werbeanbieter immer umgerechnet werden, um Exploits zu verhindern. Das bedeutet: die Bilder werden dekomprimiert (in ein Bitmap-artiges Format) und dann mit vertrauenswürdiger Software wieder in PNG oder JPG gewandelt.

Auch Yucca Tree ist auf Werbeeinnahmen angewiesen. Wir versuchen, einen für unsere Leser akzeptablen Kompromiss zu fahren. Alle Punkte zu erfüllen ist allerdings für einen Blogbetreiber nahezu unmöglich. Wenn man nicht gerade sehr groß ist und Spiegel Online heißt, kommt man um Adsense nicht herum, und damit ist natürlich auch schon das erste Cookie verbunden. Aber Jan spricht mir trotzdem aus der Seele.

13 Gedanken zu „Warum die Leute Adblocker einsetzen“

  1. Hi,

    Noch ein Grund für Flashlose-Werbung wäre der geringere Traffic für Werbeanbieter (und für mich, da ich nur per UMTS ins Netz gehe, Also wenn 5GB voll, dann nur noch GPRS/Edge…) und natürlich, dass mobile Geräte diese dann auch anzeigen können.
    Den meisten mobilen Geräten fehlt ja bekanntlich ein Flash-Plugin, zumindest in dem Browser, der dort meistens genutzt wird (z.B. bei mir z.B. OperaMobile, auch wenn IEmobile bei mir Flash unterstützt.).
    PopUps funktionieren hier zum Glück auch nicht, jedoch leider Layerads.
    Eine Seite die Layerads verwendet, wird dann aber auch wieder geschlossen. Gibt im Netz ja genug Alternativen :D

    Man sollte dieses nicht ausser Acht lassen, vor allem, da stationäre Rechner zum Surfen in absehbarer Zeit immer mehr in den Hintergrund rücken, da dies mittlerweile mit TV-Geräten, Spielekonsolen, TabletPCs, Smartphones und PocketPCs flashlos ohne weiteres möglich ist.

    Gruß
    Daniel

  2. Ich nutze keinen Adblocker, aber dafür einen Flashblocker.
    Dazu habe ich bei Firefox die Möglichkeit Grafiken von verschiedenen Webservern zu blockieren. Das reicht vollkommen.

    Aber das ganze klingt mir nach Don-Quichote-Aktion. Was ich damit meine ist, Werbung ist immer nepp. Von Menschen gemacht die Nepp unters Volk bringen wollen. Die Palette der Werbebranche ist praktisch unendlich und diese kann man nicht wirklich einschränken.

  3. @Supersaberrider2000 Das ist überhaupt keine “Aktion” sondern mehr ne Diskussion. Gibt auch ethisch orientierte Werber, nur die Karacho-Werber prägen das Bild wie rote Ampeln beim Autofahren. Wir haben im Moment halt nur die Modelle Bezahlcontent oder Werbung, außer man heißt ZDF oder ARD und kann die GEZ anzapfen.

  4. Auch wenn ich wohl aus der reihe falle…ich finde flashwerbung schon nützlich. Damit mein ich nich nicht layer ads sondern videos (die nicht sofort starten). Wenn ich etwas über ein produkt erfahren will bringt mich ein video schneller zum ziel und ist oft unterhaltsamer als ellenlange texte zu lesen

  5. @marti ich habe mir auch schon Flash-Werbung bewusst angesehen. Und vereinzeilt sieht man ja auch solche, die nicht sofort losdudeln. Besonders schlimm ist der Sound, gerade im Büro. Und das Flashcookie ist ein Problem.

  6. Was mich nicht stört, brauche ich auch nicht zu blocken.

    Und wenn die Werbung etwas ist, das zu dem Thema passt, unterhaltsam oder informativ ist oder etwas bietet, nachdem ich vielleicht schon lange gesucht habe… könnte ich vielleicht auch draufklicken.

    So einfach ist das. Google hat’s kapiert, daher das viele Geld.

  7. Also ich habe lange einen AdBlocker genutzt, nun aber aus verschiedenen Gründen wieder deaktiviert. Kann am Job liegen ;)
    Ein Paradebeispiel für eine total überladene Seiten, bei den ich ohne aktiviertes AdBlock nicht raufgehe, ist bild.de. Die Seite legt meinen Rechner sowas von lahm und dann haben die auch noch diese vibrant-ads drin. Nerviger gehts nicht mehr.

  8. Das Problem ist, das es oft viel zu umständlich ist, die nervende Werbung rauszufiltern und den Rest zuzulasssen.
    Einfacher ist es alles zu blocken.
    Zu den Punkten oben kann man noch das Verhältnis Content/werbung hinzufügen. Wenn man den eigentlichen Text vor lauter Bannern nicht mehr sieht bleibt nur noch blocken oder gar nicht mehr auf die Seite schauen…

  9. Hatte kürzlich eine Idee: Ich habe eigentlich nichts gegen maßvolle Werbung, klicke aber meistens spontan Seiten mit Layer-Ads weg. Ein Firefox-Plugin mit White- oder Blacklisten wäre doch eine schöne Sache. Es sollte eine sinnvolle Voreinstellung geben, wieviel oder welche Werbeformen ich toleriere, die ich aber auch manuell anpassen kann. Sobald eine Seite meine Schmerzgrenze übersteigt, wird diese gar nicht erst geladen, sondern eine Meldung gezeigt (bei der ich mich entscheiden kann, die Seite doch noch zu besuchen). Ergebnis: Fair use bei maßvollem Einsatz von Werbung und die wirklichen Spammer da packen, wo es weh tut: Beim Traffic.

Kommentare sind geschlossen.