Facebook wird die neue Datenschleuder

Facebook (FB) will wieder einmal seine Datenschutzrichtlinien ändern und damit Dritten die Daten seiner Nutzer, also wohl den meisten von uns, zugänglich machen. Offenbar macht Zuckerberg nun Ernst und bohrt die Privatsphäre seiner Plattform immer weiter auf.

Mehr und mehr Informationen über uns werden beispielsweise über die Applikationen wie Farmville an die Betreiber und Entwickler weitergereicht. Durch die Schnittstelle Facebook-Connect erhalten zudem Website-Betreiber einiges an Daten über uns. Die Übermittlung findet automatisch statt, ganz ohne eine Einverständniserklärung unsererseits – na ja, die haben wir bereits bei der Anmeldung „unterschrieben“. Allerdings wird mit dem Datenschutz bei FB seit Monaten einiges an Schindluder getrieben.

Im letzten Jahr bekamen die Entwickler bereits Zugriff auf einige Daten von uns, damit sie angeblich direkt mit uns in Kontakt treten könnten – aus Gründen der Qualitätsverbesserung. Zwischenzeitlich erklärte Zuckerberg, wie wichtig dem Unternehmen die Privatsphäre seiner User sei, und im Januar äußerte er sich genau in die entgegen gesetzte Richtung zu der Thematik. Daher wundert es nicht, dass in dem Vorschlag der neuen Datenschutzbestimmungen solche Sätze zu finden sind:

“ Um dir die Möglichkeit zu geben, auch außerhalb von Facebook nützliche Erfahrungen im sozialen Bereich machen zu können, sind wir gelegentlich gezwungen, anderen überprüften Webseiten und Anwendungen, die sich auf die Facebook-Plattform stützen, allgemeine Daten über dich zur Verfügung zu stellen, wenn du diese besuchst (wenn du noch bei Facebook angemeldet bist).“

Grund für dies Wandlung der Richtlinien und der Offenheit mit den Nutzerdaten Facebooks hat einen einfachen und schlichten Grund: Geld.

Dazu passend ist auch die Änderung der Buttons „Werde ein Fan von“ in „Mag ich“ oder im englischen „Become a Fan“ in „Like“. Wie Marek Hoffmann treffend interpretiert, liegt die Schwelle auf „Like“ zu klicken geringer als bei dem Button „Become a Fan“. Denn ein Fan zu werden ist besonders in der deutschen Sprache mit einer tiefen Verbundenheit zu einer Person oder einer Sache verknüpft. Da überlegt man sich den Klick eher zweimal. Bei „Like“ oder „Mag ich“ ist die emotionale Assoziation geringer, sodass die Tendenz den Button zu klicken größer ist. Also klicke ich nun häufiger auf Buttons von FB-Seiten wie Coca Cola, Pepsi oder Puma, weil ich es mag aber kein Fan bin? Ich könnte es mir vorstellen, dass ich mich eher dazu hinreißen ließe.

Was hat das den nun überhaupt noch mit dem Datenschutz zu tun? Sobald ich ein Produkt oder eine Seite mag, erhält der Betreiber der Seite mehr Informationen über mich und vermutlich auch über meine sozialen Verbindungen. Das ist doch perfekt! Der zu analysierende Datenbestand wird größer und zudem ist die Werbung auf Facebook noch weitreichender und zielgerichteter.

Es ist also kein wunder, dass Facebook die Datenschutzrichtlinien aufweicht, weil so mehr Geld in die Kassen fließen kann. Letzten Endes handelt es sich bei FB nicht um einen wohltätigen Samariter, der die Welt näher zueinander bringt, sondern um einen knallhart kalkulierender Konzern, der wie andere auch Geld verdienen will.

13 Gedanken zu „Facebook wird die neue Datenschleuder“

  1. Toller Bericht! Habe schon viele Werbenetzwerke mitbekommen, die sich jetzt auch auf die Facebook-Plattform gewagt haben und mich kontinuierlich mit Werbung zuballern, meist sogar Sachen die mich kein Stück interessieren, aber darüber kann man auch abhilfe schaffen :)

    Gruß
    Tom

  2. Also ich gebe auf Facebook nur Preis, was ich Preis geben möchte. Ich verstehe deshalb diese Hektik nicht. :-)

    Wenn sich manche Leute selbst entblößen, sind sie ja selbst schuld.

  3. @Robert: Das ist etwas zu kurz gedacht: Zum einen kann man über Dein Beziehungsnetzwerk sehr viel über dich herausfinden, z.B. mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit, welche Partei du wählst. Zum anderen können andere allei Kram, z.B. Fotos von dir, bei Facebook reinstellen und dich da taggen. Und zum letzten: Wenn man sein Profil verrammelt, sodass nur bestimmte Leute deinen Kram lesen können sollen, dann sollen das auch wirklich nur diese Leute und nicht irgendwelche dritte (wenn sich schon nicht vermeiden lässt, dass Facebook selbst das ganze auswerten kann und auch tut).

  4. Wieso zu kurz gedacht? Habe ja geschrieben, dass ich bei Facebook sowas nicht poste, wie welche Partei ich wähle, etc. :-)

  5. @Robert: Du musst auch nicht posten welche Partei Du wählst, es reicht zumeist aus, wenn dies Deine Freunde tun, oder Du bspw. in bestimmten Gruppen bist oder Deine Freunde ihre politischen Interessen ausbreiten, so wirst Du auch mit in diesen Korb geworfen.

  6. Ich passe immer sehr auf, welchen Gruppen ich beitrete und ich habe über 100 Freunde in meiner Freundesliste. Auf gut Deutsch, die vertreten großteils alle unterschiedliche Parteien. D-

  7. Man muss es ja nicht nur auf Parteien beziehen. Es ist den meisten Konzernen und Unternehmen auch viel wichtiger, was für Produkte du gut findest, sodass die eingeblendete Werbung besser auf dich zugeschnitten ist – nur als Beispiel.

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