Namen sind buntifunti: Wenn Frauen Social Networks erfunden hätten

Flickr, Twitter, MySpace, Tumblr: Die meisten Social-Media-Dienste wurden offensichtlich von Männern erfunden – sonst würden sie ganz anders heißen.

Gestern Abend schlenderte ich mit einer sehr reizenden Begleitung durch die Bonner Altstadt, als wir vor einem Straßenkunstwerk stehen blieben. “Das finde ich süß”, sagte sie. Ich nickte: “Wenn’s mir gut gefällt, fotografiere ich sowas manchmal.” Sie, schon etwas müde vom langen Tag: “Ich weiß, und dann stellst du das in dein Posti-Foto.”

Posti-Foto?

Sie meinte Posterous, einen einfachen Blogservice für jedermann. Ich benutze die iPhone-App von Posterous, um damit Schnappschüsse von unterwegs hochzuladen. Posterous autopostet sie dann an meine Accounts bei Twitter und Facebook.

Aber mir gefiel der Name “Postifoto”. Er hat etwas niedliches und ist dabei nicht länger als das Original. “Posterous” hingegen ist ein Name, bei dem der eiserne Vorschlaghammer im Hintergrund mitschwingt. Posterous, das klingt wie Herkules, nach Muskelmasse, Bodybuilding. Postifoto, das klingt nach Blumenwiese, hüpfenden Bambis, Weltfrieden.

Superhelden gegen Bambi-Wiese

Wie würden bekannte Social-Media-Dienste wohl heißen, wenn Frauen sie erfunden hätten? Auf jeden Fall nicht Facebook, Tumblr oder Flickr. Comicautoren, denen die Namen für ihre Charaktere ausgehen, könnten sich problemlos im Netz bedienen. Die Telekom-Tochter Congstar warb eine Zeitlang gar mit einem Superhelden. Je nach Klang taugen derartige Namen problemlos für Schurken oder Helden. Hancock war gestern, Blippr ist heute.

Ursprünglich wollte ich an dieser Stelle eine Liste aufstellen, wie YouTube, Facebook und Co. wohl heißen würden, wenn Frauen sie erfunden hätten. Aber ganz ehrlich: Nach einer halben Stunde musste ich das mangels weiblicher Fantasie leider aufgeben.

“Twitter” fand meine wunderbare Begleitung übrigens sehr nett: “Damit ist doch alles gesagt”. Und Google nannte sie ganz beiläufig “Guginet”. Junge Webunternehmer sollten öfter mal Frauen um Rat fragen…

Mit schönen Grüßen an F. ;)

11 Gedanken zu „Namen sind buntifunti: Wenn Frauen Social Networks erfunden hätten“

  1. Jaja, Namenswahl ist schon wichtig. Gerade im Social Web machen sich einige zu wenig Gedanken darum.

    Da kommt es schon mal vor, das Leute das “l” bei Flickr vergessen oder das “t” in Twitter mit einem “z” verwechseln. Liegt immerhin nach beinander…

  2. Ich denke, es ist gar nicht mal unbedingt weiblich, sondern einfach nur die übliche Verniedlichung mit “i” am Ende…posti, faci, twitti, flicki, yiggi, diggi …

  3. Hallo JJ,

    während ich gerade im Nebenzimmer sitze und deine Notiz gelesen habe, habe ich spontan über das problem gender studies nachgedacht. Grundsätzlich finde ich es bemerkenswert, dass du die Hypothese aufgestellt hast, dass frauen befragt werden müssten. Letzten endes ist es kafkaesk. Einerseits und rudimentär propagieren Männer in einer als patriachiat zu bezeichnenden Umwelt, den devasten zustand, mann könne frauen nicht verstehen und legitimisieren sich dafür, frauen eben nicht nach ihrer meinung zu fragen. Und wenn sie es doch täten entsteht erneut eine frau/mann abspaltung in der speziellen angewandten Sprache. Im engeren Sinne, Dinge zu verniedlichen und stigmatisieren den Frauen “Slang” als weibisch/weiblich…anders als männlich und damit als Mann nicht zu verstehen.

    Die Sprache somit muss sich angleichen, aber nicht in dem Moment in dem etwas gesagt wird, sondern in dem Moment wenn die worte in der blackbox, dh. im Kopf des Mannes, beurteilt werden. Mit dem Urteil eines Mannes daher, ist es nicht die Frau, die sich nicht durchsetzen kann, sondern der Mann, der in seiner Sprache behaftet ist. Es muss daher eine reform stattfinden, die damit beginnt, frauen in den entscheidenden positionen einzusetzen, damit die Gesellschaft auch nach aussen hin, die meinung einer frau gleichzusetzen mit eben der gleichen Meinung, als hätte ein mann eben diese auch ausgesprochen. Aus dem entstehenden Prozess wird sich daher auch die Urteilsfindung ändern, im Idealfall damit Frauen Sprache respektive Männer Sprache in der Werbung und Wirtschaft einer homogenen nämlich für eine androgyne Zielgruppe anzuwenden. – Aber – Gleichberechtigung heisst nicht gleich Gleichberechtigung, in dem Sinne, dass Frauen speziell gleich Männer sein müssen und vice versa.

    Fazit: Lasst uns unsere Sprache, aber urteilt nicht darüber!

    LG Tu

  4. @Tu: Deine These setzt voraus, dass der Sachverhalt ein Problem darstellt. Das sehe ich nicht so. Sicher gibt es auf dem Weg zur Gleichberechtigung noch viel zu tun, aber das zu beleuchten, war nicht Absicht meines Textes. Es ging mir darum, eine Seite der Frau aufzuzeigen, die ich sehr charmant finde. Denn dass Gleichberechtigung bitte bloß nicht bedeutet, dass Frauen gleich Männer sein müssen, zumindest darin stimme ich dir zu.

  5. @Jurgi: Sicherlich erkennst Du darin kein Problem, wahrscheinlich mein eigener “Trap”, denn charmant = niedlich degradiert Frauen als nicht ernst zu nehmen. Soll heissen: Superheld= Super und Bambi…naja Bambi stirbt, weil es zu süss ist. Fatale Schlussfolgerung von mir?
    ps. Herzlichen Glückwunsch zur freundlichen Übernahme…

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