Facebook-Gruppe will “Das Vierte” kaufen. Klingt verrückt – und ist es auch.
18. Februar 2010 - Jürgen Vielmeier
Eine Facebook-Gruppe will den Fernsehsender “Das Vierte” kaufen. Wenn 340.000 Menschen zusammen kämen und je 50 Euro zahlen würden, könnte man den Sender genossenschaftlich übernehmen und “endlich gutes Fernsehen” machen, heißt es in den Gruppendetails. Einige der Teilnehmer scheinen das wirklich ernst zu meinen.
Es beginnt mit einer Idee – und endet oft auch da. Es ist eine Sache, einen Fernsehsender genossenschaftlich zu kaufen – und das wäre in der Tat eine Meisterleistung. Die andere Sache ist die Frage nach dem Danach. Wer führt den Laden, wer arbeitet mit, wer hat die Fähigkeiten, die Kontakte, die Inhalte, das Geld? Dürfte kaum reichen, wenn jeder Käufer einfach seine Lieblingsvideos im Sender vorbei bringt.
Und änhlich unkonkret klingt es auch im Diskussionsforum. Gruppen-Mitglied Max Roth schreibt:
[H]at jemand an den UNTERHALT des Senders gedacht, bis zu den ersten Einnahmen durch Fremdaufträge, Werbung etc.pp.?
Die betont passive Antwort des Mitglieds Christian Neitzel belegt das ganze Dilemma:
Schon zur Vorfinanzierung sollten Sponsoren an Land gezogen werden.
Das ist natürlich richtig. Aber wer sucht diese Sponsoren? Wer nimmt den Kontakt auf? Wer gibt Geld dafür? Wer nimmt in der Gruppe das Heft in die Hand?
Wo will man 340.000 Leute auftreiben, die mal eben 50 Euro übrig haben? Wer kontrolliert, dass jeder das Geld zahlt? Und nicht zuletzt: Wer sagt eigentlich, dass “Das Vierte” kein gutes Fernsehprogramm hätte?
Ich habe Gruppen-Gründerin Eva Math um eine Stellungnahme gebeten und werde hier updaten, wenn es etwas Neues gibt.
via wuv.de.
Aktionskunst sollte man nicht zu ernst nehmen ;)
Da herrschen bei den Gruppengründern leider die falschen idealistischen Vorstellungen.
1. natürlich ist das eine geile Idee. Wir können gerne auch genossenschaftlich Facebook übernehmen. Wenn jeder 50 Euro zahlt, gehört der Laden uns und mit den verbleibenden 10 Mrd. kaufen wir dann die VzNetzwerke und MySpace und machen die Läden dicht :-)
Ergänzend: ich bin also für mehr: “wir kaufen xyz” – Gruppen
2. Um mit dem Projekt “besseres Fernsehen” erfolgreich zu sein, bedarf es eigentlich gar keiner Übernahme, am Ende will dann doch keiner 50 Euro zahlen. Es bedarf der Aufmerksamkeit des Senders. Und das geht so: Man erreiche 340.000 User die angeblich den Laden kaufen wollen.
Man sage Jürgen von yuccatree: Ej Jürgen, Du hast doch viele, viele tausend Blogleser. Schreib doch mal als Journalist eine Anfrage an das vierte, was die von der Gruppe halten.
Dann passiert entweder gar nichts, oder das 4te wittert eine neue oder alte Gruppe von Leuten, die vielleicht die Einschaltquoten ein bisschen in die höhe treibt.
Die Gruppengründer und vielleicht ein paar interessante Forenschreiberlinge, werden zum vierten eingeladen, man redet konstruktiv über die Probleme und lässt das ganze dann im nichts versanden.
Das ist die Macht von SocialMedia :-)
das vierte wurde ja bereits von journalisten angeschrieben, die daraufhin vermeldet haben, dass der sender gar nicht zum verkauf steht. das ganze ist aktionskunst, um ein thema “fernsehprogramm” viral in die gesellschaft zu tragen. abgekupfert ist das von einer gruppe die einen englischen fussballverein kaufen woll(t)en: http://www.myfootballclub.co.uk/
Aktionskunst würde ich das nicht nennen. Das Thema Fernsehprogramm ist schon in der Gesellschaft. Allerdings eher mit einem negativen Unterton. Die allgemeine Kritik muss ja irgendwie Kanalisiert werden, damit sie ankommt.
Und ob der Sender zu Verkaufen ist, oder nicht, ist eigentlich auch völlig egal. Letztlich ist es doch nur eine Frage des Gebots.