21. Dezember 2009 - Jürgen Vielmeier

Upload-Blogger Jan Tißler hat seinen privaten Twitter-Account eingestellt, Robert Basic hofft, aus seinem noch ein wenig Kapital zu schlagen, bevor Twitter im kommenden Jahr eine ungewisse Reise antritt. Denn nach einem Höhenflug im Frühjahr und Sommer ist bei Twitter derzeit eins unübersehbar: die Luft ist raus.
Anfang des Jahres herrschte dank Twitter Goldgräberstimmung – auch bei mir selbst. Mit einem neu eingerichteten Twitter-Account für YuccaTree (damals noch freshzweinull) sahen mein Kollege Marc Schmidt und ich die Möglichkeit, mit unseren Nachrichten einen ganz neuen Leserkreis zu erreichen. Das funktionierte eine Zeitlang auch sehr gut. Wir wurden tatsächlich eins der ersten Nachrichtenmagazine, das seine Meldungen Twitter-gerecht auf dem neuen Medium verbreitete. Und unsere Leserzahlen schossen in die Höhe.
Kaum zu glauben, dass das inzwischen ein Jahr her ist. Heute hat praktisch jede Online-Redaktion einen eigenen Twitter-Account. Spiegel_Eil, wuv, Welt kompakt, alle sprangen nach und nach auf den Zug auf. Twitter war Anfang des Jahres in aller Munde: Die heute noch gerne als Paradebeispiel herangezogene um die erste Twitter-Million. Twitter registrierte im ersten Quartal des Jahres hohe dreistellige Zuwachsraten.
Notwasserung einer US-Airways-Maschine auf dem Hudson River. Das auf Twitpic gepostete Bild ging via Twitter um die Welt.
Hölzerne Technik, die nicht einmal mehr kultig ist
Was ist davon heute noch geblieben? Kaum noch Zuwachs, selbsterklärte Suchmaschinen- und Marketingexperten, die Twitter als Goldgrube ansehen, blödsinnige Einladungen zu Mafia-Spielen und lächerlichen Ratespielchen. Dazu eine Menge Spam. Jan Tißler erklärt heute als Grund für seinen privaten Abschied auf Twitter:
Immer mehr Spam (Spam-Follower, Spam-Replys etc.) und auch immer mehr Möchtegern-Profi-Twitterer haben mir die Freude daran gehörig verleidet. Hinzu kommen viele technische Unzulänglichkeiten. Ich finde den Dauermangel an nützlichen Features und die klapprige Technik im Hintergrund bei Twitter nicht mehr sexy und nicht einmal mehr kultig.
Ich kann Jans Bedenken absolut nachvollziehen. Fotos und Videos lassen sich nur über externe Dienste einbinden. So fand sich natürlich auch das Hudson-River-Foto nicht auf Twitter selbst, sondern auf dem Zusatzdienst Twitpic. Auf einen Tweet kommentieren kann man nur mit einem neuen Tweet, hinzu kommen beinahe tägliche Ausfälle oder Langsamkeiten. Facebook bietet deutlich einfachere Methoden, um Bilder und Videos einzufügen, um Beiträge zu mögen oder zu kommentieren, sich mit anderen Leuten in einem Chat auszutauschen.
Etwas unternehmen, um den Massenexodus aufzuhalten
Es reiht sich ins Gesamtbild der letzten Zeit ein: Immer weniger Tweets, Retweets, dafür mehr Spam, nur noch Verbesserungen am alten System aber keine bahnbrechenden technischen Innovationen. Und anders als bei Facebook diese nach wie vor – zumindest meiner persönlichen Meinung nach – lächerliche Begrenzung auf 140 Zeichen. Nicht nur die Ratten, auch viele VIPs unter den Passagieren verlassen zunehmend das sinkende Schiff.
Die Luft ist eindeutig raus. Mit einer gänzlich neuen Technik im Hintergrund, besseren Funktionen à la Facebook und einem Exta-Service, der mehr als 140 Zeichen erlaubt, könnte Twitter noch die Kurve kriegen. Ich persönlich finde immer noch Gefallen an Twitter und werde erstmal dabei bleiben. Aber irgend etwas wird man sich im Hauptquartier in Kalifornien einfallen lassen müssen, wenn man einen drohenden Massenexodus der User stoppen will. Vielleicht käme aber sogar das schon zu spät.
[...] Dieser Eintrag wurde auf Twitter von admoe und Hans Fischer, YuccaTree Post erwähnt. YuccaTree Post sagte: Ein turbulentes Jahr für Twitter, aber jetzt ist die Luft raus: http://is.gd/5w8f4 [...]
Der Meinung das die Luft raus ist kann ich mich nicht anschließen. Ich finde Twitter weiterhin ansprechend, besonders im direkten Vergleich mit Facebook gefällt mir Twitter sogar immer besser.
Natürlich, die erste Euphorie schwindet langsam und immer mehr “Internet-Goldgräber” entdecken Twitter als Plattform für ihre Marketing-Experimente. Auch dämliche Spam-Spiele sind auf dem Vormarsch. Allerdings ist es für mich immer noch sehr viel erträglicher als bei Facebook wo man schon mit 20 virtuellen Freunden im Spam-Sumpf der Applikationen versinkt. Geschenke, Spiele, Einladungen usw. Da ist Twitter immer noch sehr viel schlanker, informativer und besser im Handling. Ich werde mich am Exodus auf jeden Fall nicht beteiligen und Twitter weiterhin nutzen.
LG Piet
“blödsinnige Einladungen zu Mafia-Spielen” — das war das andere Twitter. ;-)
Twitter ist ein ganz anderes Medium als Facebook und wird auch anders verwendet. Diese anhand der technischen Features zu vergleichen ist also nicht unbedingt zielführend.
Ich finde, dass gerade dieser Fokus auf die Kernfunktionen eine großartige Geschichte ist, denn so habe ich die Wahl, welche Zusatzdienste über welche Anbieter ich verwenden möchte oder ob überhaupt. Auch die Beschränkung auf 140 Zeichen empfinde ich als positiv, so wird jede(r) gezwungen, prägnanter zu schreiben. Einzig URLs würde ich aus diesem Limit ausklammern.
Twitter ist mMn eine wunderbare Erweiterung des Webs, wohingegen Facebook ein sehr in sich verschlossenes System ist.
Twitter ist für mich schon spannend. Ich bin aber auch erst verhältnismässig spät mit dem twittern angefangen. Bloggen ist aber noch eine Spur spannender. Daher nutze ich Twitter meist nur als Werbeplattform für meinen Blog, den ich seit etwa fünfeinhalb Jahren betreibe. Interessanterweise kommen oft Besucher über meine Twitterlinks auf meine Blogseite. Die Luft ist also für micht noch nicht raus :-)
Auch für mich ist die Luft längst nicht raus, es trennt sich nur einfach die Spreu vom Weizen. Alle ‘technischen Unzulänglichkeiten’ klammere ich durch einen Clienten wie tweetie für mich aus, binde Fotos fast intuitiv ein, kürze lange Adressen und kann auch twitlonger nutzen, falls es doch mal mehr sein soll (kommt aber praktisch nicht vor). Ansonsten weiche ich auf blog oder fb aus, wenn ich z.B. eine Frage ausführlich beantworten möchte oder eine Geschichte in allen Einzelheiten erzählen will. Doch twitter ist der Dreh- und Angelpunkt, der focus, und genau da gehört dieser Dienst auch hin. Es ist wie mit Schokolade: Man muss einfach lernen, damit umzugehen! :-)
Moin!
Tun wir uns nur in Deutschland wieder einmal so schwer? Wird wieder alles kaputt geredet? Sehen die “etablierten Medien” langsam Ihre Felle davon schwimmen? Während wir noch hier diskutieren, wird anderswo gehandelt! Gerade jetzt, wo endlich die Grundeinstellungen bei Twitter auch in deutsch sind (andere Länder waren natürlich schneller!) wird Twitter noch einmal zulegen (müssen). Twitter ist schon längst mainstream, nur wir haben es noch nicht bemerkt…
Liebe Grüße, schöne Feiertage und 2010 wird das deutsche Twitter-Jahr ;-)
Nein, die Luft wird erst aufgepumpt ! Es ist viel los auf dem deutschen Markt. Aber Twitter war oder ist für Anfänger , ziemlich schwer verständlich, auch eben die englische Version.
Vollkommen falsche Schlussfolgerung, meiner Meinung nach. Bei Twitter und im speziellen in Deutschland geht es jetzt erst richtig los. Robert und Jan halten es wie fast alle Twitterer – sie machen eine Pause, nur schlachten sie das ganze gekonnt aus, mehr nicht und ist bei den beiden auch nichts neues. Solche Pausen hat jeder schon gemacht. Manch einer 1 Tag und andere mehrere Monate. Dann sind sie alle wieder da.
@Ron: Twitter gibt es seit ein paar Tagen auch auf Deutsch
Meine Zustimmung in Form eines Links http://twitter.com/rtl_aktuell
und der Unterstellung – das Praktikumsjahr war vorüber, der Student hat die Redaktion verlassen.
Ich kann mich dem trend nur anschliessen: Twitter ist noch lange nicht tot. Genau genommen ist es noch im selbsfindungsprozess. Die einen, so wie ihr, schreien fuer mehr ‘a la facebook’ features, den anderen graueselt es bei dem gedanken. Fuer mich ist twitter, wie auch andere hier erwaehnten, eine kompakte grund platform die mit services und features von drittherstellern fast beliebig funktionell erweiterbar ist.
Und, seien wir doch mal ehrlich, das ist der trend. Ob nun firefox, iphone oder twitter vis a vis plugins, apps oder services; in der neuen welt der instant kommunikation gewinnt in der regel derjenige der den hoechsten grad der funktionellen (im gegensatz zur rein visuellen) personalisierung gewaehrleistet. Diese gewaehrleistung erfolgt im idealfall natuerlich nicht nur durch eine begrenzte anzahl von in-haus produktionen sondern durch ein open-source orientiertes SDK system dem eine breite masse von entwicklern relativ einfach neuen inhalt zur verfuegung stellen kann.
Angesichts dieser realitaet sehe ich twitter’s tage erst dann als gezaehlt an wenn jemand einen noch einfacheren gemeinsamen nenner als 140 zeichen findet.
Twitter ist tot? Das war der beste Witz seit Wochen. Ehrlich. Damit hat sich YuccaTree wohl endgültig als Tech-Mag disqualifiziert. Leider.
Seh ich überhaupt nicht so. Irgendwann hat auch mal jeder einen twitter account, logisch das der Zuwachs nachlässt. Mittlerweile ist twitter ja auch überall verbreitet und bekannt da brauch man nicht mehr jeden Tag in den Medien darüber berichten.
René Fischer schrieb:
“Damit hat sich YuccaTree wohl endgültig als Tech-Mag disqualifiziert.”
Dankeschön. :) Aber woher hast du den Satz “Twitter ist tot”? Kommt in meinem Text oben zumindest nicht vor.
Sorry, Leute ich bleib dabei: Die Goldgräberstimmung ist vorbei, es wird weniger gefollowt und geretweetet und Twitter täte gut daran, wesentliche Kommentar- und Bewertungsfunktionen einzuführen.
[...] bei Twitter die Luft raus? In einem Blogpost auf YuccaTree (der exemplarisch für viele andere steht) beschreibt Jürgen Vielmeier kürzlich seine [...]
Kann mich dem nicht anschließen: Das Simple bei Twitter halte ich für seine Stärke. Schon der neue Retweet-Botton ist eine Komplexität zuviel. Ebenso lenken die Listen vom Flow des Weltflusses ab.
Facebook ist ein Wald von Optionen und Verfolgungen, der nur schwer zu durchblicken ist und nervt. Und der Spam nervt da wie dort und auch anderso.
Ich brauche bei Twitter nicht die Buntheit der Bilder-Links und das Gedöns um online-Status und Freundschaftsgetue. Würde bei Twitter sogar Werbung in Kauf nehmen, sofern sich das System nicht strukturell aufbläht. Twitter würde seine Stringenz verlieren.
@Mat — vollkommene Zustimmung! Twitter besticht durch seine Einfachheit, diese macht es zu einem genialen Tool.
Bleibt die Frage, ob Twitter mit diesem (genialen) Minimalismus, mit diesem “gemeinsamen Nenner” 140 Zeichen (@Michaeal) irgendwann Geld verdienen kann. Wahrscheinlich nicht. Sollten aber des Geldes wegen Facebook nacheifern, wird Jürgen Vielmeier mit “die Luft ist raus” wahrscheinlich doch irgendwann recht haben …
@coke: Twitter verdient doch schon Geld, durch den exklusiven Zugang der Suchmaschinenbetreiber Google oder MS und ich denke wenig Geld ist da nicht geflossen.
[...] Dieser Eintrag wurde auf Twitter von Dagmar Wilde, Siglinde Gerstner erwähnt. Siglinde Gerstner sagte: Yucca Tree Post. Ist die Luft raus bei Twitter?http://bit.ly/5fYnW2 [...]
bullshit. sorry, aber twitter abzuschreiben ist: bullshit. that’s it.
ein gelangweilter Blogger spielt den großen SocialWeb-Propheten. Booooring.
Wer sich darüber beklagt, das er nur noch Marketing-Fraggels in seiner Timeline findet, gehört wahrscheinlich zu den Leuten, die es toll finden 1000+ Followers zu haben und mindestens so vielen zu folgen. Und die Block Funktion wurde auch noch nicht entdeckt.
Ein wenig Reduktion auf Qualität bei den Menschen den man folgt und sich nicht von jedem Irrlicht folgen lassen und siehe da, Twitter macht immer noch Spaß. Auch wenn es Euch Power-Twitterern den großen Kick nicht mehr gibt.
[...] turbulentes Jahr für Twitter, doch jetzt ist die Luft raus» titelt Jürgen Vielmeier in seinem Blogbeitrag und lässt sich etwa über die altbackenen Funktionen von Twitter aus. Und prompt widersprechen ihm [...]
Gut – die Luft bei Twitter ist im Moment raus. Aber warum deshalb gleich die Fahnen auf Halbmast stellen? Auf seine Art ist dieser Dienst einzigartig und im Augenblick durch nichts zu ersetzen.
Jan Tißlers Vorgehen finde ich deshalb falsch: Das Beenden des eher privaten Accounts und die Konzentration auf die Business-Twitter-Schiene ist genau das, was diesem Dienst im Augenblick zu schaffen macht: Twitter ist im Kern kein Medien- oder Marketingkanal (und auch kein Massenmedium), sondern ein Tool für den unmittelbaren, persönlichen Dialog.
Je formeller Twitter genutzt wird, desto mehr verliert es seine Attraktivität und seinen wahren Charakter, denke ich.
@Oliver — okay, durch die Verträge mit den Suchmaschinen ist jetzt ordentlich Geld in die Kasse gekommen. Aber das kann man wohl nicht als tragfähiges Geschäftsmodell bezeichnen. Das ist wohl eher Zufall bzw. Resultat des momentanen Hypes um Twitter.
Wäre Twitter nur mit dem Hintergedanken “lass uns mal Microblogging erfinden, wenn wir beliebt genug sind, können wir Google & Co. abzocken” entstanden, hätten die Erfinder es längst an Google verkauft. Was nicht heißt, dass sie es nicht doch noch tun … ;-)
@ Coke: Mit Google-Deals macht auch Mozilla (Firefox) sein Geld. Ich würde das durchaus als tragfähiges Geschäftsmodell ansehen. Aber Twitter kommt sicher auch mit etwas Eigenem…
Wie Kinder denen man droht das Spielzeug wegzunehmen!
Bloß nix gegen Twitter sagen…!
Ich stimme Jürgen zu das die Luft raus ist,
nicht komplett aber doch sehr.
Twitter wird in Zukunft nicht diesen Einfluß,
diese Stärke haben die viele vorhergesagt haben.
Es gibt einfach zu viele, ähnliche, gute Dienste die selbiges können.
Ich war mal Twitterer, aber der Streß/Zwang jeden Tweet nachzuvollziehen ist einfach zu heftig.
Bleibt ruhig in eurer Zwitscherwelt und macht nicht aus jedem kritischen Kommentar gegenüber dem Dienst gleich einen Aufstand a la “Die Vögel”.
Ciao
Ich bin da anderer Meinung, wenn es darum geht, dass Twitter nicht mehr das ist was es mal war. Bei Twitter ist meiner Meinung nach nicht die Luft raus, sondern Twitter hat es geschafft ein Teil der Gesellschaft zu werden. Seit 2009 ist Twitter in aller Munde, wurde bis dahin aber fast nur von “Nerds” und Internet-Jukies genutzt. Das ist nun vorbei und Twitter wird von “Normalos” benutzt, deren Tweets für die “Nerdgemeinde” eher weniger relevant sind. Meiner Meinung nach ist das auch der Grund, warum wie viele sagen, die Qualität der Tweets in den Keller gegangen ist. Stellt sich nun die Frage, wo die “Nerds” also das Urgestein Twitters ab geblieben sind. Ich vergleiche das mit Fahrrad fahren. Wenn man es gerade gelernt hat ist es unglaublich toll und man würde am liebsten den ganzen Tag nur Fahrrad fahren. Irgendwann wird Fahrrad fahren zur Normalität und ist nichts besonderes mehr.
[...] yuccatree.de: Ein turbulentes Jahr für Twitter, aber jetzt ist die Luft raus [...]
[...] damit der obigen Einschätzung Basics in Gänze. Bereits am 21. Dezember titelt er: “Ein turbulentes Jahr für Twitter, aber jetzt ist die Luft raus” Immer weniger Tweets, Retweets, dafür jedoch mehr Spam, nur noch Verbesserungen am [...]
[...] sehr beliebt und wird nach Ansicht vieler in diesem Jahr in Deutschland zum Massenmedium werden. (Ich glaube nicht dran.) In den USA hat “The Business Insider” Menschen auf der Straße gefragt, was sie von [...]
[...] turbulentes Jahr für Twitter, doch jetzt ist die Luft raus» titelt Jürgen Vielmeier in seinem Blogbeitrag und lässt sich etwa über die altbackenen Funktionen von Twitter aus. Und prompt widersprechen ihm [...]