Die Floskel “Augen zu und durch” ist überholt. Heute sind es die Ohren, die wir vor nervsägenden Umwelteinflüssen schützen müssen. Dafür gibt es fantastische Möglichkeiten.

Am 11.11. berichtete Carsten I3, einer meiner Lieblingstwitterer, von den Karnevalswirren, in die er geraten war: “Köln Hbf, wie erwartet füllt sich der Zug mit Wahnsinnigen. iPod auf und durch.”

Und damit ist eigentlich schon alles gesagt. Wer mutig sein will, schließt die Augen und geht es an. Wer nicht mutig sein kann, weil die Masse in der Überzahl ist, muss es aussitzen und kann sich damit eine eigene Welt der Akustik schaffen: Die Köpfhörer des MP3-Players, iPods oder Musikhandys. Musik, Podcasts oder Hörbuch. Irgend etwas, was eine Mikro-Realität schafft, die uns von dem, was ringsum passiert, abschirmt.

Schlimm wird es nur, wenn sich die äußere Realität selbst mit höchster Lautstärke nicht mehr unterdrücken lässt, ohne dass das Trommelfell Schaden nimmt. Wir neulich, als ich es um kurz nach 13 Uhr für eine gute Idee hielt, mit dem Bus in die Stadt zu fahren. Gegen das Geschrei aufgedrehter, pubertierender Jugendlicher, die nach dem Morgen des Eingesperrtseins in der Schule ihre tägliche Freiheit feiern, kamen iPhone und Köpfhörer nicht an. Das müsste also noch erfunden werden: Kopfhörer, die die Umwelt komplett ausblenden. Im Straßenverkehr dann aber besser nicht benutzen.

Bleibt zum Schluss die Frage, was man gegen optische Störeinflüsse unternehmen kann. Eine gute Möglichkeit vielleicht: Orange getönte Brillengläser, die keine Sonne, aber dafür umso mehr Alltag herausfiltern. Damit würde selbst das hässlichste Alltagsgrau noch bunt erscheinen und jeden Menschen in seiner Attraktivität erhöhen. Meine Empfehlung als Marktlücke für die kalte Jahreszeit. Augen auf Orange und durch!

Foto: Sennheiser, Modell MM 80 iPhone.


 
 
 
 

2 Kommentare zu “iPod auf und durch”

  1. Spot - 25. November 2009 um 19:13

    Es gibt da Kopfhörer, die genau dort helfen. Mit phasenversetztem Lärm und damit Auslöschung von beidem werden die Umgebungsgeräusche gedämpft. Monotone Geräusche verschwinden völlig. Modulierte zum Teil.

    Noice-Canceling heißt es anderswo. Panasonic, Philips, Bose und andere bieten entsprechende Modelle.

    Soweit die Theorie. Praktisch getestet habe ich das noch nicht.

  2. Oliver Springer - 25. November 2009 um 23:37

    @Spot: Ganz genau, das würde ich mir auch anschauen. Schon wenn man alleine im Bus oder in der U-Bahn sitzt, sind die Außengeräusche regelmäßig so groß, dass der Musikgenuss zusammen mit den Ohren leidet. Dabei kosten diese Kopfhörer kein Vermögen mehr.

    @Jürgen: Den Wunsch, sich abzuschirmen, kann ich sehr gut nachvollziehen. Wenn man nicht abstumpfen möchte, muss man sich abschirmen.

    Das Grau: Ich glaube, das ist gar kein Störeinfluss. Was fehlt, ist helles Licht. Eine “Lichtdusche” kann helfen, vermute ich. Wenn man die morgens einschaltet, kommt man durch den grauen Alltag. Hab da in der (gedruckten) FTD letztes Wochenende gerade wieder was drüber gelesen.

    Optische Störeinflüsse bleiben dann allerdings schon noch im öffentlichen Nahverkehr.