Unser erster Gastblogger-Beitrag, freundlichwerweise zur Verfügung gestellt von Ralf von http://neun12.de
Kommunikation im Internet kann mitunter auch mal in Stress ausarten. Blog, Facebook, xyVZ, Xing, Twitter, Mails und was man nicht sonst noch alles beobachten muss. Beinahe unmöglich ist es, alle diese Dienste über ihre Webseiten im Auge zu behalten. Wer dennoch auf allen möglich Kanälen präsent sein will (oder muss), benötigt eine Lösung die alle diese Kanäle in einem Programm zusammen führt.
Digsby ist eins der Programme das sich diese Aufgabe auf die Fahne geschrieben hat. Ich hatte Digsby schon länger als Multi-IM-Programm installiert um gleichzeitig ICQ, MSN und GTalk im Auge behalten zu können anstatt für jeden IM ein eigenes Programm zu starten. Allerdings hatte ich Digsby nicht all zu oft gestartet, wahrscheinlich habe ich deshalb einige Updates verpasst und mich bisher noch nicht so richtig mit seinen Möglichkeiten beschäftigt. Als ich vor kurzem Digsby mal wieder startete, begrüßte es mich mit einem größerem Update. Anschließend staunte ich nicht schlecht als ich feststellte das Digssby mittlerweile auch Twitter beherrscht.
Bislang hatte ich für meine Googlemail-Accounts den Googlemail-Manager im Firefox laufen, für Twitter Tweetdeck angeworfen und die IMs häufiger links liegen gelassen da es mir ansonsten zu viel wurde. Die restlichen Social Networks wurden dann halt über deren entsprechenden Webseiten abgesurft. Alles in allem eine etwas unbefriedigende Lösung.
Mit dem letzten bei mir durchgeführten Update von Digsby hat sich dies aber in weiten Teilen geändert. Jetzt nutze ich für IM, Twitter und Googlemail nur noch ein Programm, was der Übersicht und Benutzbarkeit ein weites Stück entgegen kommt.
Instant Messaging
Digsby beherrscht 8 verschiedene IM-Protokolle: MSN, Yahoo, AIM, GTalk, Facebook Chat, MySpace IM, ICQ und Jabber. Damit dürften die wichtigsten Protokolle abgedeckt sein. Vor allem die Unterstützung des Jabber-Protokolls eröffnet sehr viele Möglichkeiten da Jabber ein offenes Protokoll ist auf dem verschiedene OpenSource-Anwednungen setzen. Das Digsby kein Skype unterstützt, kann man wahrscheinlich verschmerzen. Skype ist auch weniger ein IM-Dienst als eine VoIP-Lösung.
Das Einrichten eines IM-Kontos in Digsby ist relativ einfach und schnell erledigt. Benutzername und Passwort reichen in der Regel aus, ansonsten bietet Digsby noch erweiterte Einstellungen an um z.B. Ports oder Hosts zu ändern.
E-Mail
Mit Googlemail, Yahoo, Hotmail und AOL sind die wichtigsten amerikanischen Mail-Anbieter abgedeckt. Darüber hinaus können aber auch POP3- und IMAP-Postfächer angelegt werden. Somit dürfte sich jedes halbwegs normale Postfach mit Digsby ansprechen lassen.
Social Networks
An Social Networks werden derzeit Twitter, Facebook, MySpace und LinkedIn unterstützt. Auch hier merkt man deutlich das Digsby nicht unbedingt auf den europäischen Markt ausgerichtet ist, jedoch die bekanntesten Dienste unterstützt. Mich interessiert bei den SNs lediglich Twitter da ich bei den anderen Diensten keinen Account habe. Deswegen kann ich über die Integration von Facebook&Co nichts aussagen.
Die Twitter-Integration ist jedoch recht gut gelungen, wenn auch manches noch hakt bzw. etwas gewöhnungsbedürftig ist. So ist die Timeline, anders als auf der Twitterwebseite, “umgekehrt” angeordnet. D.h.: neue Tweets erscheinen unten anstatt oben, dafür kann man Digsby so einstellen, dass bei neuen Tweets automatisch hoch gescrollt wird. Klickt man hingegen auf das Tray-Icon, so wird ein Popup mit einer ganz “normalen” Timeline angezeigt, also neue Tweets oben, alte unten. Bisher habe ich leider noch keine Möglichkeit gefunden die Timeline so einzustellen das neue Tweets immer oben stehen, so wie man es von der Twitter-Webseite gewöhnt ist. Vielleicht kommt dies noch mit einem späteren Update, denn die Twitter-Integration befindet sich derzeit wohl noch in so einer Art Beta-Phase.
Bei der Organisation der Verfolgten bietet Digsby die Möglichkeit Gruppen zu bilden. Dabei kann man für jede Gruppe auswählen ob bei neuen Tweets ein Popup erscheinen soll und ob die Tweets der Gruppe aus der Timeline entfernt werden sollen. Beide Punkte erscheinen mir persönlich sehr nützlich. Im Vergleich mit Tweetdeck lassen sich die Benachrichtigungen nur global ein- oder ausschalten und in der Timeline erscheinen immer alle Tweets, was der Übersichtlichkeit nicht sehr förderlich ist. Vor allem dann, wenn man noch ein paar Kontakte nicht einer Gruppe zugeordnet hat, findet man diese in der Timeline nur recht schwer wieder. Die Gruppen lassen sich recht einfach anordnen und bearbeiten. Jedoch gibt es keinen globalen Pool der Kontakte, so dass man schnell mal einen Kontakt in verschiedene Gruppen einsortiert. Ebenfalls vermisse ich die Möglichkeit mit einem Klick auf einen Tweet den Kontakt einer Gruppe zuzuordnen, dies kann nur über das Edit-Menü gemacht werden. Tweetdeck bietet mir diese Möglichkeit zwar, sie funktioniert allerdings nicht.
Digsby unterstützt auch die Twitter-Suche. Suchbegriffe lassen sich für später speichern und können mit anderen Suchbegriffen gruppiert werden. Die Ergebnisse kann man sich dann in der Timeline inkl. Popup-Benachrichtigung wie einen Tweet anzeigen lassen. So lassen sich Alerts (Benachrichtigungen) recht einfach realisieren.
Ich denke es werden mit der Zeit noch neue Funktionen hinzu kommen bzw. bestehende optimiert werden. Denn, wie erwähnt, befindet sich das ganze noch in einer Beta-Phase.
Kommunikation auf wirklich allen Kanälen
Kommunikationsjunkies werden es zu schätzen wissen da Digsby ein Flash-Widget anbietet mit dem man seinen Webseiten- und Blogbesuchern eine Möglichkeit bietet direkt zu kommunizieren. Ich habe das Widget mal testweise hier in den Beitrag eingebunden. Sofern ich online und verfügbar bin, kann man über dieses Widget direkt mit mir chatten. Das Erstellen des Widgets ist mit ein paar Klicks in wenigen Minuten erledigt. Auch ist das Einbinden des Codes nicht wirklich schwierig, man kann den Code recht einfach in ein WordPress-Widget (mit dem Text-Widget von WP geht das recht einfach) kopieren und dann das Digsby-Widget z.B. in der Sidebar anzeigen lassen.
Ob das nun wirklich eine wahnsinnig sinnvolle Sache ist die man haben muss oder ob es mehr so ein Gimmick ist das man mal ausprobieren kann, diese Entscheidung überlasse ich jedem selber. Es gibt aber mit Sicherheit die eine oder andere Situation wo so ein Widget ganz nützlich sein kann, z.B. bei einem Online-Shop um direkt Support geben zu können. Genauso könnten Programmierer so eine direkte Schnittstelle zu den Benutzern schaffen, was allerdings bei gut besuchten Webseiten schnell mal in Stress ausarten kann.
Viel Licht und viel Schatten
Digsby hat mich noch nicht vollends vom Hocker gerissen. Es gibt da einige Punkte die mich persönlich stören, einige Punkte sind wohl auch anderen ein Dorn im Auge.
So ist Digsby lediglich in Englisch erhältlich. Auch wenn man in den Einstellungen eine andere Sprache wählen kann, so wird nur Englisch angeboten. Allerdings ist Digsby recht intuitiv benutzbar so dass auch rudimentäre Englischkenntnisse ausreichen. Laut dem Digsby-Wiki wird an eine Übersetzung in andere Sprachen gearbeitet, es scheint jedoch so, dass dies wohl noch länger dauern wird.
Die Twitter-Integration ist noch ein paar Schritte von perfekt entfernt. So wurden bei der ersten Benutzung nicht alle Follower erfasst und ab und zu sagt mir die Timeline es gäbe noch ungelesene Tweets obwohl ich selbige mehrfach als “Mark Asread” bezeichnet habe. In den Punkt will ich aber nicht Digsby alleine die Schuld in die Schuhe schieben. Andere Twitter-Clients haben ähnliche Probleme, was wohl eher auf Twitter als auf die entsprechenden Clients zurück zu führen ist.
Der wohl größte Kritikpunkt ist der für Digsby benötigte Account. Es wird wohl ein wenig Unbehagen bei einigen auslösen wenn sie erfahren das die Kontakte online gespeichert werden. Dem Digsby-Wiki zufolge ist der Account in erster Linie dafür da um die gleichen Einstellungen an verschiedenen Computern anbieten zu können. Leider verschweigt das Wiki das auch die Kontakte online gespeichert werden, ein dicker Minuspunkt wie ich finde. Denn wenn einmal die Einstellungen verloren gehen, weil z.B. Digsby nicht verfügbar ist, ist das die eine Sache. Wenn aber die Kontakte nicht zur Verfügung stehen, ist das eine ganz andere Sache. Von Datendiebstahl mal ganz zu schweigen. Man sollte sich also genau überlegen welche Kontakte man Digsby anvertraut und welche besser nicht.
Auf der anderen Seite ist die Onlineverwaltung natürlich ein großer Vorteil. Wenn ich meine Twitter-Freunde am PC einmal in Gruppen einsortiert habe, dann habe ich die gleichen Einstellungen auch am Laptop oder auf einen anderen Computer. Ein Punkt der für diejenigen sehr wichtig sein kann, die mit verschiedenen Computern an verschiedenen Arbeitsplätzen beschäftigt sind. Es wäre jedoch sehr wünschenswert wenn man eben solche Daten (alternativ) auch auf einen eigenen Server bzw. Webspace speichern könnte. Vielleicht ist dies aber eine Option die irgendwann einmal umgesetzt wird. Man kann es ja mal vorschlagen, falls es nicht schon hundertfach vorgeschlagen wurde.
Fazit
Digsby ist für mich eine wunderbare Lösung um verschiedene Kommunikationskanäle unter einen Hut zu bringen. Das es an der einen oder anderen Stelle noch hakt, ist bedauerlich jedoch befindet sich die Software ja auch in ständiger Entwickelung. Auch der größte Kritikpunkt, die Speicherung von Kontakten online, ist gut handhabbar wenn man ein wenig Sorgfalt im Umgang mit seinen Daten walten lässt. Man muss Digsby ja nicht absolut jeden Kontakt anvertrauen, für die wirklich wichtigen kann man zur Not noch andere Lösungen verwenden.
Auch das Digsby vornehmlich auf amerikanische Dienste zugeschnitten ist, ist für mich persönlich weniger ein Problem. Das was ich brauche unterstützt Digsby, der Rest interessiert mich im Moment herzlich wenig. Wenn man sich ein wenig im Code von Digsby umschaut, dann dürfte es für einen versierten Programmierer auch kein all zu großes Problem sein andere Dienste wie z.B. xyVZ einzubinden. Digsby ist zwar nicht direkt als OpenSource zu bezeichnen, jedoch macht es auch kein sehr großes Geheimnis aus seiner Programmierung.
Da Digsby Freeware ist und sowohl für Win, Mac und Linux verfügbar ist, sollten alle Kommunikationsjunkies sich Digsby mal näher anschauen. Gerade da Digsby mehr als “nur” noch ein Multi-IM ist, wird es immer interessanter.
Kleine Korrektur: Die Linux- (und ich glaube auch Mac-)Version ist zwar seit Monaten (mir kommts vor wie Jahre) angekündigt, steht aber NICHT zum Download zur Verfügung.
Hatte ich früher mal verwendet, bin aber mit Pidgin zufriedener. Gibts nämlich auch für Ubuntu :)
Digsby ist schlank und schnell. Leider warte ich schon seit >1 Jahr auf die Mac Version. Man sollte das dann nicht als “coming soon” ankündigen :( Für Windows ist es aber gut zu gebrauchen.
Hallo,
wer digsby mal ohne Installation ausprobieren will findet die portable Version hier:
http://ftp.hosteurope.de/mirror/stadt-bremerhaven.de/Portable%20Digsby/