Einst galten sie als Goldgrube der kurzen Webs: Linkverkürzer wie Bit.ly und TinyURL. Doch mehr und mehr lichtet sich der Markt. Der nächste Dienst, der die Segel streicht: Cli.gs.

Erst vor wenigen Monaten war es mit dem Linkverkürzer Tr.im zuende gegangen. Die Macher hatten auf einen millionenschweren Käufer gehofft, keinen gefunden, sich über die Bevorzugung des Konkurrenten Bit.ly durch Twitter beschwert und die eigene Technik letztendlich quelloffen gemacht.

Cli.gs tritt nun mit mehr Sachlichkeit ab. Der Service sei eben nur das: ein Service, aber kein eigenständiges Geschäft, schreibt der – namentlich unbekannte – Gründer als Begründung im Cli.gs-Blog. Am Ende hänge alles an Zeit und Geld. Er habe eine gute Idee, aus kurzen Links einen Premium-Service zu machen, schreibt der Gründer, aber keine Zeit, sich um beides gleichzeitig zu kümmern:

“Im Endeffekt kostet es alles Geld. Es ist jeden Monat ein Stückchen Geld, das mir am Ende auf dem Konto fehlt.”

Die Goldgräberstimmung scheint vorbei, denn vielleicht war sie ganz einfach übertrieben. Einen Linkverkürzer zu programmieren, ist keine Mammutaufgabe, für die man Millionen erwarten darf. Und zum Abschluss sollte auch noch einmal die Frage erlaubt sein, ob der Markt für Linkverkürzer überhaupt etwas hergibt: Man braucht Kurzlinks für Twitter, aber für kaum etwas anderes. Kurze Links braucht man zum Beispiel nicht für:

  • Facebook: Hier kann man Links mit anderen teilen, indem man sie einfach anfügt. Facebook stellt sie dann als Vorschau dar.
  • E-Mails: Hier klickt man klickt sogar lieber auf längere Links, weil man sie mit der Maus leichter erwischt.
  • Sammeldienste wie Friendfeed oder Posterous: Die Links lassen sich einbetten, oder man macht aus ihnen gleich einen eigenständigen Beitrag.
  • Blog-Beiträge: Links werden verschlagwortet und werden erst beim Mouse-Over sichtbar. Und hier ist es dem Leser wichtig zu wissen, wohin der Link führt.
  • Social-Bookmark-Dienste wie Delicious oder Mister Wong: Hier zählt sowieso nur der lange Link und vor allem seine Quelle.

Soll heißen: Die Notwendigkeit von Linkverkürzern steht und fällt mit dem Erfolg von Twitter. Sollte es Twitter eines Tages nicht mehr geben, wird man auch für Linkverkürzer keine Verwendung mehr haben.


 
 
 

7 Kommentare zu “Der Nächste bitte: Linkverkürzer Cli.gs macht dicht”

  1. edvhygiene - 5. Oktober 2009 um 10:41

    Einspruch:

    für Emails ist ein Linkverkürzer nach wie vor praktisch, weil

    1. genug Mail-Clients in Umlauf sind, die lange Links umbrechen und dann 404er produzieren

    2. genug Mail-Client-Bediener in Umlauf sind, die nach wie vor damit nicht umgehen können. Z.B. auch sehr viele ältere Leute mit Outlook Express, die damit ein Problem haben

    Schicke ich Mail an solche Leute verwende ich gerne einen URL-Shortener

  2. Tom - 5. Oktober 2009 um 11:27

    trim tut doch wieder / noch…

    http://tr.im/AJ0q

  3. knalli - 5. Oktober 2009 um 11:47

    Korrekt. tr.im ist nie dicht gemacht worden.

  4. Timo Reitnauer - 5. Oktober 2009 um 11:49

    Die Schließung von cli.gs ist ein weiterer Grund, einen URL Shortener auf seiner eigenen Domain zu betreiben. Denn nur dann “gehören” einem die Kurzlinks und man hat volle Kontrolle über den Namensraum.

  5. Thomas - 5. Oktober 2009 um 12:18

    “Sollte es Twitter eines Tages nicht mehr geben, wird man auch für Linkverkürzer keine Verwendung mehr haben.”

    Linkverkürzer gab es auch schon vor Twitter und ich verwende sie auch außerhalb von Twitter. Vor allem in Dokumenten, bei denen man damit rechnen muß, daß sie auch mal jemand “offline” zu Gesicht bekommt, verwende ich sie grundsätzlich Linkverkürzer. Schließlich will ich keinem zumuten, im Ernstfall eine URL wie “/2009/10/der-nachste-bitte-linkverkurzer-cli-gs-macht-dicht/” abtippen zu müssen.

  6. hathead - 5. Oktober 2009 um 13:01

    Mir fiele da noch ein praktischer Nutzen ein: Links per SMS. Findet zwar derzeit kaum Anwendung, ist allerdings der Einzig wirklich sinnvolle Weg. Siehe Kommentar von “Thomas”

  7. bonaris - 6. Oktober 2009 um 10:36

    wie thomas s.o. schon schrieb: offlinedokumente. “weil man sie mit der maus leichter erwischt” finde ich uebrigens auch etwas albern. gruss.

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