Warnung vor dem Spuk da draußen: Protagonisten der Web-2.0-Landschaft wie Jeff Jarvis und Andrew Keen protestieren gegen “Sidewiki”, ein Google-Tool um Kommentare auf jeder Internetseite zu hinterlassen. Das sei nichts als ein “dreister Versuch, sich das Internet anzueignen”, moniert Keen.
Sidewiki lässt sich als Browser-Erweiterung in der Google-Toolbar installieren. Wer damit eine beliebige Webseite besucht, kann das Sidewiki aufrufen und dort einen Kommentar hinterlassen. Allerdings kann man das auf vielen Websites sowieso schon. Gerade Blogger und Online-Magazine leben von Kommentaren. Würden die Verfasser ihre Hinterlassenschaften nur noch im Sidewiki posten, bekämen andere Besucher davon wenig mit. Noch dazu hätte der Betreiber einer Seite keine Möglichkeit, böswillige Kommentare aus dem Sidewiki zu löschen.
Wo ist da ein Problem?
Sueddeutsche.de lässt deswegen in einem Beitrag von gestern einige Web-Gurus zu Wort kommen, neben Keen und Jarvis auch Nick Holmes und Andrew Sullivan.
Ein Problem allerdings besteht bislang nicht. seit etwa zwei Wochen auf dem Markt und kaum jemand benutzt es. Warum auch? Es ist weder besonders hübsch, noch dürften Nutzer die Notwendigkeit sehen es zu benutzen, wenn es auf den meisten Seiten ohnehin Kommentarfunktionen gibt.
Wir haben vor zwei Wochen ebenfalls über Sidewiki berichtet, wie über jede Google-Erfindung, die zumindest interessant klingt. Benutzt habe ich Sidewiki seitdem nicht mehr, darüber gelesen eigentlich auch nicht. Andere Stimmen, die ich am Starttermin dazu gelesen habe, fanden Sidewiki eher langweilig und überflüssig.
Sidewiki hätte theoretisch die Möglichkeit, die Kommentarfunktion auf Webseiten überflüssig zu machen. Momentan scheint da aber gar kein Bedarf zu bestehen. Keenan und Co. müssen sich wohl nur wenig Angst machen.
Weiterer Beitrag zum Sidewiki auch hier: http://bit.ly/Be67S
Tendenziell ist eine allgemeine Kommentar-Funktion IMHO schon wünschenswert. Aber eben nicht bei Google. Ich benutze seit einigen Wochen Fytch (noch beta). Großer Vorteil bei Fytch: Man muss nix installieren, ist einfach nur ein Bookmark (so kann ich es auch an der Uni-Maschine benutzen). Und es ist eben unabhängig – nicht bei der Datenkrake Google…
Also man braucht ja kein Marketing-Experte zu sein, um zu erkennen das Sidewiki bald wieder von der Bildefläche verschwinden wird. Als erstes muss man erstmal wissen, dass es den Dienst überhaupt gibt. Dann muss man sich Google registrieren, dann eine zusätzliche Software installieren, und dann hat man erstmal mit dem geringen Marktanteil von Sidewiki zu kämpfen. Und letztendlich bringt es keinen weiterem Nutzen. Ich würde mich wundern, wenn sich genug Nutzer finden würden, die diese ganzen Hürden auf sich nehmen um nichts zu erreichen.
Wir brauchen keinen weiteren Insel-Dienst. Es wäre viel interessanter, all die Reaktionen zu einem Beitrag, die auf die verschiedenen Plattformen verstreut sind, an einer Stelle im Blick haben zu können. Gibt ja bereits Dienste, die in die Richtung gehen.
Nachdem man Google Sidewiki auch über ein Bookmarklet (also ohne Installation einer zusätzlichen Software) verwenden kann, ziehen die hier vorgebrachten Argumente diesbzgl. nicht.
Anders als viele andere wünsche ich mir ausgesprochen gern einen Erfolg von Sidewiki (oder einem beliebigen anderen Dienst der ähnlich funktioniert). Warum? Ganz einfach, weil die Kommentarfunktionen auf den meisten Webseiten einfach grottenschlecht (ich rede nicht von Blogs [ausgenommen Blogger-Blogs ;) sind und man idR. auch registriert sein muss um seine Ergüsse abzulassen. Und mal unter uns: Wer registriert sich schon ernsthaft bei spiegel.de, focus.de, sueddeutsche.de (etc.) nur um ab und an mal einen Kommentar abzugeben?
Was Sidewiki sicherlich helfen würde wären Widgets die Webmaster auf ihrer Webseite einbinden können, die zum Einen (ähnlich Google FriendConnect) die bisher abgegebenen Kommentare anzeigen und Reaktionen darauf erlauben und zum Anderen auch das direkte Kommentieren (auch ohne Google Toolbar\Widget) ermöglichen.
Wirklich, ich wünsche es mir. Kommentieren im Netz könnte endlich so schön einfach sein.
Das Problem besteht weiterhin, denn die Leserhaft teilt sich ein in die, die das Bookmarklet hinzugefügt haben, und die, die es nicht hinzugefügt haben.
Eben, niemand. Und genausowenig wird jemand sich bei einem extra Dienst dafür anmelden, nur um dem Kommentar zu verfassen. Da hat man das selbe Problem wir vorher. Klar könnte man argumentieren, dass – falls sich Sidewiki weiter verbreitet – die Registrierung nur einmal notwendig ist. Aber für sowas gibt’s OpenID und da fast alle Großen wie Facebook, Google oder Yahoo bereits OpenID-Provider sind dürfte das kein Problem mehr sein
Das wäre dann wirklich eine Lösung für die Leute, wessen CMS keine anständige Kommentarfunktion bietet. Mit Disqus exististiert ja bereits eine Lösung, bei der gar nicht auffällt das man einen dritten Dienst benutzt. Einloggen muss man sich da nicht, kann man aber trotzdem per OpenID.
Full ack. Deswegen wäre so eine eingebettete Lösung wie du sie vorschlägst auch sehr sinnvoll. Bei Sidewiki jedoch wird momentan ein duales Kommentarsystem geschaffen, von dem der Betreiber nichts mitbekommt und das die Kommentare auf mehrere Plattformen aufsplittet, was nicht gerade zur Übersichtlichkeit beiträgt.
@FERNmann: Keine Frage, so lange es keine Widgets (o.ä.) für Webseitenbetreiber gibt, ist Sidewiki nur ein zusätzlicher Layer den momentan niemand benötigt. Der Mix der vorgeschlagenen Elemente würde es dann wieder attraktiv machen und meinen Traum von einem Anbieter zum Kommentieren im gesamten Web wieder zum Leben erwecken.
Ich finde die Aufregung um Sidewiki auch lächerlich. So gut wie niemand benutzt das Tool und daher muss man auch keinen Wind drum machen.
Einige der Argumente ließen sich so ähnlich auch gegenüber Twitter anbringen. Eine Inselllösung kann funktionieren, wobei es eben darauf ankommt, wie diese Insel woanders angekoppelt werden kann.
Dienste solcher Art gibt es ja schon seit Jahren und mich hat das noch nie überzeugt.
Das Single Sign-on-Argument wurde ja schon angesprochen. Das wäre also nicht das Problem. Und selbst wenn man nur die vielen Nutzer zählt, die einen Google Account haben, kommt man schon auf eine ganze Menge Menschen. Die Ausgangsbasis für den Dienst ist insofern schon nicht schlecht. Zudem hat Google extrem gute Möglichkeiten, den Service zu promoten.