Der Markt der Suchmaschinen ordnet sich derzeit neu: Gestern übernahm Facebook nicht nur den Konkurrenten Friendfeed, sondern startete in der Nacht auch eine neue Echtzeit-Suche. Und doch hat Facebook ein Problem: Die Suche kann mit Nichten gegen die neue Twitter-Suche gegenhalten und gegen Google schon gar nicht – zumal der Suchriese an einem massiven Update arbeitet.
Googles neues Suchprojekt trägt den Codenamen Caffeine (Koffein), und der Name ist Programm: Mit dem neuen Suchalgorithmus soll die Google-Suche schneller, genauer, ergebnisreicher und stichhaltiger sein als zuvor. Mashable stellte in ersten Tests eine mehr als doppelt so schnelle Geschwindigkeit fest. Wer will, kann die neue Suche schon jetzt testen, bevor sie in einigen Wochen zum Standard wird.
Facebook-Suche nach wie vor wenig hilfreich
Was Facebook dagegen zu bieten hat, mag technisch gesehen eine ganz heiße Sache sein, ist aufgrund der eingeschränkten Suchmöglichkeiten aber nicht mehr als ein kleines Feuerchen. Die neue Facebook-Suche durchsucht die Tweets der Freunde der vergangenen 30 Tage. Auf Wunsch lässt sich die Suche auf alle Facebook-Kontakte ausdehnen, die ihre Status-Updates öffentlich machen. Theoretisch kann man damit also suchen, was mehr als 250 Millionen Facebook-Nutzer über das Nicht-Comeback von Michael Schumacher schreiben.
Neue Facebook-Suche zum Beispiel über die gestrige Friendfeed-Übernahme. Screenshot: Facebook
Aber genau das ist der Knackpunkt: Kaum jemand macht bislang seine Status-Updates für alle öffentlich, und ich halte es für zweifelhaft, dass die Masse der Nutzer das freiwillig jemals tun wird. Die Zahl der Facebook-Nutzer, die täglich ihren Status-Update aktualisiert, reduziert sich Schätzungen zufolge außerdem auf nur 30 Millionen. Das liegt in etwa auf dem Niveau, in dem Twitter gerade liegt, nur dass die Verhältnisse bei Twitter seltsamerweise genau umgekehrt liegen: Hier gibt die Masse ihre Status-Updates für die Öffentlichtkeit frei, und nur ein kleiner Teil schützt die Updates.
Nutzer verhalten sich paradox
Warum haben sich Twitter und Facebook so unterschiedlich entwickelt? Weil die Anfangsvoraussetzungen anders waren. Twitter war praktisch von Anfang an öffentlich, Facebook begann als in sich geschlossenes Kontaktnetzwerk. Und radikale Änderungen einmal unterschriebener Nutzungsvereinbarungen lassen sich den Usern nur noch schwer verkaufen. Und so wird Facebook wohl mit dem Paradoxon leben müssen, dass die gleichen Nutzer auf Twitter alles mögliche über sich in die Welt hinausposaunen und auf Facebook penibel darauf bestehen, dass die gleichen Updates nur ihren 40 Freunden zugänglich sind.
Und wenn Facebook nicht viel Überzeugungsarbeit leisten kann oder den Nutzern wieder einmal geänderte Nutzungsbedingungen unterschiebt, wird Facebook – Echtzeit hin oder her – so schnell kein Suchgigant werden.
Hmm.. also ich muss sagen, so abgeneigt ich dem FriendFeed-Deal zuerst gegenüberstand, umso reizvoller finde ich die Möglichkeiten die sich daraus für die Zukunft ergeben mittlerweile. Bedenke doch einfach mal, das vermutlich die Wenigsten NUR auf Facebook aktiv sind und durch die Migration der besten FriendFeed-Features auch jede Menge Content bei Facebook landen wird der natürlich über die Suche gefunden und anhand der Verknüpfungen auch gewertet/gewichtet wird. Dagegen ist Caffeine ein kleiner Funken in einem Orkan.