Gut, nun wird es doch noch ernst für Twitter: Facebook hat Testern eine Lite-Version vorgestellt, die dem Zwitscherdienst technisch stark ähnelt. Über eine Änderung der Nutzungsbedingungen könnte Facebook außerdem erreichen, dass Status-Updates standardmäßig öffentlich werden. Dann wäre auch die neue Echtzeit-Suche plötzlich sehr attraktiv – wenn ein massiver Protest der User ausbleibt.
So langsam wird das hier zum Facebook-Blog: Neuester Coup nach nicht viel mehr, als die Status-Updates ordentlich in Reih und Glied aufzulisten. In der “Wall” werden nur die eigenen Status-Updates angezeigt, für die Freunde gibt es einen eigenen Stream.

Schlankes Facebook Lite. Screenshot von Hacker News.
Ähnliche Funktionen wie Twitter
Zwei weitere Navi-Elemente im Auswahlmenü zeigen eine Kurzinfo des Nutzers an; eine vierte Möglichkeit ist offenbar, Fotos und Videos anzuzeigen. Viel mehr kann Facebook Lite nicht, und das ist offenbar gewollt, erinnert es doch stark an die Schlichtheit von Twitter. Ein Blick auf die Adresszeile zeigt, dass Facebook dafür seine kurzen Vanity-URLs verwendet (wie lite.facebook.com/juergen), man die Nutzer also auch von außen ansteuern kann. Kontakte sollen sich leichter hinzufügen lassen als bisher. Die Ansage ist klar: Facebook feuert mit “Lite” aus ganzen Geschützbatterien gegen Twitter.
Möglicher Vorteil für Facebook, auch wenn die bisher spärlichen Informationen das weder dementieren noch bestätigen: Bei einem Wechsel auf Lite könnte Facebook den Nutzern neue AGBs unterschieben, mit denen Statusmeldungen anders als bisher von Haus aus öffentlich werden. Klar, dass Facebook die Statusmeldungen aus der Lite-Version in die gestern gestartete Echtzeit-Suche mit einfließen lassen wird. Und schon wird die Suche, die wir gestern aufgrund ihrer bislang spärlichen Inhalte , doch attraktiv.
[Update, 11:15 Uhr: Facebook hat sich zu Wort gemeldet und bezeichnet Facebook Lite als einen bloßen Test für Ländern mit schwacher Breitbandversorgung. Das würde erklären, warum sich Tests auf Länder wie Indien beschränken sollten, durch einen Fehler aber an Tester weltweit gingen. Techcrunch-Redakteur MG Siegler sieht Facebook Lite also nicht als einen Angriff auf Twitter.
Dem muss ich widersprechen: Vielleicht ist Facebook Lite zuvorderst für Länder mit schwacher Breitbandversorgung gedacht. Aber der Zeitpunkt, an dem die News durchgesickert sind, die Nutzung der Vanity-URLs und die offensichtliche Ähnlichkeit mit Twitter klingen nun wirklich nicht nach Zufall. Ob so gedacht oder nicht: Einmal eingeführt würde Facebook Lite Twitter erhebliche Schwierigkeiten bereiten.]
Auch neue Nutzungsbedingungen sehen öffentliche Statusupdates vor
Bei den vielen heißen Neuerungen will Facebook offenbar, dass eine nicht minder wichtige Nachricht ein wenig untergeht: So hat der Dienst gestern auch eine Änderung seiner Nutzungsbedingungen vorgeschlagen. Wichtigste Neuerung darin: Auch im vollwertigen Facebook sollen Statusmeldungen standardmäßig öffentlich werden. Damit könnten von da an die Öffentlichkeit und auch Suchmaschinen sehen, was Facebook-Nutzer bewegt. Das wäre der gewünschte Schub für die neue Facebook-Suche, und das würde Facebook mit Twitter auf eine Stufe stellen.
Ich bin gespannt, ob das noch zu Protesten führt. Wenn nicht mehr als 7.000 Nutzer die Ankündigung kommentieren, soll sie schon am kommenden Dienstag eingeführt werden.

Pssssssssst AGB nicht AGBs. Allgemeine Geschftsbedingungens sähe blöd aus ;)