Trefft sie, wo es weh tut: Der Klett-Verlag will dem Duden mit einem Online-Wörterbuch der deutschen Sprache Konkurrenz machen. Anders hätte man ohnehin keine Chance. Das PONS für die deutsche Rechtschreibung ist seit heute Vormittag online – und durch und durch mit Werbung gespickt.

Buchdeckel ein Auslaufmodell?

Klett-Chef Philipp Haußmann sagte zur Veröffentlichung des Nachschlagewerks: “Die Welt zwischen zwei Buchdeckel zu pressen – das ist ein Gedanke, von dem man sich verabschieden muss”. Und: “Die Zukunft gehört der Anzeigenfinanzierung im Internet”.

Beim ersten Punkt gebe ich Haußmann bedingt Recht: Für Romane und Biographien ist die Messe noch lange nicht gelesen, aber Nachschlagewerke wie Lexika und eben Wörterbücher sind als Software oder Webversion viel einfacher zugänglich. Das Erfolgsbeispiel Wikipedia beweist es.

Viel Werbung, gesuchte Inhalte nicht leicht zu finden

Aber dass der Anzeigenfinanzierung im Netz die Zukunft gehört, ist eine gewagte Aussage. Die Verlage im Netz trennen sich aufgrund seit jeher mieser Einnahmen gerade von dem Gedanken, sich allein über Werbung finanzieren zu können. Und Haußmann sieht ausgerechnet darin sein Heil? Offenbar ja, wie ein Screenshot der Suchergebnisse zeigt:

PONS
Rot markiert: Suchergebnisse. Blau markiert: Werbung.

Spartanisches Angebot

Das Online-Wörterbuch Deutsche Rechtschreibung von Pons bietet neben viel Werbung denn auch das, was man braucht: Eine Suchmaske und als Ergebnis das gesuchte Wort, wie es richtig geschrieben wird. Darüber und darunter weitere Vorschläge mit ähnlichem Wortstamm, bei einigen Begriffen außerdem eine kurze Erklärung des Begriffs.

Mehr aber auch nicht. Das Angebot ist sehr spartanisch im Vergleich zu Wiktionary oder Dictionary.com. Dass die Werbung optisch nur mühsam vom Inhalt zu unterscheiden ist, stört. Ansonsten scheint das Wörterbuch ganz gut brauchbar zu sein. Auf die Inhalte kommt es an.

Weitere Werke sollen folgen

Der Klett-Verlag hatte offenbar gar keine andere Wahl als online zu gehen. Der neue Duden ist seit wenigen Tagen auf dem Markt und wird bis Jahresende in einer Auflage von 100.000 Stück produziert; die erste Auflage von Kletts deutschem Wörterbuch nur mit 30.000 Stück. PONS kann dem Duden also nur online gefährlich werden. Und das will man in Zukunft noch forcieren: Online-Nachschlagewerke für Grammatik und Stil sollen folgen.


 
 
 
 

2 Kommentare zu “Rechtschreibung kostenlos: PONS will online mit dem Duden konkurrieren”

  1. Mein Fazit: Pons Sprachenportal muss nachsitzen … « … Auslassungspunkte - 27. Juli 2009 um 16:06

    [...] Offensichtlich geht’s auch nicht nur mir so. [...]

  2. t3n-Linktipps: WordPress-Umfrage, schöne Anmeldeseiten, PONS vs Duden, OpenOffice.org-Kongress, Nokia kauft Cellity » t3n Magazin - 27. Juli 2009 um 16:33

    [...] Der Duden bekommt im Online-Bereich Konkurrenz. Der Klett-Verlag will mit dem kostenlosen Rechtschreibangebot von PONS zumindest im Onlinegeschäft dem Branchenprimus Duden Anteile abnehmen. Finanziert wird das kostenlose Online-Wörterbuch durch Werbung. [...]