09. Juli 2009 - Redaktion

Mit seinem Onlineverlag Blogwerk bietet Peter Hogenkamp derzeit sieben kommerzielle Blogs, die sich mit den Themen Gadgets/Technik, Medien, Produktivität, Digitalfotografie, Internetökonomie, Games und Schweizer Start-ups beschäftigen. Außerdem betreibt der umtriebige Unternehmer die Agentur Zeix und ist an dem Vermarktungsnetzwerk Adnation beteiligt. Im Interview erklärt uns Peter Hogenkamp, was es noch dringend im Netz geben müsste.
Seit wann nutzen Sie das Internet?
Seit 1991, also noch deutlich prä-WWW. Entdeckte es Ende des ersten Semesters im PC-Keller der Uni. Gott, war das aufregend. Weltweit e-mailen in Sekunden. Chatten mit Leuten in den USA! Seitdem hat es für mich keinen vergleichbar großen “Innovationsschub” mehr gegeben, aber immerhin ist es Schritt für Schritt doch viel vorwärts gegangen.
Was ist momentan Ihre Lieblingswebsite?
“Lieblingswebsite” ist schon wieder ein Anachronismus. Ich könnte Twitter sagen, aber erstens wäre das total mainstreamig, zweitens sehe ich die Website ja fast nie. Ich liebe alle Websites, die ein gescheites mobile Theme haben und auf dem iPhone und auf dem alten Nokia gleichermaßen gut lesbar sind.
Welches App begeistert Sie zurzeit am meisten?
Ich finde es faszinierend, wie schnell Apps zum Alltag geworden sind. Sixt hat eine neue zum Automieten, OK, mal ausprobieren, Coop (Schweiz) zum Lebensmittelbestellen, ja, ganz nett, und so weiter. Ich freue mich auf die ersten echten iPhone-Navi-Apps und werde mir noch diese Woche eine installieren, hoffe ich. Leider ist mein 3G-S-Test-iPhone fehlkalibriert, und man kann nicht mehr alle Tasten drücken, das muss ich noch flicken lassen.
Was war das letzte Musikstück, das Sie im Netz gekauft haben?
Das war lustigerweise “Last Christmas”, ein Lied, das ich natürlich schon auf mindestens drei CD-Samplern habe und das mir gewaltig zum Hals raushängt. Ich brauchte aber für einen iPhone-Test bei neuerdings.com einen intelligenten Screenshot von der neuen Spotlight-Funktion.
Es ist gar nicht so einfach, ein Wort zu finden, mit dem man eine App hat, Mails, einen Kontakt, einen Kalendereintrag und einen Song. Als es mir mit dem Denken zu dumm wurde, habe ich beim Anblick der App von “Last fm” einfach “Last Christmas ” gekauft — und “James Last” als Kontakt angelegt.
Was vermissen Sie bei einem Netzausfall am meisten?
Ich vermisse ALLES. Wir sind mit unseren Daten bald komplett in der Cloud, dass heißt ohne Internet kann ich überhaupt nichts machen. Das hört sich etwas heikel an, aber zum Glück kommt das ja selten genug vor.
Was sollte es im Internet noch geben?
Ach, es fehlen doch noch tausende von Dingen. Und die bestehenden müssen noch hundertmal besser werden. Nehmen wir nur ein Beispiel: Google Maps. Das ist schon toll, aber ich kann es mir noch für sehr viele Nutzungssituationen mehr vorstellen.
Vergangene Woche passiert: Ich renne in der Düsseldorfer Altstadt zur Straßenbahn und frage mich beim Rennen, ob das die richtige zum Bahnhof ist. (Sie war es nicht, ich hätte umsteigen müssen, was ich erst zu spät gemerkt habe.) Und wo ich den Sixt-Mietwagenschalter finde, wenn ich ausgestiegen bin. (Musste am Bahn-Informationschalter anstehen, um zu fragen, weil er auf dem Lageplan nicht eingezeichnet war.) Und welcher Bäcker am Düsseldorfer Hauptbahnhof die besten Sandwiches macht. Und wo ich auf dem Weg von Düsseldorf nach Frankfurt mit dem kleinsten Umweg Plastik-Namenschilder im Format 54×90mm hätte kaufen können. Für nichts davon gibt es eine App. Es gibt noch sehr viel zu tun!
Dem Herrn Hogenkamp kann geholfen werden: die Sixt-Applikation für iPhone, Blackberry und Android-Geräte bietet natürlich die Umkreissuche vom aktuellen Standort aus an. Und die genaue Lagebeschreibung der Station in Flughäfen, Bahnhöfen etc. folgt in einer der nächsten Versionen – danke für die Anregung an dieser Stelle!
Hallo Herr Luthardt, das klingt schon mal super. Hab jetzt auch extra eine Sixt Card bestellt, damit ich die App nutzen kann. Projekt Kundenbindung läuft also. (Wobei ich immer noch eine Schmerzgrenze von 100 Euro pro Tag habe, darüber miete ich auch mit der besten App nichts. :-)
Hallo Herr Hogenkamp, habe mit Interesse ihr Interview gelesen. Mangels eines iPhones (ja, ich baue auf Windows Mobile) kann ich dem aktuellen App-Wahn zwar nicht ganz folgen – aber beim lesen des letzten Abschnittes kam mir doch dieser Link http://www.acrossair.com/apps_nearesttube.htm in den Sinn… Ihnen könnte also mittelfristig geholfen werden.
Wie dem auch sei – tolles Interview!