So wird das nichts mit WLAN für alle: In Recklinghausen hat ein Sondereinsatzkommando der Polizei die Wohnung eines Mannes gestürmt. Grund: Sein Nachbar war über dessen ungesichtertes WLAN ins Internet gegangen und hatte mit einem Amoklauf gedroht.

Die Schweizer: Friedlich oder arglos?

Eigentlich wollte ich an dieser Stelle von meinem Kurzurlaub vergangene Woche nach Zürich erzählen. Nein, es sollte nicht darum gehen, dass man dort lecker Rösti essen und überraschend gut in der Sonne braten kann. Ich wollte vielmehr für die vielen freien WLANs der Stadt werben, die man fast überall findet. Während ich die Internet-freie Zeit genoss, spürte meine Begleiterin an allen Ecken und Enden offene WLANs auf, um über ihren iPod touch nach Ausflugszielen zu suchen und mit ihrem Mann in der Heimat zu kommunizieren.

Die vielen offenen Netze machen es Touristen in Zürich unheimlich praktisch, um zumindest ab und zu ins Netz zu gehen und sich mit Infos auf dem Laufenden zu halten. Ob es die Arglosigkeit der entspannten Zürcher ist, ob die Gesetzeslage in der Schweiz eine andere ist: ich weiß es nicht. Auf jeden Fall sucht man in Deutschland meist vergeblich nach offenen WLANs. Kein Wunder, denn praktisch jede Computerzeitschrift und jeder Anbieter werben dafür, das eigene WLAN nach der immerneuesten Sicherheitsmethode zu verschlüsseln.

“Durch offenes WLAN Schadensersatzanspruch verwirkt”

Gerade wollte ich dafür werben, es mit dem Verschlüsseln auch in Deutschland etwas ruhiger angehen zu lassen, da fiel mir diese Meldung in die Hände: Die Polizei stürmte die Wohnung eines 38-Jährigen, über dessen Internetanschluss eine Amokdrohung in einem Chat abgegeben worden war. Dumm nur: Die Nachricht stammte offenbar nicht von dem 38-Jährigen, sondern seinem 27-jährigen Nachbarn. Nun will der 38-Jährige einen Schadensersatz für den Einsatz in seiner Wohnung, bei dem Gegenstände beschädigt worden waren. Die Antwort der Polizei darauf spricht für sich:

Durch den Betrieb einer ungesicherten W-Lan-Verbindung hat der Betroffene einen Schadensersatzanspruch verwirkt.

Das Verhalten des 38-Jährigen ist vergleichbar mit dem eines Mannes, der in den Urlaub fährt, Fenster und Türen seines Hauses geöffnet lässt und sich dann wundert, dass in seinem Haus Straftaten begangen wurden.

So viel also zum Gedanken freier WLANs. Zürcher, passt auf eure Nachbarn auf! So werden wir wohl außer über erst einmal kein freies Reise-WLAN für alle bekommen. Die Polizei hat dem 38-Jährigen übrigens inzwischen einen verhältnismäßig hohen Schadenersatz angeboten. Ob er sein WLAN bereits verschlüsselt hat, ist nicht überliefert …


 
 
 

2 Kommentare zu “Falsche Tür eingetreten: Polizei-Einsatz wegen ungesichertem WLAN”

  1. medienguerilla - 28. Juli 2009 um 13:50

    Freie Netze brauchen endlich eine starke Lobby. Sie müssen so langsam mal ernst genommen werden.

    Die Zeichen, welche Gerichte und Polizei setzen, sind einfach katastrophal. Schlimm genug, dass im Netz die Unschuldsvermutung nicht mehr gilt. Schlimm genug, dass ohne Verdacht geloggt und ausspioniert wird, was die Datenleitungen hergeben. Nun ist also auch jeder vogelfrei, der freie Netze betreibt.

    Politiker, die China, den Iran etc. dafür anklagen, freie Meinungsäußerungen zu unterbinden, finden es okay – nein: notwendig -, dass in Deutschland Überwachungssysteme installiert werden, die eben das bewirken: Verängstigung und Unterdrückung freier Meinungsäußerungen. Da bleibt nur abwählen, und zwar möglichst noch rechtzeitig.

    Stellt schon mal den Tee warm, Jungs, irgendwann ist das SEK auch bei Euch, und sei es nur, weil irgendein Hirni in der Dienststelle die IP falsch abgeschrieben hat.

  2. Kathrin - 29. Juli 2009 um 00:18

    Klar ist es problematisch Wlans einfach offen zu lassen. Da geht es auch um illegale Downloads oder Kinderporno-Seiten. Nicht jeder nutzt ein offenes Wlan um grade was zu twittern oder nach Ausflugszielen zu suchen.

    Aber es gibt ja durchaus Möglichkeiten das zu realisieren. Offen- im Sinne von kostenlos- muss ja nicht anonym sein. Wer nichts schlimmes vor hat wird sich auch nicht dagegen wehren irgendwie Kontaktdaten zu hinterlassen.

    Bei uns in der Schweiz kann man bei jedem McDonalds kostenlos ins Wlan wenn man seine Handynummer angibt und sich so einmalig freischaltet.

    Habt ihr das in Deutschland nicht? Ich nutze das schon ewig, McDonalds ist ja wirklich überall. Wenn das Supermarktkettenoder Kaufhausketten/Cafes auch so anbieten würden, bräuchte man keine privaten Wlans mehr…

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