13. Mai 2009 - Jürgen Vielmeier

Kennt Ihr das Gefühl, dass ausgerechnet Eure Frage in den FAQs nicht beantwortet wird? Oder dass Ihr der einzige seid, der sich für eine Frage interessiert, die allen anderen egal zu sein scheint? Wenn ja, lest weiter. Wenn nein, dann gebt Euch mit der Agenturmeldung darüber zufrieden, dass der Astronaut Mike Massimino von der Hubble-Mission twittert und über 240.000 Menschen ihm folgen, obwohl er kaum etwas schreiben wird. Niemand scheint zu fragen, wie er das eigentlich macht.
Gibt es an Bord des Reparaturschiffs eine Internetverbindung? Wenn ja, wie wird darüber die Verbindung zur Erde hergestellt? Benutzt “Astro Mike” zum Twittern ein Laptop, den Bordcomputer, ein Smartphone, sein Handy? Gibt es WLAN im Orbit? Und nachdem ich eine gute halbe Stunde vergeblich versucht habe, das herauszufinden und weil ich nur ein Online-Journalist bin, die bekanntermaßen mit begrenzten finanziellen und zeitlichen Ressourcen zu kämpfen haben, tue ich etwas, was noch nie ein Journalist zuvor getan hat: Ich gebe zu, dass ich etwas nicht herausgefunden habe. Und rufe Euch zur Mithilfe auf: Liest hier ein Experte mit, der mir sagen kann, wie – um alles außerhalb der Welt – Astro Mike twittert?
Ich richte in der Zwischenzeit eine Frage an die NASA und lasse im Hintergrund den offiziellen Bordfunk der Mission laufen. Die Astronauten wurden gerade mit dem Song “Upside Down” von Jack Johnson geweckt.
Anzeige
---
Update, 12.01 Uhr:
Okay, also zunächst einmal war ich wohl doch nicht der einzige, der sich diese Frage gestellt hat. (Schön zu wissen, dass man nicht alleine ist ;): Michael Friedrichs von Basic Thinking hat sich die Frage gestern auch schon gestellt. Kommentator NewsShit liefert dort die Erklärung:
Über den TDRS-Satellit und die KU-Band-Antenne gibt’s jede Menge Bandbreite. Da werden täglich HD-Videos, Fotos nach Houston geschickt und im Gegenzug Daten zum Shuttle hochgeladen.
FlashMueller hat im Web einen Beitrag gefunden, bei dem es genau um dieses Thema geht und NASA-Sprecher James Hartsfield folgende Erklärung abgibt:
There is no internet connection from the station or shuttle at this time. So, there is no way to tweet from space in the traditional sense. Massimino will probably be the first to tweet from space in a roundabout way, however. He will send whatever tweet he wants to send in an e-mail to the ground where support personnel will post it to his twitter account.
Es gibt also nur zu bestimmten Zeitpunkten am Tag eine E-Mail-Link-Verbindung zur Raumfähre, und das Personal der Bodencrew stellt die Nachrichten bei Twitter online. Das ist auch der Grund, warum Massimo keine regelmäßigen Nachrichten twittert. Nebenbei hat er laut Hartsfield ein hohes Arbeitspensum und deswegen kaum Zeit zum Twittern.
Danke an FlashMueller, Michael Friedrichs und den Erfinder des Croudsourcings! :)
Kein Problem:
http://blogs.orlandosentinel.com/etan_on_tech/2009/05/how-nasa-astronauts-are-able-to-tweet-from-space.html
;)
Bis kurz vor dem Start war es wohl über ein Handy/Blackberry, kann man dem Client ja anmutmaßen. Ich schätze mal, die haben da irgendeine Art Transporter installiert, wer weiß schon, wie viele Dollar da eine Nachricht im Endeffekt kostet. Für’s Image schadet’s nicht ;)
natürlich gibt es eine internetverbindung, irgendwie müssen die unmengen an experiment-daten ja auch von der station nach houston gelangen. was so ein mini-satellit kann, kann eine raumstation schon lange…
Vielleicht hat er ja ein Satelliten-Telefon mit Twitter-Client.
Satelliten hat er da oben ja genug. *lol* ;-)
Internet != Intranet.. ich glaube kaum, das die ihre Daten über eine öffentliche Leitung jagen. Es sei denn, es wäre billiger..
Vielleicht sollte ich noch quellen ergänzen:
“Mir was designed to be used with the Soviet Altair/SR geosynchronous voice and data relay satellites (figure 2-13). These are satellites operated under the ubiquitous Cosmos designation. The satellite system is sometimes designated SDRN (Satellite Data Relay Network) or Luch. A large antenna for radio communications with the Altair/SR system extends from the aft end of Mir.”
http://en.wikipedia.org/wiki/Altair_(satellite)
@knalli: dafür gibts ja VPN, wer intranet zu ner wissenschaftlichen einrichtung hat, kann mit VPN normalerweise auch ins internet
Jetzt bin ich verwirrt.
VPN ist eine Lösung für eine gesicherte Verbindung über eine unsicheres Netz (Internet).
Das heißt mit VPN komme ich über eine Internet-Verbindung in ein gesichertes Intranet, aber nicht umgekehrt.
Ein Intranet ist ein geschlossenes Netz, deshalb werden die auch den Teufel tun und ihre Forschungsdaten, die mehrere Millionen Euro wert sind, über eine öffentliche Verbindung schleusen.
Aber, dass es keine dauerhafte Internet-Verbindung auf Raumstationen gibt wundert mich doch schon ;-)
Mit Sicherheit (!) ist das gesamte System nicht online.. hallo, wenn da irgendwo ein Fehler passiert, kann dies weitreichende Folgen haben. Dort muss jedes Subsystem genau bekannt sein.. ich will nicht wissen, wie grotesk der Computer da oben funktioniert. :) WindowsMe bestimmt.
Ja Windows ME, ohne die ganzen Updates und Bugfixes, weil Internet ist ja nicht ;-)
[...] Wie Techcrunch meldet, denkt man bei Twitter schon über alternative Lösungen nach. Schade, dass der erste Tweet aus dem Weltall durch die Reply-Diskussion etwas untergegangen [...]
Cool, ich wurde verlinkt :-)
Allen, die noch mehr an der Raumfahrt interessiert sind, empfehle ich das Forum von http://www.raumfahrer.net (die aktuelle Mission STS-125 findet man im Bereich “Bemannte Raumfahrt”). Da wird so gut wie alles erklärt.
Unter anderem gibt es dort ein Mitglied, das scheinbar jeden Schalter im Shuttle kennt.
Zur Frage des Betriebssystems: Auf den Rechnern der NASA läuft Windows XP, was man sehr gut im Livestream von NASA-TV sieht, wenn z.B. das Mission Control Center gezeigt wird und der Bildschirmschoner auf einigen Displays läuft :-)