Monatsarchiv für Juli 2008

 
 

Die Bundesregierung führt Ende 2010 einen neuen Personalausweis ein, der auf Wunsch einen Extra-Chip enthält. Damit können Online-Käufer und -Verkäufer ihre Identität eindeutig nachweisen und für mehr Sicherheit beim Onlinekauf sorgen. Was die Bundesregierung als Komfortgewinn anpreist, wird von Datenschützern abgelehnt: Damit könne sehr viel Schindluder getrieben werden und der Staat wisse am Ende mehr über seine Bürger als er muss, so der Vorwurf. Viele Blogger schließen sich dem Lager der Skeptiker an.

focus.de, zoomer.de, sueddeutsche.de, toonpool.com, informelles.de, einzyniker.blogspot.com

Google hat das Wissensportal Knol in einer Beta-Version gestartet. Ähnlich wie Wikipedia sammelt Knol das Wissen der Massen. Bei Knol stehen aber einzelne Autoren im Vordergrund, die Google an den Werbe-Einnahmen aus ihren Beiträgen beteiligt. Andere Benutzer können die Beiträge bei Knol – anders als bei Wikipedia – nicht ändern oder ergänzen. Dafür sind mehrere konkurrierende Beiträge zum gleichen Thema möglich. Laut Google-Projektmanager Cedric Dupont soll Knol kein Wikipedia-Konkurrent werden, sondern friedlich daneben koexistieren. Dafür sind beide Angebote wohl auch zu unterschiedlich. Der Freshzweinull-Redaktion gefällt an Knol vor allem die Idee, Autoren an den Werbe-Erlösen ihrer Beiträge zu beteiligen. Ein Prinzip, das für andere Seiten Schule machen sollte, die auf Nutzer-generierte Inhalte setzen.

computerwoche.de, teltarif.de, blogpiloten.de, coldheat.de

Facebook hat auf der eigenen Entwicklerkonferenz F8 den Service „Connect“ vorgestellt. Damit können Facebook-Nutzer mit ihrer Kennung andere Web-2.0-Portale benutzen, ohne sich jedes Mal neu anmelden zu müssen. Der Dienst wird ab Herbst zur Verfügung stehen und zunächst für 24 Partner-Websites wie Digg gelten. Facebook wird damit nicht OpenID unterstützen, wie zunächst vermutet wurde, sondern eine Art Konkurrenzdienst erschaffen. OpenID macht es ebenfalls möglich, sich mit einer einzigen Kennung auf mehreren Websites anzumelden. Jüngst hatte MySpace seine Seite für OpenID geöffnet.

pressetext.at, mashable.com, zdnet.de, blog.tobcast.de, openid.net

Google hat in Google Maps eine Routenplanung für Fußgänger integriert. Diese bietet nicht nur eine genaue Wegbeschreibung, sondern auch einen auf den Meter genauen Entfernungsmesser mit Zeitangabe. So kann man zum Beispiel ausrechnen, dass der Weg von unserem Redaktionsbüro bis zur Stammkneipe nur 87 Meter oder 1 Minute beträgt – verlockend wenig! Google Fußweg ist noch im Beta-Stadium. Bereits jetzt hat das Tool aber schon eine Warnung für weniger friedliche Nachbarschaften eingebaut. So steht als Warnung vor jeder Wegplanung: „Seien Sie beim Laufen in unbekannten Gebieten vorsichtig.“

googlewatchblog.de, google.com/maps, planet.vaovaoweb.de

Google mal wieder etwas freundlicher: Der Internetgigant mischt sich in den Browser-Markt ein, allerdings ohne selbst einen eigenen Browser zu entwickeln. Google Gears ist eine plattformübergreifende Browsererweiterung, die wesentliche Online-Anwendungen wie Google Docs offline verfügbar macht und HTML 5 vorantreibt. Gears, das in Zukunft ohne Google im Namen auskommt, soll damit nicht in Konkurrenz zu den handelsüblichen Browsern wie Firefox, Opera oder Internet Explorer treten, sondern ein Teil von ihnen werden.

googlewatchblog.de, gulli.com

Dem „Spiegel“ ist mit dem Beitrag „Die Beta-Blogger“ die Provokation gegen deutsche Blogger gelungen. Die meisten seien unpolitisch, rechthaberisch, selbstbezogen und unprofessionell und dazu noch weit bedeutungsloser als ihre Kollegen in den USA, behaupteten die Spiegel-Autoren Markus Brauck, Frank Hornig und Isabell Hülsen.

Facebook hat seinen deutschen Klon StudiVZ wegen Missbrauchs geistigen Eigentums verklagt. Überraschend daran ist nicht einmal der Zeitpunkt (knapp drei Jahre nach dem Start von StudiVZ): Facebook kommt in Deutschland nicht gegen die VZs an. Die Fachwelt vermutet, dass Facebook StudiVZ bald übernehmen und durch die Klage den Kaufpreis drücken will. StudiVZ wirft Facebook vor, ein weltweites Monopol schaffen zu wollen. Nur taz.de nimmt den Streit mit Humor.

ftd.de, faz.net/blogs, spreeblick.com computernotizen.de, pressetext.at, taz.de

Google Mail hat ein Spamproblem. Der einst fast saubere E-Mail-Dienst beklagt inzwischen 27 Prozent Spam, seitdem die Registrierung namens Captcha immer leichter umgangen werden kann.

techcrunch.com, fokus-erfolg.de, navefluff.de

Wird am Ende doch nichts aus Googles groß angekündigter Handy-Revolution? Rund 30 freie Entwickler sind sauer, weil Google ihnen keinen Einblick in die neue Version des Software Development Kits (SDK) von Android gewährt und seit Februar nichts an dem eigentlich quelloffenen Betriebssystem verändert hat – trotz zahlreicher Fehler. Die neueste Version des SDKs haben nur 50 besondere Entwickler bekommen, die einen Android-Programmierwettbewerb gewonnen haben. Open Source sieht anders aus. Die freien Entwickler haben eine Petition unterzeichnet, um Google zum Reden zu bringen. Sie überlegen nun, zur Konkurrenz überzulaufen: Windows Mobile, Symbian oder Apples iPhone-Betriebssystem. Wäre wirklich schade, wenn aus Android nichts würde, denn erste Tests sahen viel versprechend aus. Aber vielleicht erreichen die Entwickler mit ihrer Petition wenigstens, dass Google einlenkt und aus Android eine wirkliche Open-Source-Software macht. Die meisten Blogger sind jedenfalls sauer auf Google und hätten ein solches Vorgehen nicht erwartet.

heise.de, googlewatchblog.de, tommasz.net, arstechnica.com

Was früher einmal auf MTV lief, Musikvideos nämlich, findet man inzwischen im Internet. Der Clue sind dabei Dienste, die nicht nach einem Video ruhig sind, sondern immer weiter Musik spielen – wie ein Musiksender eben. Hier bietet tape.tv seit Anfang Juli ein genauso einfaches wie durchdachtes Konzept. Eine schlichte, schwarze Seite mit kaum mehr als einem Flash-Player für Videos in der Mitte. Darüber ein kleiner Schaltkasten, der sich nach einiger Zeit ausblendet. Während im Hintergrund die Videos eingestreamt werden, kann man mit diesem Schaltkasten lauter und leiser stellen, zum nächsten Video vorspielen, das Lied direkt kaufen oder einen Künstlernamen eingeben, dessen Video man lieber sehen würde. Der Zuschauer wird also selbst zum Programmdirektor seines eigenen MTV.