Flipboard: App fürs iPad könnte die iPad-Träume der Verlage zunichte machen

In den USA ist man momentan von einer neuen iPad-App mit dem Namen Flipboard ganz angetan. Die App zeichnet sich dabei dadurch aus, dass sie Inhalte aus den sozialen Netzwerken wie Twitter und Facebook in Form eines klassischen Print-Magazins wieder aufbereitet. Die App wirft dabei eine Reihe von Fragen auf.

So stellt sich nun die Frage wie diese offenbar erstaunlichen Ergebnisse unsere Gewohnheiten Social Media auf dem iPad zu gebrauchen, verändern wird? Gibt es gar Änderungen auf den Journalismus im Allgemeinen zu verzeichnen? Bekommt die Verlagswelt einen Konkurrenten um die Anzeigengelder im Internet?

Das Konzept von Flipboard ist ziemlich einfach. Mithilfe der App werden die chronologisch sortierten und oftmals optisch nicht gerade angenehm aufbereiteten Inhalte aus Facebook und Twitter in Form gebracht, indem sie Layout-mäßig ansprechend im Magazin-Format neu bereitgestellt werden. Anstelle von unzähligen verkürzten Links wie man sie beim Microbloggingdienst Twitter wiederfinden kann, werden stattdessen die verlinkten Bilder und die ersten Zeilen des Textes angezeigt.

Einen optischen Eindruck von der neuen App kann man auch über das eingefügte Video gewinnen:

Flipboard schafft es so die User-generierten Web-Inhalte, die aus dem persönlichen Twitter- und Facebook-Netzwerk stammen, als eine Art Social-Media-Magazin aufzubereiten. Neben einem ansprechendem Äußeren, wird dem Leser so eine interessante Mischung aus persönlichen und allgemeinen Inhalten geboten. Aus diesem Grund ändert sich das Flipboard-Cover beim Aufrufen der Anwendung oft. Foto von Freunden, die gerade auf Facebook gepostet wurden, können so rasch das Deckblatt des eigenen Social-Media-Magazins einnehmen. Stefan Winterbauer von Meedia sieht einen großen Aha-Effekt bei der App und ist begeistert wie Flipboard die persönlich relevante Inhalte so attraktiv und professionell aufbereitet darstellt.

Flipboard berücksichtigt allerdings nicht nur die sozialen Medien. Vielmehr lässt es sich zu einer personalisierten Zeitung erweitern, indem beliebig Twitter-Feeds von Nachrichten-Agenturen, Blogs oder anderen Medien hinzufügt werde können. Alternativ lassen sich auch ganze Themen-Kanäle wie Politik, Technik und Film auswählen. Die Anwendung zeigt dem Leser dabei jeweils nur die ersten Sätze eines Textes an. Wessen Leselust geweckt worden ist, kann innerhalb der Flipboard-App zur Original-Website wechseln. Von dort kann er dann jederzeit zu Flipboard zurückspringen.

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Dies darf man als ein Zugeständnis seitens Flipboard an die Erzeuger der Inhalte werten. Die klassischen Verleger werden die neue App wohl eher skeptisch betrachten, da sie schließlich auf Inhalte anderer Anbieter zurückgreift. Privatpersonen, die beim Streuen von Nachrichten keine kommerziellen Interessen verfolgen, dürfte dies egal sein. Ganz anders sieht es bei den professionelle Medien aus, die von ihrer journalistischen Arbeit leben müssen. Die Befürchtung ist hier vermutlich groß, weitere Konkurrenz im Kampf um das ohnehin knappe Anzeigengeld hochzuzüchten. Schließlich will sich auch Flipboard mit Werbeanzeigen refinanzieren.

Das Magazin-Layout von Flipboard bietet den Werbekunden dabei einiges. Es können nämlich ganzseitige, grafisch ansprechende und interaktive Anzeigen geschaltet werden, die in Punkto Kreativität und Attraktivität einfach mehr zu bieten haben als gewöhnliche Internet-Werbung. Darüber hinaus planen die beiden Gründer Mike McCue und Evan Doll einige Inhalte in Zusammenarbeit mit den Produzenten als Paid-Content anzubieten.

Von diesem Konzept zeigt sich wohl auch die Finanzwelt angetan. Flipboard konnte so eine Finanzierungsrunde über 10,5 Millionen US-Dollar abschließen und einige bekanntere Investoren wie Business Angel Jack Dorsey für sich gewinnen. Dieser war auch schon einer der ersten Investoren bei Twitter. Seit Mittwoch kann man sich Flipboard in Apple`s App-Store besorgen. Allerdings sollen aufgrund der großen Nachfrage die Server überlastet sein, so dass die Anmeldungen bei Facebook und Twitter zeitweise nicht funktionieren

Die Hoffnung seitens der Verlage auf Rettung durch iPad und App-Store hatte von Anfang an etwas Illusionäres. Diese Erkenntnis wird durch die neue Anwendung lediglich verstärkt: Es gibt einfach zu viele freie Quellen im Internet. Apples Flash-Verbot kann multimediale Inhalte aus dem Web dank HTML5 nicht wirklich vom iPad fernhalten. Echter Journalismus ist sehr viel mehr als das Zusammentragen von Nachrichten. Wie er bezahlt werden soll, ist weiterhin ungeklärt.

[via: Meedia ; Bild: Flickr/Tom Raftery (CC)]