Suizide von Arbeitern: Steve Jobs verteidigt Foxconn

Es geht um die Arbeitsbedingungen und Selbstmorde bei Foxconn. “Sie sollten sich informieren.“, antwortete Steve Jobs auf die Mail eines Kritikers. “Wir machen mehr als jedes andere Unternehmen auf diesem Planeten”. Erst kürzlich sagte er in einem Interview, Foxconn sei kein „Sweatshop“. “They’ve got restaurants and swimming pools….For a factory, it’s a pretty nice factory.” Vor allem aber: Die Selbstmordrate bei Foxconn sei deutlich unter dem chinesischen Durchschnitt.

Steve Jobs würde sich ganz sich nicht so weit aus dem Fenster lehnen, wenn er nicht gut recherchierte Zahlen hätte. Nach verschiedenen Quellen haben die betreffenden Foxconn-Fabriken 300.000 bis 400.000 Mitarbeiter. Laut BILD hat China eine Selbstmordrate von 22 auf 100.000 Einwohner, laut Wikipedia sind es 14. (In Deutschland liegt dieser Wert übrigens bei 12.) Rein statistisch gesehen hätte es also bei Foxconn in den ersten fünf Monaten des Jahres eigentlich sogar mehr Suizide geben müssen. Abgesehen davon, dass ein solches Zahlenspiel unappetitlich klingt, hat Steve Jobs wohl recht. Was die Arbeitsbedingungen bei Foxconn betrifft, widersprechen sich allerdings die Aussagen.

Der taiwanesische Elektronik-Zulieferer, der Geräte für Apple und andere Hardware-Hersteller wie Dell oder Sony produziert, war bereits 2006 ins Gerede geraten, weil laut Mail on Sunday bei der Produktion des iPod unmenschliche Zustände herrschten. Die Rede ist von 15-Stunden-Tagen und Monatslöhnen in Höhe von 40 Euro (etwa die Hälfte des dort gültigen Mindestlohnes). Apples eigene Recherchen ergaben einen 12-Stunden-Tag bei einer 6-Tage-Woche und einem Monatslohn von 240 Euro bei freier Kost und Logis. Die Wahrheit scheint irgendwo in der Mitte zu liegen: Die Arbeitslöhne werden gerade angeblich um 30% auf 1200 Yuan angehoben – das sind etwa 143 Euro.

Jenseits solcher reinen „Eckdaten“ wird aber berichtet, dass die Fabrikarbeiter enormen psychischen Druck ausgesetzt sind. Es heißt, sie dürfen das Wohn- und Fabrikgelände nur mit besonderer Genehmigung verlassen, nur zu festgelegten Zeiten auf die Toilette gehen und während der Arbeit herrsche ein Sprechverbot. Richtig bekannt wurde der Skandal dann aber durch die bisher 11 Selbstmorde in den Fabriken. Gipfel des Zynismus: Foxconn-Arbeiter müssen sich mittlerweile schriftlich verpflichten, sich nichts anzutun. Um die Gebäudedächer wurden Netze gespannt. Angesichts solcher Berichte würde ich lieber nicht auf der Suizidrate herumreiten, wäre ich Steve Jobs. Allerdings gibt es auch ein anderes Gerücht: Angeblich will Apple 0,7% des Gewinns, den das Unternehmen mit iPads macht, den Foxconn-Mitarbeitern zukommen lassen.


 
 
 
 

Ein Kommentar zu “Suizide von Arbeitern: Steve Jobs verteidigt Foxconn”

  1. D8-Konferenz: Steve Jobs spricht über Flash, Foxconn, iPhone und Google - 2. Juni 2010 um 11:32

    [...] stellte zuerst einmal klar, dass Foxconn kein Sweatshop sei. Die Angestellten haben Restaurants und Swimming-Pools. Um die Suizide kümmert sich Apple [...]