YouTubes Produktmanager Shiva Rajaraman wartete im YouTube-Blog gestern mit einer interessanten Randnotiz auf: Die Möglichkeit, Videos auf einer Skala von 1 bis 5 Sternen zu bewerten, wird von den Zuschauern falsch verstanden. Er stellt die Frage, ob diese Bewertungsform nicht überholt ist und ob die Bewertungs-Systeme von Facebook und Last.fm nicht besser sind.

Diese – mathematisch unsinnige aber doch sehr – aussagekräftige Grafik zeigt an, wie die YouTube-Nutzer Videos bewertet haben. Das Ergebnis könnte deutlicher kaum sein: Fast jeder bewertet Videos mit 5 Sternen, Trolle auch hin und wieder mit einem Stern. So gut wie niemand bewertet ein Video mit 2, 3 oder 4 Sternen.

Für Rajaraman legt das die Vermutung nahe, dass viele Nutzer einfach jedem Video 5 Sterne geben, das ihnen gefällt, und andere Videos gar nicht bewerten. Dann wäre eine 5-Sterne-Skala aber überflüssig.

Gilt das für die 5-Sterne-Skala als solche? Auch bei Amazon oder im iTunes Store wertet die Mehrheit mit 1 oder 5 Sternen. Meist sind es Viel-Leser oder Top-Rezensenten, die auf der Skala 2, 3 oder 4 Sterne vergeben, weil sie den Vergleich zu richtig guten oder weitaus schlechteren Büchern/Titeln haben.

Als Alternative fragt Rajaraman seine Leser, ob ein zweistufiges-Bewertungssystem mit Daumen hoch und Daumen runter nicht aussagekräftiger wäre. Ähnlich funktioniert Facebooks Wertungsskala. Allerdings entschied sich das Freundenetz dafür, nur die freundliche Möglichkeit zuzulassen, Beiträge zu mögen.

Das entspricht einer Funktion auf Last.fm, bei dem man Beiträge per mit dem Klick auf ein Herzchen lieben kann. Der Google Reader hat ebenfalls ein Bewertungssystem, bei dem man gute Beiträge favorisieren kann.

Als Alternative gäbe es noch das 1-10-System, mit dem zum Beispiel die Filmseite IMDB Filme und die Datingplattform HotOrNot.com Personen bewerten lassen:

Aber auch hier orientieren sich die meisten Nutzer an den Enden und in der Mitte. Also warum nicht gleich ein dreistufiges Bewertungssystem einführen, wie es beispielsweise die Fernsehzeitung TV Spielfilm seit vielen Jahren pflegt: Daumen hoch, runter oder seitwärts:

Seitwärts könnte man zur Not auch weglassen. Wer keine Meinung zu etwas hat oder etwas weder gut noch schlecht findet, der würde bei einem Daumen-hoch-/Daumen-runter-System einfach gar nicht werten. Das ist das Modell, über das YouTube also nachdenkt und was die Zukunft der Bewertungsmatrizen sein soll. Die Gezeiten scheinen sich also zu ändern.

Bei einer Abstimmung im YouTube-Blog sprechen sich bislang zwei Drittel dafür aus, Bewertungen auf YouTube – in welcher Form auch immer – zu behalten. Ganz ohne Bewertungen wäre das Web 2.0 nämlich stinklangweilig.