Apple: Neues iPhone 3GS mit Videokamera und Kompass

Neues iPhone noch schneller: Apple hat auf der Keynote der Entwicklerkonferenz WWDC wie erwartet ein neues iPhone vorgestellt. Das iPhone 3GS ist deutlich leistungsfähiger als das bisherige iPhone 3G, trotzdem fehlt eine echte Killeranwendung. Außerdem stellt Apple neue MacBooks Pro und das neue Betriebssystem Mac OS X 10.6 “Snow Leopard” vor – letzteres zu einem überaus Microsoft-feindlichen Preis.

Das iPhone 3GS startet Anwendungen deutlich schneller als sein Vorgänger-Modell, die Message-Funktion ist laut Apples Marketing-Chef Phil Schiller 2.1-mal so schnell wie bisher. Schneller ist auch die Datenanbindung geworden: Das iPhone 3GS funkt mit HSDPA mit bis zu 7,2 MBit/s. Optisch hat sich derweil so gut wie nichts verändert: Das neue iPhone sieht von außen fast genauso aus wie das alte.

iPhone 3GS

Videokamerafunktion, MMS und Kompass, aber keine Frontkamera

Killeranwendung dürfte die einfache Videofunktion dank der neuen Kamera mit drei Megapixeln Auflösung sein. Sie bietet einen Autofokus, eine Makrofunktion und eine höhere Lichtempfindlichkeit für gute Kontrastwerte selbst bei dunkler Umgebung. 30 Bilder pro Sekunde, automatischer Weißabgleich und leichte Bedienbarkeit machen das iPhone 3GS wie erwartet zu einem Camcorder. Die Videos sollen sich mit Leichtigkeit bearbeiten und per Knopfdruck auf MobileMe, YouTube oder per E-Mail und MMS verschicken lassen.

Das neue iPhone verfügt über eine Sprachsteuerung und eine Kompassfunktion, die sich direkt mit Google Maps verwenden lässt. Was im Gegensatz zu den Gerüchten der vergangenen Tage hingegen fehlt, ist eine zusätzliche Frontkamera. Das Gerät ist nach wie vor nicht Multitasking-fähig, soll dafür aber einen Push-Mechanismus erhalten, der Daten im Hintergrund übers Netz empfangen und als Pop-up-Nachrichten anzeigen kann. Die eingeblendete Tastatur läuft nun auch im Querformat-Modus. Das Gerät erhält außerdem die bereits versprochenen MMS- und Copy-and-Paste-Funktionen. Der Akku ist bei WLAN-Betrieb um bis zu 50 Prozent leistungsfähiger. Auf Giftstoffe bei der Produktion wie Arsen, Brom und Quecksilber hat Apple verzichtet.

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Altes iPhone 3G kostet erstmals unter 100 Dollar

Die 16-GByte-Version wird in den USA mit Vertrag ab 199 US-Dollar kosten, die 32-GByte-Version 299 US-Dollar. Das iPhone 3G mit 8 GByte bleibt im Verkauf und wird mit Vertrag nur noch 99 US-Dollar kosten. In Deutschland geht das iPhone 3GS ebenso wie in den USA bereits ab dem 19. Juni in den Verkauf, also in nicht einmal zwei Wochen.

Schiller stellte auf der Keynote außerdem neue MacBooks Pro vor, darunter das bislang kleinste mit nur 13,3 Zoll Bildschirmdiagonale. Die neuen MacBook-Pro-Modelle wurden vor allem um Prozessorleistung, Festplatten- und Arbeitsspeicher erweitert und mit einem SD-Karten-Slot ausgestattet.

Pfeilschneller Schneeleopard zum Discountpreis

Eigentliches Sahnestück der Keynote ist Apples neues Betriebssystem “Snow Leopard” (Mac OS X 10.6), das im September erscheinen soll, und damit einen Monat vor Microsofts neuem System Windows 7. Die Entwickler haben 90 Prozent des Quellcodes von Snow Leopard überarbeitet und das System damit deutlich schlanker werden lassen: Es frisst sechs GByte weniger Festplattenspecher und soll mit der ebenfalls abgespeckten Standardsoftware deutlich schneller arbeiten.

Schiller sparte auf der Keynote nicht mit Seitenhieben gegenüber Microsoft. Er erwarte, dass auch Windows 7 zu mehr Kompexität und Schwierigkeiten führen werde. Besonderes Schmankerl: Mit 29 US-Dollar (und vermutlich auch Euro) wird das Upgrade von der Version 10.5 auf Snow Leopard konkurrenzlos günstig sein. Ein Erfolg des Systems ist Apple damit schon fast sicher.

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Star des Abends: Betriebssystem stiehlt iPhone die Show

Apple hat beim iPhone 3GS alles ein bisschen besser gemacht: Akkulaufzeit, Kamera, Videofunktion, schnellere Datenübertragung, leistungsfähigerer Prozessor, Kompassfunktion, Copy and Paste – alles besser und umfangreicher als beim iPhone 3G. Und dennoch: Das sind notwendige Verbesserungen, wie man sie innerhalb eines Jahres von jedem Handy-Hersteller erwarten kann. Eine echte Killerverbesserung fehlt. Kritiker können jetzt zu Recht anmerken, dass bereits der Vorgänger, das iPhone 3G, schon nahezu perfekt war. Trotzdem ist der Sprung von 3G zu 3GS nicht mehr so hoch. Mit dem Palm Pre ist damit ein Gerät auf dem Markt, das auch mit dem iPhone 3GS gut konkurrieren kann.

So hat meines Erachtens ein Schneeleopard dem neuen iPhone an diesem Abend die Show gestohlen: Das neue Mac OS X 10.6, das Schiller vorgestellt hat, scheint eine echte Revolution unter den Betriebssystemen zu sein. Ein sehr schlanker Vertreter seiner Zunft, der den Weg in die Zukunft nicht nur aufzeigt, sondern bereits selbst beschreitet: Weg von immer leistungshungrigeren, größeren Systemen. Hin zu kleinen Systemen, die auch auf Netbooks oder anderen mobilen Geräten laufen könnten. Die Grenzen könnten hier bald verwischen. Ein Mac OS X 10.7 könnte mit einem iPhone OS dann identisch sein. Das ist die eigentliche Top-Meldung des Abends, und das ist weiterhin Meilen vor Microsoft.

Foto: Apple

10 Gedanken zu „Apple: Neues iPhone 3GS mit Videokamera und Kompass“

  1. Der Preis von Snow Leopard hat mich auch überrascht – gilt allerdings nicht für Tiger-Nutzer, oder? Ich bin jedenfalls gespannt, ob die weiße Katze auf meinem iBook besser als ihre Vorgängerin läuft.

  2. Ich verstehe nicht was am neuen Leoparden so toll sein soll. Seien wir doch mal kurz ehrlich.

    - 64 BIT, das können andere System schon seit langem. auch Windows. Es ist nur konsequent das nun auch ein OS X dies beherscht. Und klar sind 64 Bit schneller als 32 Bit.
    - 6 GB schlanker als 10.5. Wenn wundert das denn, wenn man sich nur noch auf Intel CPU’s konzentriert und den PPC code aus den Anwendungen draussen lässt?
    - Schnellere Installation, klar, werden ja 6GB weniger an Daten kopiert.

    Alles in allem sehe ich 10.6 als gelungene Produktpflege an. Aber richtig innovativ ist das alles in meinen Augen nicht.

  3. Ich sehe auch keinen so bedeutenden Schritt in der Entwicklung des Betriebsystems. Genauso beim iPhone. Nichts was mich vom Hocker reist.

    Bei mir landet auf jeden Fall Windows 7 auf dem Rechner. Und ich war mit Vista auch schon zufrieden. Verstehe den ganzen negativen Hype nicht. Hatte mal ein MacBook, das aber nach nem halben Jahr bei E-Bay landete.

  4. Der Hype muss, gerade aus Apple-Kreisen gemacht werden. Mir zeigt das, und die Tatsache, das 10.6 unbedingt vor Win7 verkauft werden soll, das Apple MS hier ganz schön ernst nimmt. Im Gegenzug zu 10.6 ist Win7 auch ein echter Fortschritt. Das kann man aber ja so gar nicht zugeben. Ich selbst arbeite mit beiden Systemen und wähle jeweils das für die Aufgabe bessere aus. 10.5 wollte ich z.B. unbedingt auf meinen Macs haben. 10.6 ist mir nicht so wichtig. Hier werde ich die ersten Realeses wohl abwarten, und mir die Bugs ansehen.

    Gruß Borys

  5. 10.7 ist keine Revolution? 64bit können andere auch schon bereits? Also bei mir lief ein 64bit Windows meißt doppelt so langsam bis gar nicht. Allein was für ein Mist da in der Registry abläuft ist ohne Worte. Und wer OpenCL und Co. als nicht Revolutionär ansieht hat zweifelslos etwas nicht verstanden. Und nein, ich bin kein Apple Fan Boy sondern ein MS Entwickler!

  6. 10.7 kenne ich nicht. Aber was ich von 10.6 gesehen und gelesen habe haut mich nicht gerade so aus den Socken. Es ist eine schöne Produktpflege, ohne Zweifel. Was OpenCL etc. angeht, so muss sich diese Technik erstmal beweisen. Von Entwicklersicht durchaus mehr als interessant, muss sich das alles auch für den Anwender rechnen. Und ich denke noch mit schrecken an die Update-Marathons, die ich hier mit 10.5 hatte bis alles sauber lief.

    Fazit: Sehr interessant, aber nicht unbedingt den Hype wert, der darum gemacht wird.

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